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Entfesseltes Gitarren-Genie

Das auf Vinyl erscheinende Album “The Be-Bop Sessions” vereint die letzten Aufnahmesessions, die der Gitarrenvirtuose Django Reinhardt kurz vor seinem viel zu frühen Tod im Mai 1953 in Paris für die Labels Decca und Blue Star gemacht hat.
Django Reinhardt
Django Reinhardt
26.09.2024
Diese LP und weitere finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
Kaum ein anderer europäischer Musiker hat auf den Jazz einen solch profunden und bleibenden Einfluss ausgeübt wie der Gitarrist Django Reinhardt. Obwohl er mit 18 Jahren durch einen tragischen Unfall , der ihn fast das Leben gekostet hätte, die Bewegungsfähigkeit zweier Finger seiner linken Hand verlor und er in einer 18-monatigen Rekonvaleszenzzeit das Gitarrespielen mit diesem Handicap erst wieder neu erlernen musste, entwickelte er sich zu einem atemberaubenden und einzigartigen Virtuosen.
Aber auch als Komponist hinterließ er der Nachwelt ein reiches Erbe. Obwohl er selbst nicht Noten lesen konnte, steuerte er mit “Nuages”, “Manoir De Mes Rêves”, “Minor Swing”, “Daphné” und anderen Stücken viele zeitlose Klassiker zum Kanon der Jazzstandards bei. In seiner kurzen, aufwühlenden Karriere, die von Highlights und Rückschlägen gezeichnet war, verstand es Django Reinhardt, immer wieder neue Stile zu adaptieren und ihnen seinen unverkennbaren eigenen Stempel aufzudrücken.
Nicht anders war es bei den drei Studiosessions, die er am 30. Januar, 10. März und und 8. April 1953 in Paris für die Labels Decca und Blue Star machte und die nun für das Album “The Be-Bop Sessions” auf Vinyl gepresst wurden. Es sollten seine letzten Studioaufnahmen sein.Nur kurze Zeit später, am 16. Mai 1953, erlitt Django Reinhardt mit 43 Jahren einen tödlichen Schlaganfall.
Zur Seite hatten Django bei seinen letzten Aufnahmen Musiker der ersten Generation der französischen Bebopper gestanden: der Trompeter Roger Guérin, der Altsaxofonist Hubert Fol, die Pianisten Maurice Vander und Martial Solal, der Bassist Pierre Michelot, die Schlagzeuger Pierre Lemarchand und Jean-Louis Viale sowie der Vibraphonist Fats ‘Sadi’ Lallemand.
Das Repertoire des Albums – das mag angseichts des Titels zunächst überraschen – bestand nicht aus Bebop-Klassikern. Stattdessen spielt Django hier – allerdings in sehr moderner und eben boppiger Weise – neben sechs eigenen Kompositionen (darunter “Nuages” und “Manoir De Mes Rèves”) Jazzstandards aus der Pre-Bebop-Ära von u.a. Cole Porter (“Night And Day”) und Kurt Weill (“September Song”), Stücke der französischen Film- und Popmusikkomponisten Paul Misraki (“Insensiblement” und “Chez Moi”) und Louis “Loulou” Gasté (“Le Soir”) sowie sogar Ary Barrosos Samba-Evergreen “Brazil”.
Die Aufnahmen, die von den Original-Masterbändern für diese Edition neu gemastert wurden, präsentieren Django Reinhardt als Improvisator, Virtuose und Komponist im Zeit seines Könnens.
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