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Past, Present, Future – Makaya McCraven auf dem Plattenteller

Deeper Digging meets Jazz Jamboree: in bester Hip-Hop-Manier versammelt Makaya McCraven die Blue-Note-Größen und bittet zum Sample-Not-Sample-Tanz.
JazzEcho Plattenteller: Makaya McCraven "Deciphering The Message" (Blue Note)
JazzEcho Plattenteller: Makaya McCraven "Deciphering The Message" (Blue Note)
09.12.2021
Diese LP und weiteres exklusives Vinyl finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
Eine großes Jazz-Ensemble? Mit Musikern, die längst in den ewigen Jagdgründen jammen? Via Samples und Live-Performances? Das sind ja gleich drei Dinge auf einmal, die so wie Makaya McCraven auf “Deciphering The Message” noch niemand umgesetzt hat. Und was ist diese auch optisch wunderschön auf Blue Note getrimmte Platte nicht alles auch noch: zum Beispiel ein Tribute-Album, das – weil McCraven ein Musik-Literat ist – nicht nur persönlichen Präferenzen Tribut zollt, sondern gleich der ganzen Jazz-Geschichtsschreibung according to Blue Note. Herbie Hancock, Lee Morgan, Wayne Shorter, Donald Byrd, sie und noch viele mehr kriegen hier alle ihr verdientes Sample-Fett weg. McCraven hat erst den Label-Katalog und dann einzelne Bits und Bytes seziert, um sie neu zu collagieren und mit formidablen Live-Performances seiner Band zu toppen. “The wheel hath come full circle”, würde ein gewisser Shakespeare dazu gesagt haben.
So ein Jazz-Konzept passt natürlich ganz besonders auf den Plattenteller. “Deciphering The Message” gibt es einmal als wohlklingende schwarze Scheibe in 180 Gramm, zum anderen - exklusiv bei uns - als ebenso wohlklingende transparente Scheibe. Auch das Design kann sich sehen lassen: größtenteils aus Typographie bestehend, fungieren die über 85 Prozent des Covers verteilten Lettern des Titels als eine Art Schablone, die den Blick freigibt auf einen analog verpixelten Head-Shot des Künstlers. Deutlich kleiner als der Titel, aber immer noch erheblich größer als die seiner sieben Mitstreiter, steht McCravens Name in einem schnörkellos serifen-freien Schriftschnitt unterhalb des prominent platzierten, ikonischen Blue-Note-Logos. Dass mitschwingende Bedeutungen und visuelle Umsetzung eines Klangtitels sich derart ergänzen, auch das ist Teil der Tradition Alfred Lions und Francis Wolffs. Und während das Backcover sich aus genau demselben Grund ästhetisch zurücknimmt, informiert das Innersleeve wie es sich gehört über die wesentlichen Track-Details. Auf der Rückseite lässt sich dann die graphische Message deciphern: handelt es sich hier doch um jenes, nun vollständig einzusehende Portrait des Künstlers, das die Buchstaben auf dem Front-Cover nur partiell erkennen lassen.
Deciphering The Message” ist schon allein deshalb eine lohnenswerte Angelegenheit, weil es ein Spuren-Sammelsurium bietet, das in dieser kompakten Form eine echte Seltenheit ist. Compilations und Coverversionen sind das eine, Artist-Tributes das andere. Das hier aber ist weder noch und darüber hinaus. Je nach Hörwinkel stehen entweder McCravens kongeniale Bearbeitungen und Interpretationen oder die stets gut erkennbaren Originalwerk-Fetzen der Erfinder im Fokus. McCravens Gegenwart stößt die Tür auf zu einer Vergangenheit, die noch immer in die Zukunft wirkt.
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