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“Tone Poets”-Serie – Giganten der modernen Jazzgitarre

In der audiophilen “Tone Poet”-Vinyl-Reihe von Blue Note gibt es diesmal Meisterwerke von zwei bahnbrechenden Gitarristen der 1960er Jahre: Kenny Burrell und Grant Green.
JazzEcho-Plattenteller: Kenny Burrell "Kenny Burrell" / Grant Green "Feelin' The Spirit" (Blue Note Tone Poet Vinyl)
JazzEcho-Plattenteller: Kenny Burrell "Kenny Burrell" / Grant Green "Feelin' The Spirit" (Blue Note Tone Poet Vinyl)
07.10.2022
Diese LPs und weitere Folgen aus der Blue Note Tone Poet-Serie finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
Die Vinyl-Wiederveröffentlichungen der “Tone Poet”-Reihe präsentieren Klangpoeten, die ihren eigenen Weg gegangen sind, um einige wirklich originelle Sounds zu erzeugen. Inspiriert wurde Blue-Note-Präsident Don Was zu dieser Kollektion durch die außergewöhnlichen audiophilen Vinyl-Wiederveröffentlichungen, die Joe Harley seit Jahren bei dem von ihm mitgegründeten Label Music Matters herausbringt. Der Saxofonist Charles Lloyd verlieh ihm für sein außerordentliches Gespür für die Klangästhetik des LP-Formats den Ehrentitel “Tone Poet”, den Harley heute mit Stolz trägt. Die LPs der Reihe werden mit viel Liebe für Details gefertigt – angefangen bei der Tonqualität und dem Mastering über die hochwertige Pressung auf 180-Gramm-Vinyl bis hin zur Gestaltung der schweren, laminierten Gatefold-Sleeves und der Druckqualität.
Kenny Burrell – Kenny Burrell
Das erste, was einem an Kenny Burrells zweitem Blue Note-Album “Kenny Burrell” auffällt, ist das Cover. Es zeigt eine Illustration, die an die Arbeiten des großartigen David Stone Martin erinnert, der zahlreiche ikonische Cover für Norman Granz und Verve Records geschaffen hatte.
Tatsächlich aber wurde diese Illustration von dem jungen Andy Warhol gefertigt. Nicht weniger beeindruckend ist auch die Musik, obwohl das Album an sich eine Art Patchwork darstellt. Denn aufgenommen wurden die acht Nummern bei verschiedenen Sessions mit wechselnden Besetzungen. Die ersten beiden Tracks waren am 29. und 30.  Mai 1956 bei den Sessions für Burrells Blue-Note-Debütalbum “Introducing Kenny Burell” in Rudy Van Gelders Studio in Hackensack aufgezeichnet worden: während der Gitarrist im Opener “Get Happy” mit Pianist Tommy Flanagan, Bassist Paul Chambers, Schlagzeuger Kenny Clarke und Congalero Candido zu hören ist, interpretiert er “But Not For Me” im Alleingang.
Einen Tag nach diesen Sessions trat Burrell an der Seite von Kenny Dorham mit Tenorsaxofonist J. R. Monterose, Pianist Tommy Flanagan, Bassist Sam Jones und Drummer Arthur Edgehill im New Yorker Café Bohemia auf, wo der Trompeter für Blue Note sein Album “‘Round About Midnight At The Café Bohemia” aufnahm. Einer der dort gespielten Songs, Dorhams Eigenkomposition “Mexico City”, featurte den aufstrebenden Gitarristen und wurde dann auch für “Kenny Burrell” übernommen.  Der Löwenanteil der Stücke (fünf von acht) war wiederum im März 1956 vor den Aufnahmen für “Introducing Kenny Burrell” mit einer Band eingespielt worden, die sich keiner Weise hinter der des offiziellen Debütalbums zu verstecken brauchte: am Piano saß auch hier wieder Tommy Flanagan, diesmal flankiert von dem einzigartigen Bassisten Oscar Pettiford und Schlagzeuger Shadow Wilson, zu denen bei drei Nummern außerdem noch der Tenorsaxofonist Frank Foster stieß. “Kenny Burrell” gab dem damals 25-jährigen Gitarristen eine wunderbare Gelegenheit, seine Vielseitigkeit in unterschiedlichen Kontexten und Konstellationen unter Beweis zu stellen.
Grant Green – Feelin’ The Spirit
Nur wenige Künstler waren bei Blue Note in den 1960er Jahren so produktiv und einflussreich wie der Gitarrist Grant Green. Allein in seinen ersten beiden Jahren spielte er für das Label sage und schreibe dreizehn Alben ein (auch wenn die Hälfte von ihnen erst sehr viel später veröffentlicht wurde). Eines seiner außergewöhnlichsten Alben nahm Green, der posthum den Ehrentitel “Father of Acid Jazz” erhielt und u.a. von A Tribe Called Quest, Public Enemy und US3 gesampelt wurde, im Dezember 1962 mit “Feelin’ The Spirit” auf. Mit einer fantastischen Band ungemein progressiver Mitmusiker – Pianist Herbie Hancock, Bassist Butch Warren, Schlagzeuger Billy Higgins und Perkussionist Garvin Masseaux am Tamburin – interpretierte er darauf fünf bestens bekannte afroamerikanische Spirituals, darunter “Nobody Knows The Trouble I’ve Seen”, “Go Down Moses” und “Sometimes I Feel Like A Motherless Child”. Kühn löste er diese Lieder aus ihrem eigentlichen religiösen Kontext, um sie auf seine ganz eigene Art und Weise mit den Mitteln des modernen Jazz, Blues und Gospel völlig neu zu gestalten.
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