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Chaostheoretiker mit Jazzchops – Jeff Goldblums Debütalbum

Mit 66 Jahren denken die meisten Menschen an die Rente. Nicht so “Jurassic Park”-Star Jeff Goldblum: er legt mit “The Capitol Studio Sessions” ein gelungenes Debüt als Jazzpianist hin.
Jeff Goldblum
Jeff GoldblumPari Dukovic
08.11.2018
Jeff Goldblums Leben ist wie ein Jazzstück”, hieß es kürzlich in einem CBS-Porträt des charismatischen Hollywood-Mimen. “Seine Schauspielerei lebt von der Improvisation, sein Stil ist unberechenbar. Er hat es zur Kunstform gemacht, unkonventionell zu sein.” All dies ist dem sympathischen Schlaks, dem der Filmkritiker Roger Ebert einmal “eine angeborene Seltsamkeit” bescheinigte, auch bei seiner Zweitkarriere als Jazzpianist trefflich zu Gute gekommen. Lange Zeit galt diese als eines der besser gehüteten Geheimnisse Hollywoods. Jetzt aber präsentiert er mit “The Capitol Studio Sessions” sein erstes Album, auf dem er als von Erroll Garner, Thelonious Monk und Herbie Hancock beeinflusster Pianist überzeugt. Eingespielt hat er sein spätes Debüt mit seiner langjährigen Band The Mildred Snitzer Orchestra und namhaften Gästen wie Trompeter Till Brönner, den Sängerinnen Imelda May und Hailey Reinhart sowie der Komikerin Sarah Silverman.
Goldblum bezeichnet sich selbst als Spätblüher. Zwölf Jahre lang musste er sich mit kleinen Film- (etwa in dem Charles-Bronson-Film “Ein Mann sieht rot” und Woody Allens “Der Stadtneurotiker”) und Fernseh-Nebenrollen (wie in “Columbo” und “Starsky & Hutch”) durchs Leben schlagen, bevor ihm in David Cronenbergs Sci-Fi-Horror-Thriller “Die Fliege”  1986 der große Durchbruch gelang. Inzwischen wirkte er in über 80 Filmen mit, darunter Kinoschlager wie “Jurassic Park” (wo er den Chaostheoretiker Dr. Ian Malcolm spielte) und “Independence Day”, und hat seit ein paar Monaten einen Stern mit seinem Namen auf dem Hollywood Walk of Fame.
Einen langen Anlauf brauchte er auch, bis er sein erstes Musikalbum machen konnte. Goldblum wuchs zu Hause mit Jazz auf. Und da sein Vater ein ausgemachter Erroll-Garner-Fan war, interessierte sich Jeff schon früh fürs Klavierspielen. Nachdem er in jungen Jahren eine Zeit lang klassischen Unterricht genossen hatte, wechselte er schon bald zum Jazz und begann mit fünfzehn Jahren in Cocktail-Lounges in seiner Heimatstadt Pittsburgh aufzutreten. Noch mehr als die Musik reizte ihn nur die Schauspielerei. Deshalb zog er mit siebzehn Jahren nach New York, um dort sein Glück auf der Bühne zu suchen. Hätte es mit der Schauspielerei nicht geklappt, wäre er – sagt Goldblum – wohl professioneller Musiker geworden. So aber betrieb er das Klavierspielen über Jahrzehnte hinweg als reines Privatvergnügen. Bis ihn irgendwann in den 1990ern der Freund eines Freundes, der Verbindungen zu Jazzmusikern in Los Angeles hatte, dazu überredete, seine eigene Band zu gründen. So entstand The Mildred Snitzer Orchestra, benannt nach einer alten Nachbarin aus Goldblums Jugendzeit in Pittsburgh.
Mit der Band tritt Goldblum nun schon seit über zwanzig Jahren regelmäßig auf. Wenn er nicht gerade irgendwo anders mit Filmarbeiten beschäftigt ist, präsentiert er im Rockwell Table & Stage in Los Feliz bei Los Angeles jeden Mittwoch eine kurzweilige Jazz-Varieté-Show, die einheimische Jazzfans und Hollywoods A-Prominente gleichermaßen anzieht. In seinem Programm kombiniert Goldblum seine Leidenschaft für Jazz und Blues mit seinem Talent für improvisierte Comedy.
Die Atmosphäre und Energie dieser Shows wollte Produzent Larry Klein (u.a. Joni Mitchell, Herbie Hancock, Melody Gardot, Madeleine Peyroux) nun auch für Goldblums Debütalbum eingefangen. Dafür verwandelte er die historischen Capitol Studios in LA in einen Jazzclub, der dem Rockwell nachempfunden wurde. Dem eingeladenen Publikum – bestehend aus Rockwell-Stammgästen, Freunden und Familienangehörigen – wurden dabei sogar Getränke und Essen serviert.
Auf “The Capitol Studios Sessions” präsentiert Goldblum populäre Jazz- und Blues-Standards aus mehreren Jahrzehnten in einer lässigen Weise, die beim Publikum hörbar gut ankommt. Das Repertoire enthält u.a. beliebte Jazznummern aus den 1960ern wie Herbie Hancocks “Cantaloupe Island” und das durch Nina Simone bekannt gewordene “I Wish I Knew (How It Would Feel To Be Free)”, den 1940er-Jahre-Klassiker “Straighten Up And Fly Right” mit Imelda May als Gastvokalistin, Haley Reinharts umwerfende Version des 1930er Evergreens “My Baby Just Cares For Me” und den aus den 1920ern stammenden Song “Me And My Shadow”, der hier von Goldblum im Duett mit Sarah Silverman vorgetragen wird. Seine angestammte Band hat Goldblum für die Aufnahmen zudem durch niemand Geringeren als Trompeter Till Brönner verstärkt.
Am 21.11. pilgern deutsche Goldblum-Fans übrigens aus Nah und Fern nach Berlin, wo Goldblum und Band mit einigen Überraschungsgästen im stilvollen Admiralspalast das einzige Deutschlandkonzert zum Album geben. Tickets gibt es hier.