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New Yorker Spitzentrompeter – Ralph Alessi verbindet Lyrismus mit quecksilbrigen Melodien

Drei Jahre nach seinem gefeierten ECM-Debüt meldet sich Trompeter Ralph Alessi mit dem beeindruckenden neuen Quartett-Album “Quiver” zurück.
Gary Versace, Drew Gress, Ralph Alessi, Nasheet Waits
Gary Versace, Drew Gress, Ralph Alessi, Nasheet Waits© Caterina di Perri/ECM Records Anat Fort
19.02.2016
Vor drei Jahren gab der New Yorker Trompeter Ralph Alessi mit “Baida” sein ECM-Debüt als Leader. Es war das Album, “bei dem sich für ihn alles zusammenfügte”, schrieb die JazzTimes damals. “Es ist ein wundervoll kohärantes Statement, aber seine Sehnsucht nach gegensätzlichen Energien hat er nicht unterdrückt. Es ist nicht nur sein versiertestes Album, sondern auch ein Kandidat für den Titel ‘Bestes Album des Jahres’.” Im Mannheimer Morgen meinte Georg Spindler: “Auf ‘Baida’ klingt er schlichtweg spektakulär: mit bestechender Präzision, brillanter Improvisationskraft und bezwingender Phrasierungsfantasie. […] Mit einer grandiosen Band streift Alessi durch eine Vielzahl von Stilen und Stimmungen; freie Schwebeballaden, fulminante Free-Ausbrüche, vertrackte Themen-Abstraktionen, hinreißend melodische Songformen. Traumhaft gut!”
Mit “Quiver” hat Alessi nun im Quartett mit Pianist Gary Versace, Bassist Drew Gress und Schlagzeuger Nasheet Waits einen Nachfolger geschaffen, der durch quecksilbrige Melodieentwicklungen und subtil aufgeladene Rhythmen besticht. Alessis Spiel auf diesem Album ist von einer lyrischen Qualität, die an Miles Davis oder Kenny Wheeler erinnert.
Alessi ist seit langem als “musician’s musician” bekannt, ein gefragter Trompeter in New York, der buchstäblich alles vom Blatt spielen kann und als Improvisierer in den Gruppen von Steve Coleman, Uri Caine, Ravi Coltrane, Fred Hersch und Don Byron glänzte, aber natürlich auch mit eigenen Bands auftritt und Alben macht. Seine Qualitäten als Leader zeigte Alessi aber besonders auf “Baida” und jetzt wieder auf seinem neuen Album “Quiver”. Für den hochgeschätzen Jason Moran, der auf “Baida” einige Glanzlichter setzte, nahm diesmal Gary Versace auf der Klavierbank Platz. In seiner Solo-Einleitung zum Opener “Here Tomorrow” setzt sich Versace mit arpeggiando gespielten Akkorden gleich poetisch in Szene.
“Gary greift die Ansätze von Jason auf, ist ihm im Geiste gleich, hat aber einen ganz eigenen Stil”, sagt Alessi. “Dies ist weit offene Musik mit viel Interpretationsspielraum, besonders für das Klavier. Der Pianist kann eine melodische Rolle übernehmen, harmonische Anregungen geben, Dinge ausgestalten – und Gary tut all dies auf absolut kreative Weise. Was ich an ihm am meisten mag, ist, dass er ein konzentrierter Improvisierer ist, dessen Improvisationen schn fast spontane Kompositionen sind.” In Drew Gress und Nasheet Waits steht Alessi und Versace ein elastisches Rhythmusgespann zur Seite, das ihren Trompeten- und Klavier-Improvisationen ganz intuitiv folgt und die Musik immer dezent vorantreibt.