Nylon | Offizielle Biografie

Bandinfo – Biografie

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Mit dem dritten Album von Nylon darf sich niemand mehr über mangelnde Romantik im deutschen Pop beklagen – versprochen. Die Band um Sängerin Lisa Bassenge startet nach überschwänglichem Lob nun mit “10 Lieder über Liebe” durch. Statt Augenzwinkern bestimmen Ehrlichkeit und Authentizität die Stimmung des Albums. Die Musik wuchs aus den Bandmitgliedern wie zufällig heraus, eine Spiegelung ihres derzeitigen Lebensgefühls. Nylon nimmt so die Hörer auf eine intime Reise in die eigene Welt der Sehnsüchte mit.

Bei den Vorgängeralben “Eine kleine Sehnsucht” und “Die Liebe kommt” spürte man noch eine winzige Unsicherheit, ob die Hinwendung zu deutschem Chanson nun ernst oder doch mit hochgezogener Augenbraue verstanden sein soll. Doch dem Erfolg tat das keinen Abbruch. Ein befreiendes Rauschen ging durch die Feuilletons – ob der mutigen Wendung zu deutscher Musik und deren eleganter Präsentation. Vom legendären Konzert der Band auf dem Badeschiff an der Arena in Berlin redet die Stadt noch heute. Dabei hatte alles als schlichte Kneipenidee begonnen, die dann zu einem Demo führte, das bei Universal Music Begeisterungsstürme auslöste und die Grundlage eines echten Überraschungserfolges war. Klar, die Musiker kennen sich schon lange, Bassist Paul Kleber und Lisa Bassenge sogar schon eine kleine Ewigkeit aus gemeinsamen Hochschulzeiten. Mit anderen wie Sebastian “Hagen” Demmin wurde die Band Micatone geboren und Arnold Kasar (bekannt von Atomhockey) kennt man seit Urzeiten vom Sonar Kollektiv. Lisa und Paul sind zudem der Kern der Lisa Bassenge Band, was zu einer besonders vertrauten Zusammenarbeit führt. Deren Früchte liegen nun mit “10 Lieder über Liebe” vor.

Probiert man das Spiel mit dem Albumtitel und sucht nach dem einen nicht von der Liebe handelnden Lied, setzt beim Hören von “10 Lieder über Liebe” die Gewissheit ein, dass sich die Band mit diesem Album in neue Sphären begibt. Die Mischung aus eigenen und fremden Kompositionen ist geblieben, doch die Art der Umsetzung gibt sich einer mal entspannten, mal verzehrenden Gelassenheit hin, die Tempo gegen Tiefe tauscht. Eine Tiefe, die man in dieser Art von den besten Stücken der Band Element of Crime kennt.

Die Produktion bestreitet neuerdings Samon Kawamura. Er sorgt mit der Band für einen in sich kompakteren Sound, der mit seinen Soul-, Hiphop- und Ambientanleihen immer noch in der Clubkultur wurzelt, sich aber wunderbar zeitlos anfühlt. So formt sich aus den verschiedenen Stücken ein homogenes Album, bei dem nicht einmal ein Unterschied zwischen Coverversionen und Eigenproduktionen zu hören ist. Die eigenen Lieder stehen den Vorlagen der Großen in nichts nach.

Ein “Hauch von Frühling” breitet sich bei “Lass mich nicht gehen” aus. Der Hauch – ist eine der drei Einlagen Manfred Krugs, neben “Das geht mir ans Herz” und “Sie”. Bei so viel Chanson-Charme kann der Liebling Kreuzberg nur versonnen seine grüne Götterspeise löffeln. Die gute Bekannte Marlene Dietrich schaut von oben vorbei – das Antikriegslied “In den Kasernen” erfährt dank meditativer Rhodesklänge eine tiefe, moderne Eindringlichkeit. Hildegard Knef ist wieder mit von der Partie, genauso wie auch Carole King, deren Song in der deutschen Interpretation von Lisa Bassenge eine ganz eigene, aktuelle Note bekommt. “So weit, so weit” handelt von Fernbeziehungen, modernem Nomadentum und großer Welt. Zu diesen Stücken gesellen sich die eigenen wie “Damals”, “Ein Tag, den du magst” oder “Ausgedacht”, ohne wie früher noch Brüche zuzulassen. Gerade “Ein Tag, den du magst” ist ein Blueprint für musikalische Sehnsucht. Sängerin Lisa wurde hierzu bei einem Aufenthalt in Köln inspiriert. Sie sehnte sich in das Berlin zurück, in dem man die Nächte durchmacht und die morgendlichen Stunden in ihrer unwirklichen Schönheit als Krönung empfindet.

Nylon leiten mit “10 Lieder über Liebe” das deutsche Chanson in eine hoffnungsvolle Zukunft.
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