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“Tone Poet”-Serie – jugendfreier Jazz

In Blue Notes audiophiler “Tone Poet”-Vinyl-Reihe erscheinen diesmal ein ungewöhnlich boppiges Album von den West-Coast-Jazzern Chet Baker und Art Pepper sowie ein Hardbop-Juwel von Blue Mitchell.
Chet Baker & Art Pepper: Picture Of Heath / Blue Mitchell: Bring It Home To Me  (Blue Note Tone Poet Vinyl)
Chet Baker & Art Pepper: Picture Of Heath / Blue Mitchell: Bring It Home To Me (Blue Note Tone Poet Vinyl)
30.11.2022
Diese LPs und weitere Folgen aus der Blue Note Tone Poet-Serie finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
Die Vinyl-Wiederveröffentlichungen der “Tone Poet”-Reihe präsentieren Klangpoeten, die ihren eigenen Weg gegangen sind, um einige wirklich originelle Sounds zu erzeugen. Inspiriert wurde Blue-Note-Präsident Don Was zu dieser Kollektion durch die außergewöhnlichen audiophilen Vinyl-Wiederveröffentlichungen, die Joe Harley seit Jahren bei dem von ihm mitgegründeten Label Music Matters herausbringt. Der Saxofonist Charles Lloyd verlieh ihm für sein außerordentliches Gespür für die Klangästhetik des LP-Formats den Ehrentitel “Tone Poet”, den Harley heute mit Stolz trägt. Die LPs der Reihe werden mit viel Liebe für Details gefertigt – angefangen bei der Tonqualität und dem Mastering über die hochwertige Pressung auf 180-Gramm-Vinyl bis hin zur Gestaltung der schweren, laminierten Gatefold-Sleeves und der Druckqualität.
Chet Baker & Art Pepper – Picture Of Heath
Als Chet Baker und Art Pepper 1956 eine spritzige Bop-Session für Pacific Records aufnahmen, hatte die Kreativabteilung des Labels einen etwas vorwitzigen Einfall. Sie gab dem Album den Titel “Playboys” und verpasste ihm ein Cover, das frappierend an die Titelseite einer Playboy-Ausgabe erinnerte, Denn geziert wurde es vom Foto eines Pin-up-Models, das seine Blöße neckisch mit zwei Handpuppen bedeckte.
Die Begeisterung bei Playboy-Gründer Hugh Hefner hielt sich, obwohl er selbst ein ausgesprochener Jazzfan und auch -förder war, allerdings in Grenzen. Und so sah sich das Label gezwungen, flugs eine Neuauflage mit geändertem Titel und Cover nachzuschieben. Da fünf der sieben eingespielten Kompositionen von dem (an der Session nicht beteiligten) Saxofonisten Jimmy Heath stammten, fiel die Wahl auf eine von ihnen: “Picture Of Heath”. Abgerundet wurde das Programm durch zwei Nummern von dem Session-Co-Leader und Altsaxofonisten Art Pepper, der hervorragend mit dem Trompeter Chet Baker harmonierte (tatsächlich war es für sie schon die dritte gemeinsame Aufnahme). Die Musiker, die sie auf “Picture Of Heath” begleiteten (Tenorsaxofonist Phil Urso, Pianist Carl Perkins, Bassist Curtis Counce und Schlagzeugerer Larance Marable), gehörten damals wie Baker und Pepper zur Crème der West-Coast-Jazz-Szene. Bei AllMusic meint Lindsay Planer über dieses Album: “Diese durch und durch unterhaltsamen und oft energiegeladenen Aufnahmen sind sowohl für Bop-Connaisseure als auch für Mainstream-Jazz-Hörer perfekt geeignet.”
Blue Mitchell – Bring It Home To Me
Mit den sieben Alben, die er zwischen 1958 und 1962 für Riverside aufnahm, stieg der aus Florida stammende Trompeter Blue Mitchell schnell vom weitgehend unbekannten Nobody zu einem der führenden Hardbop-Trompeter auf. Parallel war er damals als Sideman von Lou Donaldson, Jimmy Smith und Jackie McLean sowie als Mitglied des Horace Silver Quintet an mehr als einem Dutzend hochkarätigen Einspielungen für das Konkurrenzlabel Blue Note beteiligt. Als Mitchells Vertrag mit Riverside endete, zögerten Alfred Lion und Francis Wolff deshalb keine Sekunde, den Trompeter fest zu Blue Note zu holen. “Bring It Home To Me” war 1966 das dritte Album, das er bei dem Label vorlegen konnte. Und das mit viel Leidenschaft und Gefühl eingespielte Hardbop-Album gilt bis heute als eines seiner besten. Begleitet wird der Trompeter hier von Junior Cook am Tenorsax, Harold Mabern am Klavier, Gene Taylor am Bass und Billy Higgins am Schlagzeug. Zu hören ist die Band mit einem erfrischend originellen Repertoire, das tief im Blues verwuzelt ist.
Neben zwei Kompositionen von Mitchell (“Blues 3 For 1” und “Blue’s Theme”) umfasst das Programm zwei Stücke von Jimmy Heath (“Bring It Home To Me” und “Gingerbread Boy”), die Latin-Nummer “Port Rico Rock” von Tom McIntosh und eine atemberaubende Interpretation der Ballade “Portrait Of Jennie”, die 1948 von J. Russel Robinson (einem Mitglied der Original Dixieland Jass Band) als Titelsong für den gleichnamigen, Oscar-prämierten Film geschrieben worden war.
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