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Wenn morgen heute schon gestern wär’ – Tank and The Bangas auf LP

Anmaßend tiefstapelnd, verwirrend Ohr-öffnend, seltsam vertraut: Der Trip mit dem grünen Ballon führt in altbekanntes musikalisches Neuland.
Tank And The Bangas
Tank And The Bangas
23.05.2019
Wenn morgen heute schon gestern wär'… Pop-Geschichts-Spekulationen über den tatsächlichen Einschlag dieses Zweitwerks könnte man sich sparen. So bleibt nur schnöde Kaffeesatzleserei. Ob und wie groß das Ding hier werden könnte, soll an anderer Stelle verhandelt werden. Konzentration auf’s hier und jetzt.
Und da wartet schon die erste Schwierigkeit. Das Quintet zitiert, paraphrasiert und collagiert 40 Jahre Soul und Hip Hop auf derart unnachahmliche Weise, dass es ohne Kenntnis des Datums der Veröffentlichung schwerfallen könnte, “Green Balloon” historisch korrekt einzuordnen. Das heißt nicht, dass Tank and The Bangas irgendwelcher Retro-Vergehen schuldig wären. Es ist eher so, dass die musikalische Verkleidungstaktik manchmal so perfekt ausfällt, dass Tarnung der wohl passendere Begriff wäre. 
Ist grün deshalb die Farbe der Wahl? Möglich. Grüne Fäden, die sich durch’s Album ziehen wie rote, gibt es jedenfalls zuhauf. Gras, Ballons, Gras, Klamotten, Gras. Zum Beispiel. Grün spielt – und das ist das Schöne an Schallplatten – gut sichtbar auch bei der Gestaltung des Covers keine unbedeutende Rolle. Apropos Schallplatte: Die ist – wie sollte es anders sein – grün. Limitiertes, transparent-grünes Vinyl! Hat man auch nicht alle Tage. Außerdem macht es mit seinen 180g einen ganz besonders gewichtigen Eindruck. 180? 360! “The Green Balloon” ist ja eine Doppel-LP. Das stabile Gatefold kommt enorm wertig daher. Die Hochglanz-Innenhüllen bieten ausgesprochen großzügigen Platz für hervorragend lesbare Texte. Jedes der fünf Bandmitglieder darf umfänglich danksagen und natürlich bleibt kein Mitwirken unerwähnt. Good Job!
Was von “Green Balloon” bleibt, ist das untrügliche Gefühl, Augen- und Ohrenzeuge von etwas ziemlich Außergewöhnlichem geworden zu sein. Die Wirkung dieser Klangmelange geht weit über die sofortig verschwindenden Schallereignisse hinaus. Die Unfassbarkeit, das nahezu Ungreifbare an diesem Sound hinterlässt einen bleibenden Eindruck und die Frage: Was kann, soll und wird da noch kommen? Ist ein solches Statement überhaupt noch zu toppen? Tank and The Bangas würden wahrscheinlich antworten: “Die Hoffnung ist grün”. Wie recht sie damit haben. Und jetzt: Viel Spaß beim Ballonfliegen.
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