Samara Joy | News | Auf den Spuren von Sarah, Ella und Billie - ein neuer Stern am Jazzhimmel

Auf den Spuren von Sarah, Ella und Billie – ein neuer Stern am Jazzhimmel

Auf ihrem Verve-Debüt beweist die erst 22-jährige Samara Joy, dass sie eine der bestechendsten Stimmen unter den Jazzsängerinnen der neuen Generation besitzt.
Samara Joy
Samara Joy(c) Meredith Truax
15.09.2022
Das Album “Linger Awhile” auf CD, LP und als exklusive Sonderedition in rotem Vinyl finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
Was für eine Stimme, was für eine Ausstrahlung und was für ein Jazz-Feeling! Mit gerade einmal 22 Jahren verfügt Samara Joy bereits über alles, was eine große Jazzsängerin ausmacht: eine makellose Intonation, eine wunderbare Phrasierung, eine glasklare Artikulation und schier unglaublichen rhythmischen Drive. Auf “Linger Awhile”, ihrem ersten Album für das traditionsreiche Label Verve Records, beweist sie eindrucksvoll, dass sie das Zeug dazu hat, die Fackel von legendären Verve-Ikonen wie Ella Fitzgerald, Billie Holiday und Sarah Vaughan weiterzutragen.
Um so erstaunlicher ist, dass Samara erst als 18-Jährige damit begann, sich mit dem Jazz auseinanderzusetzen. Doch seitdem entwickelte sie sich in Überschallgeschwindigkeit weiter. Schon zwei Jahre nach ihrer Initiation triumphierte sie – noch unter ihrem vollen Namen Samara Joy McLendon – beim der Sarah Vaughan International Jazz Vocal Competition. “Als McLendon die Bühne betrat, rang das Publikum hörbar nach Luft”, berichtete hinterher Keanna Faircloth vom US-amerikanischen Radiosender WBGO. “Sie trug ein violettfarbenes Samtkleid mit atemberaubendem Strassschmuck und hatte ihr Haar zu einem eleganten Dutt gebunden. McLendons Darbietung von ‘Perdido’ machte klar, dass sie diejenige war, die es zu schlagen galt. Die Leichtigkeit, mit der sie scattete, gepaart mit ihrer natürlichen Gelassenheit und Anmut, die über ihr tatsächliches Alter hinwegtäuschte, erinnerte auf unheimliche Weise an ‘die Göttliche’. Es war unverkennbar, dass sie den majestätischen Geist von Sarah Vaughan verkörperte.” Der Produzent Matt Pierson, der gemeinsam mit Dee Dee Bridgewater und Jane Monheit in der Jury saß, war so begeistert, dass er wenig später Samaras Debütalbum produzierte.
Für ihr nunmehr zweites Album “Linger Awhile” tat sich die in der Bronx aufgewachsene Sängerin erneut mit dem überaus erfahrenen Matt Pierson zusammen, in dessen Produktionsportfolio sich u.a. die Namen von Joshua Redman, Brad Mehldau, Larry Goldings und Mark Turner wiederfinden. Begleitet wird Samara auf dem Album von einem Quartett gestandener Jazzinstrumentalisten, von denen zwei – Gitarrist Pasquale Grasso und Schlagzeuger Kenny Washington – zu ihren Lehrern an der State University of New York in Purchase gehörten. Die beiden anderen sind Pianist Ben Paterson und Bassist David Wong. An ihrer Seite swingt Samara mit fast schon übernatürlicher Sicherheit unaufdringlich und doch kraftvoll durch ein aus Standards geschickt zusammengestelltes Repertoire.
Es gibt aufpolierte, schimmernde Versionen von bestens vertrauten Perlen wie Erroll GarnersMisty”, Harry Owens und Vincent RosesLinger Awhile” und dem Gershwin-Klassiker “Someone To Watch Over Me”, die den Zuhörer in einen romantischen Supper Club längst vergangener Zeiten zu entführen scheinen. Aber Samara präsentiert auch einige weniger bekannte ältere Nummern wie Ronnell BrightsSweet Pumpkin” oder Frank Loesser und Jimmy McHughs Can’t Get Out Of This Mood”. Ein absolutes Highlight ist ohne Zweifel ihre originelle Interpretation von Thelonious Monks ‘Round Midnight”, bei der zu dem Quartett noch ein Bläser-Trio mit Tenorsaxofonist Kendric McCallister, Trompeter Terell Stafford und Posaunist Donavan Austin stößt.
“Samara Joys Herangehensweise ist so natürlich, selbstbewusst und lässig, dass es unmöglich ist, sie nicht zu mögen”, urteilte die JazzTimes über die junge Sängerin. Und zu diesem Schluss dürften auch alle Hörer/innen ihres neuen Albums kommen.
Live in Deutschland:
11. & 12. Oktober – Köln – King Georg Jazz-Club 
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