Charles Lloyd | News | Ozeanische Gefühle - Intimität auf die Spitze getrieben

Ozeanische Gefühle – Intimität auf die Spitze getrieben

Mit “Trios: Ocean” legt Charles Lloyd das zweite Album in seiner “Trio of Trios”-Serie vor. Begleitet wird der Saxofonist diesmal von Pianist Gerald Clayton und Gitarrist Anthony Wilson.
Gerald Clayton (Piano) / Charles Lloyd (Saxofon) / Anthony Wilson (Gitarre)
Gerald Clayton (Piano) / Charles Lloyd (Saxofon) / Anthony Wilson (Gitarre)
22.09.2022
Dieses Album auf LP und weiteres von Blue Note finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
Im Dezember 2016 widmete das US-Magazin The Atlantic Charles Lloyd ein längeres Feature, in dem es – in Anspielung auf dessen bahnbrechende Alben “Forest Flower” und “The Flowering” (1966) – das künstlerische “Wiederaufblühen” des damals 78-Jährigen feierte.  “Der Jazzsaxofonist, der in den 1960ern Popstar-Status erlangte und sich dann für Jahre ins selbst auferlegte Exil zurückzog, bringt heute einige der besten Alben seiner Karriere heraus”, hieß es dort. Bestätigt wurde das in den folgenden Jahren durch vier weitere exzellente Alben, die Lloyd bei Blue Note Records vorlegte: “Passin’ Thru” (2017), “Vanished Gardens” (2018), “8: Kindred Spirits” (2020) und “Tone Poem” (2021).
Dieses Jahr allerdings scheint sich Lloyd mit seiner "Trio of Trios "-Serie noch einmal selbst übertreffen zu wollen. Das erste Album in dieser ungewöhnlichen Reihe mit drei Trio-Einspielungen erschien im Juni unter dem Titel “Trios: Chapel” und präsentierte den unermüdlich kreativen Saxofonisten im Zusammenspiel mit Gitarrist Bill Frisell und Bassist Thomas Morgan. PopMatters kürte die Live-Aufnahme zu einem der besten neuen Jazzalben des Sommers 2022 und meinte: “Es klingt wie alle neueren Arbeiten von Lloyd – wunderbar und warm und rhapsodisch melodiegetrieben.”
Nun folgt mit “Trios: Ocean” schon der zweite Streich, der dem ersten in nichts nachsteht. Zu hören ist Lloyd hier mit Pianist Gerald Clayton und Gitarrist Anthony Wilson. Die beiden sind Söhne bekannter Jazzmusiker: Gerald ist der Sprössling des legendären West-Coast-Bassisten John Clayton und Anthony der Sohn des 2014 verstorbenen Trompeters, Bandleaders und Komponisten Gerald Wilson. Funfact am Rande: In der Big Band von Gerald Wilson hatte Charles Lloyd in den späten 1950ern an der Seite von u.a. Don Cherry, Harold Land, Eric Dolphy, Horace Tapscott, Clifford Jordan, Elmo Hope und Garnett Brown wichtige frühe Spielerfahrungen gesammelt, als er mit nicht ganz 18 Jahren von Memphis nach Los Angeles zog, um an der University of Southern California zu studieren.
Die Aufnahmen des “Ocean”-Trios wurden am 9. September 2020 in dem 150 Jahre alten Lobero Theatre in Santa Barbara aufgezeichnet. Seit sich Lloyd in den 1980er Jahren in der südkalifornischen Stadt niedergelassen hat, ist das Lobero für ihn zu so etwas wie seinem “zweiten Wohnzimmer” geworden. 2018 spielte er dort vor Publikum bereits das Album “8: Kindred Spirits” ein. Da der Auftritt des “Ocean”-Trios nun aber mitten im ersten Jahr der Corona-Pandemie über die Bühne ging, konnte er nicht vor Publikum stattfinden, wurde dafür allerdings damals live gestreamt.
Das Repertoire von “Trios: Ocean” setzt sich aus vier abwechslungsreichen Kompositionen des Saxofonisten zusammen, die Lloyd – und das dürfte seine Fans ganz besonders freuen – bisher noch auf keinem seiner vielen Alben präsentiert hatte. “Eine prächtige Mischung von einem Meisterverzauberer”, wie John Fordham, der Jazzkritiker des Guardian, in seiner Rezension des Albums schrieb. “Durchdrungen ist diese Musik von Raum, Reflexion, Respekt und Hingabe an die Wurzeln des Jazz.”
Abgeschlossen wird diese Reihe im November mit dem Album “Trios: Sacred Thread”, das Charles Lloyd dann in der Gesellschaft von Gitarrist Julian Lage und Tabla-Meister Zakir Hussain zeigt. 
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