Marisa Monte | Offizielle Biografie

Biografie: Mai 2006

Marisa Monte
Marisa Monte
Marisa Monte
“Universo Ao Meu Redor”
“Infinito Particular”

Marisa Monte hat mit “Marisa Monte” (1989), “Mais” (1991), “Rose & Charcoal” (1994, brasilianischer Titel “Verde, Anil, Amarelo, Cor-de-Rosa e Carvão”), “A Great Noise” (1996, “Barulhinho Bom”) sowie “Memories, Chronicles & Declarations Of Love” (2000, “Memórias, Crônicas, e Declaracões de Amor”) bislang fünf Alben unter eigenem Namen veröffentlicht. Das ist nicht unbedingt viel für eine Künstlerin, die seit Anfang der neunziger Jahre in Brasilien Superstar-Status genießt und seit vielen Jahren auch Hunderttausende von Bewunderern in der restlichen Welt hat – allein von “Rose & Charcoal” wurden bis heute mehr als 750.000 Einheiten verkauft. Jetzt allerdings dürfen sich die Anhänger der am 1. Juli 1967 in Rio de Janeiro geborenen Sängerin gleich über zwei neue Alben freuen. “Universo Ao Meu Redor” und “Infinito Particular” unterscheiden sich schon beim ersten Hören deutlich voneinander, und natürlich ist Marisa gleichermaßen stolz auf beide: “Sie wurden wie Zwillinge zur gleichen Zeit erschaffen, und jetzt kommen sie am gleichen Tag auf die Welt. Trotzdem, sie sind sehr unterschiedlich. Jedes hat seine eigene Geschichte. Jedes spricht mit einer eigenen Stimme. Sie sind wie zwei unterschiedliche Fotografien, auf denen sich viele verschiedene Menschen mit mir in der Mitte befinden.”

“Universo Ao Meu Redor” ist ein Album, das auf grandiose Weise dem Geist des Samba nachspürt. Für das Verständnis dieses Albums sollte man wissen, dass Marisas Vater Carlos Monte einer der Leiter der Portela-Sambaschule ist, eine der ältesten und zugleich legendärsten Sambaschulen in Rio. “Infinito Particular” dagegen versammelt Songs, die Marisa im Laufe der Jahre neben hunderten weiteren zunächst als Skizzen auf Kassetten festgehalten hat und die jetzt, nunmehr brillant produziert, das Herz jedes Monte-Liebhabers höher schlagen lassen.

Aber der Reihe nach: Bereits 1999 hatte Marisa mit Phonomotor ihr eigenes Label gegründet, wo als erste Veröffentlichung mit “A Velha Guarda Da Portela” eine von ihr produzierte Sammlung mit traditionellen Sambas aus der Portela-Sambaschule erschien. Wenige Jahre später, während der Einspielung ihres erfolgreichen “Tribalistas”-Projekts mit Arnaldo Antunes und Carlinhos Brown, bemerkte Marisa, dass sie schwanger war. Das für diverse Grammies nominierte “Tribalistas”-Album erschien 2003 im gleichen Monat, in dem ihr erstes Kind zur Welt kam. In den nächsten Monaten blieb die Musikerin, die zuvor nicht selten mehr als ein Jahr lang auf Tour war, erstmals für längere Zeit zu Hause. Und diesmal tauchte sie noch tiefer in die Geschichte des Samba ein, führte lange Gespräche mit Portela-Legenden wie Monarco, Paulinho da Viola, D. Yvonne Lara und nicht zuletzt ihrem Vater. Für “Universo Ao Meu Redor” spielte sie schließlich Samba-Klassiker von Jaime Silva, Dona Yvonne, Casemiro und Moraes e Galvao ein – mancher davon über fünfzig Jahre alt, für das aktuelle Album indes absolut zeitgemäß arrangiert und interpretiert. Dazwischen finden sich allerdings auch neue Kompositionen von Monte und ihren Weggefährten Arnaldo und Carlinhos, und “Statue Of Liberty” wurde gemeinsam mit Stargast David Byrne komponiert und eingespielt. “Ich würde sagen, dass sich dieses Album eher auf die Atmosphäre des Samba als auf den Samba selbst bezieht”, erklärt die Künstlerin. “Es geht um seine grundlegenden Motive: Liebe, Natur, Musik, das Menschliche, das Zwitschern der Vögel, das Landhaus mit dem Holzzaun, das Zusammenleben durch Kunst…”

Marisas jetzt ebenfalls erscheinendes Album “Infinito Particular” entstand in einem ganz anderen Kontext: “Noch während ich meine Gespräche über Samba führte, begann ich, meine gesamte Kassettensammlung zu digitalisieren. Ich wollte zunächst nur die Aufnahmen meiner Kompositionsschritte sichern. Es handelt sich immerhin um Musik, die über den Zeitraum von fünfzehn Jahren komponiert wurde. Manches davon komplettiert, anderes nur locker skizziert. Fast hundert Kassetten, alle von mir durchgehört, bearbeitet und sortiert. Dieses Wiederhören ließ mich noch einmal in Kompositionen verschiedener Phasen eintauchen – nicht nur diejenigen mit alten Kollegen wie Carlinhos und Arnaldo, sondern auch mit Newcomern wie Seu Jorge, Adriana, Yuka, Leonardo Reis und Rodrigo Campelo. Und irgendwann hatte ich dann das Material für ein weiteres Album.” Entstanden ist dabei ein erstaunlich homogenes Werk, das zudem durch berauschende Arrangements von Philip Glass, Eumir Deodato und Joao Donato besticht. Für die Produktion zeichnete Alê Siquiera verantwortlich, der mit Marisa bereits für das Tribalistas-Projekt arbeitete.

Mit der gleichzeitigen Veröffentlichung von “Universo Ao Meu Redor” und “Infinito Particular” unterstreicht Marisa Monte, dass sie mit ihrem ebenso flexiblen wie charmanten Mezzo-Sopran sowohl klassischen Samba wie auch den gegenwärtigen Stand der Música Popular Brasileira (MPB) faszinierend zu umschmeicheln vermag. Live sowieso: Wenn die beiden Alben erscheinen, ist die charismatische Sängerin längst wieder auf Tour – im September und Oktober auch auf ausgewählten europäischen Bühnen.

www.marisamonte.com.br

Mai 2006