Julia Hülsmann | Offizielle Biografie

Biografie

Julia Hülsmann
Julia Hülsmann
Als Julia Hülsmann vor etwas mehr als zehn Jahren mit Bassist Marc Muellbauer und Schlagzeuger Rainer Winch ihr erstes Album aufnahm, hieß es in der Berliner Morgenpost noch: “Hier spielt keine pianistische Elfe, sondern eine Powerfrau.” Seitdem hat die Pianistin fünf weitere Alben unter eigenem Namen aufgenommen und längst einen ganz anderen Ruf erworben: Bei der Besprechung ihres ersten ECM-Albums “The End Of A Summer” meinte Peter Ruedi 2008 in der Zeit, dass sie “als Pianistin und Komponistin eine Lyrikerin” sei. Und die Süddeutsche Zeitung ernannte sie damals zum “Feingeist unter den deutschen Jazzpianisten”.

Dass Julia Hülsmann so oft als “Lyrikerin des deutschen Jazz” bezeichnet wird, hat sicher auch mit den Alben zu tun, die sie nach ihrem Debüt aus dem Jahr 2000 veröffentlichte. Denn auf denen präsentierte sie mit ihrem Trio (in dem Heinrich Köbberling den Platz von Rainer Winch eingenommen hatte) und jeweils einem anderen Gastvokalisten faszinierende literarische Projekte. Mit der norwegischen Sängerin Rebekka Bakken vertonte sie 2003 für “Scattering Poems” Gedichte von E.E. Cummings, mit der Italienerin Anna Lauvergnac ein Jahr später für “Come Closer” Stücke des Songwriters Randy Newman und mit Deutschlands populärstem Jazzsänger Roger Cicero 2006 für “Good Morning, Midnight” Texte von Emily Dickinson. Die Alben brachten ihr nicht nur begeisterte Kritiken ein, sondern kamen auch beim Publikum hervorragend an. Für die mehr als 10.000 verkauften Exemplare von “Scattering Poems” erhielt Hülsmann 2003 einen German Jazz Award.

Julia Hülsmann, 1968 in Bonn geboren, spielt seit ihrem elften Lebensjahr Klavier. Ihre erste Band gründete sie mit sechzehn Jahren. 1991 zog sie nach Berlin, um an der Universität der Künste zu studieren. Zu ihren Dozenten zählten u.a. Walter Norris, Aki Takase, David Friedman und Jerry Granelli. Mit einem Stipendium des Berliner Senats ging sie Anfang 2000 nach New York und vertiefte ihre Studien dort bei Richie Beirach, Maria Schneider, Gil Goldstein und Jane Ira Bloom. Heute hat sie selbst Lehraufträge an der Universität der Künste in Berlin und der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Obwohl sie vor allem auf die Arbeit mit ihrem eigenen Trio mit Marc Muellbauer und Heinrich Köbberling fokussiert ist, findet Julia Hülsmann auch Zeit für andere Projekte. Seit 1992 hat sie Kontakt zum Bundesjugendjazzorchesters (BuJazzO), für das sie zuletzt 2009 eine selbst geschriebene Suite arrangierte. Mit dem Gitarristen Marc Sinan nahm sie im selben Jahr für ECM das Album “Fasil” auf. Außerdem begleitete sie die Sängerin Céline Rudolph 2006 bei ihrem Projekt “Lisboa – Maputo – Berlin”.

Bassist Marc Muellbauer kam 1968 in London zur Welt, lebt aber seit seinem dritten Lebensjahr in Deutschland. Nach einem Studium an der Folkwang-Hochschule in Duisburg, ging er 1996 nach Berlin, um bei Michael Wolf an der Universität der Künste weiterzustudieren. Dort gründete er 2000 seine neunköfige Band Kaleidoscope. Muellbauer hat mit dem Ensemble United Berlin schon zeitgenössische klassische Musik gespielt und mit dem Quintett Yira Yira argentinische Tangos. Darüber hinaus war und ist er noch in einer Reihe anderer Jazzformationen aktiv. An der Berliner Hanns-Eisler-Hochschule für Musik ist er seit 1998 Dozent für Kontrabass.

Schlagzeuger Heinrich Köbberling, 1967 im hessischen Bad Arolsen geboren, studierte in Hamburg und an der New School in New York. Er hat unter anderem schon mit Aki Takase, Richie Beirach, Gary Peacock und Ernie Watts zusammengearbeitet und war an der Einspielung von rund 50 Jazzalben beteiligt. 1997 nahm er mit Bassist Marc Johnson und Gitarrist Ben Monder unter dem Titel “Pisces” sein bislang einziges Album als Leader auf. Köbberling ist heute außerdem noch Mitglied der Post-Techno/House-Band 8doogymoto und unterrichtet an der Musikhochschule in Leipzig Schlagzeug.

Das ausgesprochen positive internationale Echo auf die Veröffentlichung des ersten ECM-Albums “The End Of A Summer”, welches das Trio erstmals im Reinformat präsentierte, und eine anschließende Tournee verstärkten bei Julia Hülsmann den Wunsch, noch intensiver in diesem Kontext zu arbeiten. Diesen Wunsch verwirklichte sie auf dem 2011 erschienenen Album “Imprint”. Der Großteil der Stücke entstand im Frühling und Sommer 2009, aber es gibt mit “Rond Point”, “Grand Canyon” und “A Light Left On” auch ein paar ältere Kompositionen zu hören, die das Trio im Laufe der Aufnahmesession transformierte. In der Jazzthetik schrieb Tobias Richtsteig zu dem neuen Album: “Die Musik, so scheint es, ist reifer und abgeklärter geworden, dabei nicht bequemer oder geistig und körperlich unbeweglicher. […] Sie sprudelt nicht nervös voller Schaffensdrang, sondern verströmt souveräne Gelassenheit.”

04/2011