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Die “ideale Kirche” – José James singt Bill Withers

Lean On Me: Singer-Songwriter José James hat die Klassiker von Bill Withers neu aufgenommen.
José James
José JamesCherry Chill Will
28.09.2018
Ein ebenso mutiges wie generationsübergreifendes Projekt: Jazz- und Black-Music-Überflieger José James singt auf “Lean On Me” die großen Songs von Bill Withers. Im Jahr des 80. Geburtstags der Soul- und Gospel-Ikone widmet sich James zwölf Klassikern aus dem Withers’schen Repertoire: von den Top−10-Hits über die Balladen bis hin zu den Groove-Krachern. Fast jeder kennt diese Songs und jeder, der sie kennt, liebt sie. James ist mit ihnen aufgewachsen.
Hier wird José James zum Herold von Withers vielschichtiger Sichtweise der Liebe. Über eingängigen, lasziven Beats singt er rau und soulig, führt durch das bluesige “Ain’t No Sunshine”, das poppige “Lovely Day” (mit Gastsängerin Lalah Hathaway), das erdige, funky klingende “Same Love That Made Me Laugh”, den Stimmungsaufheller “Just The Two Of Us”, bis hin zum hymnischen Titelsong “Lean On Me”, begleitet von einer Super-Band aus Pino Palladino (bass), Kris Bowers (keys), Brad Allen Williams (guitar) und Nate Smith (drums).
“Withers' Songs haben die Kraft, interpretiert zu werden”, bekräftigt James. “Wir nahmen sie auseinander, setzten sie wieder zusammen und sie sind immer noch so schön wie zu der Zeit, wo Withers sie aufnahm, immer noch so voller Energie und so ergreifend.” 
In den letzten Jahren fügte James auf seinen Konzerten Stück für Stück immer mehr Withers-Hits in die Setlisten ein. Er habe zuerst gar nicht gemerkt, in was für ein emotional aufgeladenes Gebiet er da seinen Fuß setzte, erzählt der 40-Jährige. Das ganze mündete in ein “gigantisches Medley”, das sich, laut James, anfühlte wie “die ideale Kirche: die Leute weinten, tanzten, sangen, schrien, es war mächtig”.
José James kennt man für seine detailgenau ausgefeilten Produktionen, seine smarte Musikalität, sein ausgewähltes Repertoire. “Lean On Me” startete Ende 2017 als Live-Projekt. James wurde im Vorfeld zum Ethno-Musikologen, wählte akribisch die Songs aus Withers' neun LPs aus, wälzte Material, sah sich die Doku “Still Bill” (2009) und zahllose Youtube-Clips an, um sich zu orientieren.
Auch auf seinem bereits dritten Hommage-Album (nach John Coltrane und Billie Holiday) vermeidet der Sänger die Karaoke-Falle, hier allerdings ohne übermäßig von den Originalen abzuweichen. Eine echte Herausforderung angesichts der Strahlkraft von Withers' Originalen. “Es gab für mich nur einen richtigen Weg: mit einer Killerband ins Studio gehen, das Band laufen lassen, die Stimmung des Moments einfangen.” Beim Singen spürte James eigenen Geschichten nach: überstandenen Herzbrüchen, neuen Lieben, der Erinnerung, wie seine Großmutter ihm einmal einen Fünf-Dollar-Schein für Eis in die Hand drückte, und bringt so auch seine Persönlichkeit in die Songs hinein.
Bei einem Abendessen im renommierten Restaurant Musso & Frank’s in Hollywood gab Bill Withers, der sich seit Jahrzehnten im Ruhestand befindet, persönlich dem Projekt seinen Segen. Für James war das ein einschneidender, unvergesslicher Moment. “Ihn zu treffen, war eines der Highlights meines Lebens” sagt er. “Von ihm habe ich in einer Stunde mehr gelernt, als auf der Musikschule oder in zehn Jahren auf der Bühne.”
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