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Lieder eines musikalischen Nomaden – Stephan Micus: Nomad Songs

Auf “Nomad Songs”, seinem 21. Album für ECM, stellt der musikalische Globetrotter Stephan Micus seinem Publikum wieder neue exotische Instrumente vor.
Stephan Micus
Stephan Micus© Simon Broughton / ECM Records
25.06.2015
“Autodidakten übertreiben immer”, behauptete einst Theodor Fontane. Stephan Micus ist Autodidakt. Und er hat sich im Laufe von rund 40 Karrierejahren nicht nur ein oder zwei Instrumente selber beigebracht, sondern gleich ein ganzes Arsenal. Die Alben, die er in diesem Zeitraum aufnahm, ergeben tatsächlich eine Art Kompendium exotischer Instrumente. Es dürfte heute leichter sein, eine Liste mit all den Blas-, Zupf-, Streich- und Perkussionsinstrumenten anzufertigen, die Micus noch nicht gespielt hat, als umgekehrt. Jetzt könnte man von dieser Liste wieder zwei Instrumente streichen.
Denn auf seinem neuen Album “Nomad Songs”, seiner 21. Aufnahme für ECM, übernehmen zwei “neue Exoten” die Hauptrollen: die Genbri, eine mit Kamelhaut überzogene Laute, die von Gnawa-Musikern in Marokko gespielt wird, und das Ndingo, ein Lamellophon, das einer Kalimba ähnelt und aus Botswana stammt. Wie immer hat Micus diese Instrumente aus ihrem ursprünglichen Kontext gelöst, um mit ihnen eigene Klangwelten zu erschaffen. Seine “Nomad Songs” verbleiben nie an einem Ort. Micus konzipierte das Album sorgfältig so, dass er beständig rhythmischere Stücke (wie “The String”) mit meditativeren (wie “The Stars”) alterniert.
“Da die Genbri eine tiefe Stimmlage hat und das Ndingo eine hohe, ergänzen sich gegenseitig ziemlich gut”, sagt Micus. “Die Genbri hat einen trockenen Klang, der sehr erdverbunden und urwüchsig ist. Das Ndingo klingt hingegen sehr luftig und eher wie  Glöckchen.” Man könnte sagen, dass die Genbri in der Nomadengeschichte, die uns Micus hier erzählt, die männliche Hauptrolle spielt und das Ndingo die weibliche. Zum Einsatz kommen darüber hinaus noch Flöten – die japanische Shakuhachi und die ägyptische Nay -, Tin Whistles, verschiedene Gitarren und zwei Lauten, die zwar ähnliche Namen haben, aber sehr unterschiedlich klingen: Die mit Ziegenfell überzogene afghanische Rubab hat einen kraftvollen, muskulösen Klang, während  die mit Schlangenhaut bespannte Rawab der Uiguren höher gestimmt ist und delikater klingt. Darüber hinaus singt Stephan Micus in einer von ihm erfundenen Sprache, die er schon auf früheren Alben verwendete: "Es ist keine Sprache mit einem Vokabular, ihre Worte dienen lediglich dazu, Emotionen auszudrücken. Ich denke, dass sie jeder irgendwie verstehen kann – nicht intellektuell, aber emotional und intuitiv.
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