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Sons of Kemet – Black To The Turntable

Auf ihrem zweiten Album lassen es die Söhne des alten Ägypten krachen: “Black To The Future” ist musikalisch anspruchsvoll und politisch unmissverständlich.
JazzEcho-Plattenteller: Sons Of Kemet - Black To The Future
JazzEcho-Plattenteller: Sons Of Kemet - Black To The Future
10.06.2021
Diese LP und weitere von Impulse! Records finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
Schwarz-Rot- bzw. Rot-Schwarz-Kontraste haben etwas Alarmierendes. Wobei: es kommt natürlich immer auch auf die Größe an. Also noch einmal von vorn: Schwarz-Rot bzw. Rot-Schwarz-Kontraste haben etwas Alarmierendes – es sei denn, es handelt sich um Marienkäfer. Und weil “Black To The Future” vieles ist, aber gewiss kein Marienkäfer, hat die gelungene Vinyl-Variante des Albums durchaus etwas Alarmierendes. Ausschließlich im positiven Sinne natürlich. Sie sticht heraus. (Allerdings nicht im Regal: Für den Cover-Rücken musste es aus guten Gründen das klassische Impulse!-Orange sein – dazu später mehr…) Die schlichte Zeichnung auf dem Frontcover passt perfekt zur nicht minder schnörkellosen Gestaltung der Gatefold-Innenseiten: Typo, Linien, winzige Artefakte an Seite und Boden – es ist nicht einfach nur alles an seinem Platz, es ist auch alles en point. Mzwandile Buthelezi verwandelt mit seinen Fähigkeiten Konsumware in Kunstwerk.
Was in Sachen Grafik gelingt, zieht sich auch durch alle haptischen Aspekte der schönen Schallplatte. Die Pappe ist dermaßen stabil – man könnte eine Gehweg-Platte draus machen. Und als wäre das für das großzügig geschnittene Vinyl nicht schon Schutz genug: nicht nur eingefleischte Freunde des schwarzen Goldes werden die gefütterten Innenhüllen schätzen. Abgesehen davon, dass es praktisch ist, dass die Rillen länger kratzerfrei bleiben – bessere Hüllen machen einen wertigeren Eindruck. Und das wiederum trägt einmal mehr zu dem durch und durch positiven Eindruck des hier zur Debatte stehenden Tonträgers bei. Mit “großzügig geschnitten” meine ich übrigens, dass es auf fast jeder der vier Vinylseiten theoretisch noch Platz für mehr Musikstoff gegeben hätte, und womöglich ein anderes Label aus den elf Tracks eine Einfach-LP gezimmert hätte. Shabaka Hutchings, seine Mitstreiter und Impulse! Records hatten da aber andere Pläne. Und davon, hiermit schließe ich den Kreis, profitiert die dankbare Vinyl-Fraktion ungemein.
Apropos Impulse!: die lebende Label-Legende feiert dieses Jahr ja 60. Geburtstag. Und auch diesbezüglich – wie sollte es anders sein – muss man wohl sagen: Ja, es passt, dass die Sons of Kemet ihr zweites Album im sechsten Jahrzehnt des Bestehens eines DER Jazz-Labels überhaupt auf eben jenem Label veröffentlichen. Wenn Impulse! eines immer ausgezeichnet hat, dann die auch im Album-Info korrekt beschworene “musikalische Integrität”, aus der folgerichtig Musik von bleibendem Wert hervor ging und geht. Die Sons of Kemet reihen sich ein in eine illustre Reihe musikalischer Ikonen, zu denen sie auch dank “Black To The Future” einst gehören könnten. Und wer sich eines dieser Exemplare von bleibendem musikalischen Wert sichern will, der oder die sollte es unbedingt auf Vinyl ergattern. Black to the future halt.
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