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Keith Jarrett und Charlie Haden mit neuem Duo-Album “Last Dance”

Wie schon auf dem Erfolgsalbum “Jasmine” zelebrieren Keith Jarrett und Charlie Haden auch auf “Last Dance” die hohe Kunst des intimen Duospiels.
Keith Jarrett & Charlie Haden
Keith Jarrett & Charlie Haden© ECM Records
12.06.2014
Charlie Haden hat ein für einen Bassisten ungewöhnliches Faible. Er mag es ganz besonders, im Duo aufzutreten. In seiner annähernd 60 Jahre umspannenden Karriere nahm er in dieser intimen Konstellation schon zahlreiche Alben auf. Mit Pianisten wie Hampton Hawes, Denny Zeitlin, Kenny Barron, Hank Jones und Chris Anderson oder Gitarristen wie Pat Metheny, Egberto Gismonti, Jim Hall und Carlos Paredes. Sowie natürlich mit Keith Jarrett. Ein ganzes Jahrzehnt lang – von 1966 bis 1976 – hatten die beiden in diversen Formaten eng miteinander gearbeitet.  Als Jarrett dann sein amerikanisches Quartett auflöste, nahm Haden als erstes ein Album namens “Closeness” (Nähe, Innigkeit) auf. Zu hören war er darauf in Duetten mit vier verschiedenen Partnern, die ihm damals nahestanden: Ornette Coleman, Alice Coltrane, Paul Motian und Keith Jarrett. Rund dreißig Jahre später führten die Dreharbeiten für einen Dokumentarfilm über Haden die beiden alten Freunde wieder zusammen. Der Funke sprang erneut über und sie zogen sich für entspannte Duo-Sessions in Jarretts Heimstudio zurück. Der erste Teil der dabei entstandenen Aufnahmen erschien 2010 auf der CD “Jasmine”. Nun folgt mit “Last Dance” der zweite Teil.
“Ich habe mein Spiel in meinem Studio hier zu Hause regelrecht entgiftet”, verriet Keith Jarrett 2007, als diese Einspielungen entstanden, in einem Spiegel-Interview. “Ich ließ überflüssige Noten weg und konzentrierte mich aufs Wesentliche.” Das klingt, als hätte er Charlie Hadens ewiges Credo verinnerlicht. Denn der stoische Bassist war nie ein Freund virtuoser Geschwätzigkeit, sondern stets ein Verfechter raffinierter Notenökonomie. Kein Wunder also, dass die beiden wie für einander geschaffen sind. “Das Interplay wirkt ruhig, gelassen und schlafwandlerisch sicher”, schrieb die Neue Zürcher Zeitung in einer Rezension von “Jasmine”. “Die Partner mochten die Kompositionen – alte, eher selten gespielte Standards… – nicht groß variieren, dekonstruieren. Sie ließen sich auf die musikalische Vorgabe quasi wie auf ein momentanes Schicksal ein. Statt die Stücke zu verfremden, verklären sie diese.”
Auch das Repertoire von “Last Dance” besteht aus Standards und Liebesliedern. Diesmal interpretieren Jarrett und Haden u.a. Thelonious Monks “Round Midnight”, Kurt Weills “My Ship”, Bud Powells “Dance Of The Infidels” und Cole Porters “Ev’ry Time We Say Goodbye”, Letztere hatte Haden mit seinem Quartet West 1991 schon einmal wundervoll und kaum übertreffbar für das Album “Haunted Heart” eingespielt. Doch nun legen Jarrett und Haden mit ihren Duo-Versionen die Meßlatte noch ein Stückchen höher. “Wenn wir zusammenspielen, dann ist es, als ob zwei Menschen miteinander singen”, sagt Jarrett über sein Duo mit dem Bassisten. Und Haden ergänzt: "Keith hört wirklich hin, und ich höre auch hin. Das ist das Geheimnis. Es geht um das Zuhören.
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