JazzEcho-Plattenteller | News | Acoustic Sounds Vinyl Serie - Klassiker mit Gänsehaut-Garantie

Acoustic Sounds Vinyl Serie – Klassiker mit Gänsehaut-Garantie

So intim und direkt wie auf “Wild Is The Wind” hat man Nina Simones Stimme und Klavier nur selten gehört. Das 1966 erschienene Album entpuppte sich als wahres Meisterwerk und Verkaufsschlager.
JazzEcho-Plattenteller: Nina Simone "Wild Is The Wind" (Acoustic Sounds Vinyl)
JazzEcho-Plattenteller: Nina Simone "Wild Is The Wind" (Acoustic Sounds Vinyl)
23.08.2023

Diese LP und weitere Folgen aus der Acoustic Sounds-Serie finden Sie in unserem JazzEcho-Store.  

 

Für die Reihe “Acoustic Sounds Vinyl” ist das Beste gerade gut genug. Präsentiert werden in dieser Serie ausschließlich Bestseller aus den Katalogen von Verve Impulse! und anderen klassischen Jazzlabels, die über viele Jahrzehnte hinweg nichts von ihrer ursprünglichen Faszinationskraft eingebüßt haben. Dass hier nicht nur musikalisch das Beste geboten wird, garantiert Verve Records dabei durch die enge Zusammenarbeit mit dem renommierten Team von Acoustic Sounds. Unter der Supervision von Firmengründer Chad Kassem mastern dort erfahrene Toningenieure die Aufnahmen von den originalen Analog-Tonbändern neu, bevor sie bei Quality Record Pressings auf 180-Gramm-Vinyl gepresst werden. Die fertigen Scheiben werden dann in von Stoughton Printing Co. produzierte hochwertige Klapphüllen mit sogenannten Tip-On-Jackets gesteckt, die dem Album ein besonders edles Aussehen verleihen.
Nina Simone – Wild Is The Wind
Wild Is The Wind” war 1966 Nina Simones sechstes Album für Philips Records und gilt heute als Paradebeispiel dafür, dass “Überbleibsel” keineswegs “Ausschussware” sein müssen. Denn zusammengestellt hatte die Plattenfirma das Album, das sich unverhofft als wahres Meisterwerk und Verkaufsschlager entpuppte, damals ausschließlich aus Aufnahmen, die eigentlich für Ninas vorangegangene vier Philips-Alben gedacht gewesen waren, dort aber letztendlich keine Verwendung gefunden hatten. Tatsächlich klingen die elf Stücke, was die Stimmung, Darbietung und Produktion anbetrifft, wie aus einem Guss.
Geprägt ist das gesamte Album von ungeheuer einfühlsamen und oft sparsamen Arrangements, Ninas zurückhaltendem Klavierspiel und ihrem sehr direkt aufgenommen Gesang (achten Sie auf ihre Seufzer im Titelstück). Dabei ist das Programm dennoch von erstaunlicher Vielfalt. Es beginnt mit einer bluesig-souligen Nummer im Stil von Ray Charles (“I Love Your Lovin’ Ways”), setzt sich fort mit einem Klagelied über das Alleinsein beim Trinken (“Lilac Wine”) und reicht bis zu einer von einem Bläsersatz getriebenen, mit zusammengebissenen Zähnen vorgetragenen Hommage an das Ende einer Affäre (“Break Down And Let It All Out”). Zu den absoluten Highlights dieses herausragenden Albums zählen natürlich auch “Four Women” und “Black Is The Color Of My True Love’s Hair” – ersteres ein ikonisches Simone-Original, letzteres ein überarbeitetes traditionelles Lied. Als “Four Women” damals als Single veröffentlicht wurde, missinterpretierten viele das Lied wegen seines Textes, was dann dazu führte, dass die Single bei verschiedenen großen Radiosendern auf dem Index landete. Das Traditional “Black Is The Color Of My True Love’s Hair” hatte Nina zehn Jahre zuvor schon einmal mit üppiger Steicherbegleitung aufgenommen. Hier nun präsentiert sie es in einer absolut spartanischen und Gänsehaut erzeugenden Version, bei der ihre Stimme nur von ihrem eigenen delikaten Klavierspiel und den Bordun-Tönen, die  Lisle Atkinson seinem gestrichenen Bass entlockte, begleitet wird.
Welchen Stellenwert dieses Album noch immer genießt, zeigte sich zuletzt vor drei Jahren, als es der Rolling Stone in seine Liste mit den “500 großartigsten Alben aller Zeiten” aufnahm. Die Kollegen von Pitchfork hatten es 2017 zum fünftbesten Album der 1960er gekürt und schrieben: “Simones bebende Stimme zaubert aus jeder kräuselnden Phrase ein weltbewegendes Drama. Und im Gegenzug fügt jeder Song ihren Skizzen von schwarzer Weiblichkeit eine eindringliche Menschlichkeit hinzu.”
Mehr von JazzEcho-Plattenteller