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Acoustic Sounds Vinyl Serie – ein Meilenstein der Bossa Nova

Mit dem gemeinsamen Album “Jazz Samba”, um das sich viele Legenden ranken, entfachten Tenorsaxofonist Stan Getz und Gitarrist Charlie Byrd 1963 das weltweite Bossa-Nova-Fieber.
Stan Getz & Charlie Byrd: Jazz Samba (Acoustic Sounds)
Stan Getz & Charlie Byrd: Jazz Samba (Acoustic Sounds)
02.06.2023

Diese LP und weitere Folgen aus der Acoustic Sounds-Serie finden Sie in unserem JazzEcho-Store.  

 

Für die Reihe “Acoustic Sounds Vinyl” ist das Beste gerade gut genug. Präsentiert werden in dieser Serie ausschließlich Bestseller aus den Katalogen von Verve Impulse! und anderen klassischen Jazzlabels, die über viele Jahrzehnte hinweg nichts von ihrer ursprünglichen Faszinationskraft eingebüßt haben. Dass hier nicht nur musikalisch das Beste geboten wird, garantiert Verve Records dabei durch die enge Zusammenarbeit mit dem renommierten Team von Acoustic Sounds. Unter der Supervision von Firmengründer Chad Kassem mastern dort erfahrene Toningenieure die Aufnahmen von den originalen Analog-Tonbändern neu, bevor sie bei Quality Record Pressings auf 180-Gramm-Vinyl gepresst werden. Die fertigen Scheiben werden dann in von Stoughton Printing Co. produzierte hochwertige Klapphüllen mit sogenannten Tip-On-Jackets gesteckt, die dem Album ein besonders edles Aussehen verleihen.
Stan Getz & Charlie Byrd – Jazz Samba
Im Frühjahr 1961 hatte das US-Außenministerium den Gitarristen Charlie Byrd mit seinen damaligen Trio-Partnern (Bassist Keter Betts und Schlagzeuger Buddy Deppenschmidt) auf eine ausgedehnte diplomatische Mission nach Südamerika geschickt: Es sollte dort die Werbetrommel für den US-amerikanischen Jazz rühren. Doch es kam anders als erwartet. Denn während der Reise entdeckte der Gitarrist – der ein ausgesprochener Fan von Django Reinhardt war und u.a. in Spanien bei dem großen André Segovia studiert hatte – die in Südamerika gerade boomende Bossa Nova.
Es war ein neuer Stil, der auf raffinierte Weise brasilianische Melodien und Samba-Rhythmen mit den harmonischen Strukturen und dem coolen Sound des West Coast Jazz verschmolz. Kaum wieder zu Hause, spielte Byrd dem Tenorsaxofonisten Stan Getz die Platten von João Gilberto und Antônio Carlos Jobim vor, die er aus Brasilien mitgebracht hatte. Der  war auf Anhieb so begeistert, dass er seinem Produzenten Creed Taylor bei Verve Records vorschlug, ein Album mit dieser neuen Musik aufzunehmen. Schon bald danach machten Getz und Byrd die ersten gemeinsamen Sessions, aus denen 1962 “Jazz Samba” hervorgehen sollte – das erste Album mit von Jazzkünstlern gespielten Bossa Novas. Und es sollte die gewaltige Bossa-Nova-Welle auslösen, die schnell um die ganze Welt schwappte. So steht es zumindest in der weitverbreiteten Legende zu diesem historischen Album.
Tatsächlich kann sich die ganze Geschichte aber auch vollkommen anders abgespielt haben. In einem ausführlichen und ungemein spannenden JazzTimes-Artikel versuchte David R. Adler 2004 den Fakten auf den Grund zu gehen. Und stellte dabei fest, dass eigentlich jeder, der an der Einspielung des historischen Albums beteiligt gewesen war, eine eigene Version der Entstehungsgeschichte parat hatte – von den beiden Hauptprotagonisten Stan Getz und Charlie Byrd über Bassist Keter Betts, Schlagzeuger Buddy Deppenschmidt und Rhythmusgitarrist Joe Byrd bis hin zu Produzent Creed Taylor. Mal soll die treibende Kraft bei dem Projekt Stan Getz gewesen sein, dann wieder Charlie Byrd oder gar Buddy Deppenschmidt. Sowohl Byrd als auch Deppenschmidt konnten sich später mit der Plattenfirma außergerichtlich einigen, der Gitarrist bereits 1964 und der Schlagzeuger erst 2004. Auch von einer mysteriösen und gescheiterten “Phantom”-Aufnahmesession mit Getz’ damaligem Quartett (mit Pianist Steve Kuhn, Bassist John Neves und Drummer Roy Haynes) und Charlie Byrd ist die Rede.
Fakt ist, dass “Jazz Samba” im April 1962 bei Verve erschien und sich innerhalb von 18 Monaten über eine halbe Million Mal verkaufte. Bis heute ist es das einzige Jazzalbum, das Platz 1 der Billboard-Pop-Charts erreicht hat, in denen es sich insgesamt 70 Wochen lang halten konnte. Auch die gekürzte Single-Version von “Desafinado” wurde ein Pop-Hit (Platz 15 der Pop-Single-Charts) und brachte Stan Getz 1963 den Grammy für die “Best Jazz Performance” ein.
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