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“Rites” von Jan Garbarek

14.02.2001
“Rites”, das langerwartete neue Album von Jan Garbarek, ist nicht weniger als ein “opus magnum” des norwegischen Saxophonisten.
Wie kaum zuvor wird auf dieser Doppel-CD das weite musikalische Spektrum, das Garbarek über 30 Jahre hinweg erkundet hat – von Solo- Projekten wie “Dis” und “All Those Born With Wings” und den Aufnahmen mit der Garbarek Group bis hin zu gemeinsamen Projekten mit Musikern wie Anouar Brahem, Shankar, Mari Boine, Ralph Towner, Egberto Gismonti und Keith Jarrett – in ein organisches Gesamtkonzept gebracht und weitergeführt. Garbarek spielt hier – wie schon bei “Visible World” – in wechselnden Besetzungen mit Rainer Brüninghaus, Eberhard Weber und Marilyn Mazur; dazu kommen einige “special guests”.
 
“Rites” spiegelt eine Vielzahl von Einflüssen und kulturellen Bezügen wider: Klänge, die Garbarek während einer Indien-Reise in einem Dorf aufgenommen hat, stehen am Anfang des Albums, auf dem sich Fragmente eines samischen Joiks und eines norwegischen Volksliedes finden, dann wieder Anklänge an arabische Musik, ein Lied aus Georgien und ein Text amerikanischer Ureinwohner, den Garbarek für Chor und Saxophon komponiert hat. In all diesen Bezügen gewinnt das Album einen fast archaischen Charakter, der in spannungsvollem Kontrast steht zu den pulsierenden, kraftvollen Grooves, von denen eine ganze Anzahl Tracks geprägt ist.
 
Don Cherry, sagt Garbarek heute, sei der erste gewesen, der ihn in den 60er Jahren mit dem kreativen Potential ursprünglicher Volksmusiken vertraut gemacht habe. Mit einer anrührenden Version von “Malinye”, das Cherry für Codona schrieb, erweist Garbarek dem großen Musiker seine Referenz. Auch zwei bekannte eigene Titel tauchen hier in neuen Fassungen auf: “So Mild The Wind, So Meek The Water” (zuvor auf “All Those Born With Wings”) und “It’s Okay To Listen To The Gray Voice”.
 
Unter den Gästen ist vor allem der Dirigent und Sänger Jansug Kakhidze zu erwähnen, dem eine zentrale Bedeutung für die Verbreitung der Musik von Giya Kancheli zukommt – alle Symphonien des georgischen Komponisten wurden unter Kakhidzes Leitung uraufgeführt. Garbarek traf Kakhidze zuerst 1996 in Tiflis, als er den Solopart in Kanchelis “Night Prayers” spielte. Auf “Rites” singt Kakhidze “The Moon Over Mtatsminda”, das er nach einem Gedicht von Galaktion Tabidze geschrieben hat, hier zu hören mit dem Symphonieorchester Tiflis.
 
Nach der begeistert aufgenommenen Deutschland-Tournee im Frühjahr und einigen Festival- Auftritten wird die Jan Garbarek Group im Oktober/ November bei einer weiteren ausgedehnten Tour Musik aus “Rites” vorstellen.
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