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Salif Keïta – M’Bemba

25.01.2006
Mit seinem vor drei Jahren veröffentlichten Album “Moffou” signalisierte Salif Keïta nach über 30 Jahren in der Fremde endlich die Rückkehr in seine Heimat Mali. Die hatte er 1973 mit der von ihm und Kanté Manfila geleiteten Band The Ambassadeurs verlassen, um eine internationale Karriere anzustreben. Die erste Zwischenstation auf dem Weg dorthin war Abidjan, die Hauptstadt der Elfenbeinküste, wo Les Ambassadeurs 1978 mit dem Album “Mandjou” ihren ersten überwältigenden Erfolg hatten. Im Dezember 1980 überquerten Salif und Kanté erstmals den Atlantik und verbrachten drei Monate in New York. Lange genug, um dort die Alben “Primpin” und “Toukan” aufzunehmen, die dieselbe Begeisterung auslösten wie “Mandjou”. Aber Salif war in Gedanken schon an ganz anderer Stelle: er träumte von Paris.
In Frankreich stand die Afro-Bewegung, angeführt von Persönlichkeiten wie Pierre Akendengué, Manu Dibango und Ray Lema, in vollster Blüte. Im Frühjahr 1984 hatte Salif einen triumphalen Auftritt bei einem “Crossover”-Festival in Angoulême: Die Reaktion des französischen Publikums überwältigte ihn so sehr, daß der Mann aus Mali beschloß, von Abidjan nach Frankreich überzusiedeln, wo er im Pariser Vorort Montreuil eine neue Heimat fand.

Nun ist Salif Keïta also endlich nach Bamako, in die Hauptstadt Malis, zurückgekehrt. Dorthin, wo er 1968 als nicht mal Zwanzigjähriger seine professionelle Laufbahn in der Rail Band of Bamako begonnen hatte. “M’Bemba” ist das erste Album, das Salif dort in seinem neu eingerichteten eigenen Studio aufgenommen hat. Wie der 2002 erschienene Vorgänger “Moffou” dominieren auch auf “M’Bemba” die Klänge akustischer und oftmals traditioneller afrikanischer Instrumente. Musikalisch bietet das Album eine perfekte Synthese all der Einflüsse, die den Werdegang des Sängers, den man auch “die goldene Stimme Afrikas” nennt, im Laufe seiner langen musikalischen Odyssee geprägt haben: das Spektrum reicht von ein wenig Rock und Soul über französische Chansons bis hin zu afrokubanischen und karibischen Rhythmen. Aber trotz dieser internationalen Anleihen ist “M’Bemba” in erster Linie ein afrikanisches Album, daß selbst die Puristen in Keïtas Heimat, die den Künstler oft für seine Experimente und Flirts mit der Moderne kritisierten, mehr als zufriedenstellen dürfte.

Gleich im ersten Song des Albums, der den Titel “Bobo” trägt, verkündet Salif Keïta, wie glücklich er heute ist. Und diese schließlich gefundene Glücklichkeit färbte auch deutlich auf die Musik ab und spiegelt sich vor allem in so überschwenglich fröhlichen Liedern wie “Laban”, “Calculer” oder “Kamoukie” wider, die einen mit ihren hypnotisierenden Grooves leichtfüßig zum Tanzen verführen. Etwas melancholisch gerieten dagegen das sehr bewegende “Dery” und “Tu vas me manquer”.

Salif Keïta nimmt auf “M’Bemba” (ins Deutsche übersetzt bedeutet der Titel “Vorfahre”) die Gelegenheit wahr, an einen seiner eigenen berühmten Vorfahren zu erinnern: an den heldenhaften (und gefürchteten) Mandinka-Prinzen Sounjata (oder Soundiata), der – obwohl schmächtig und durch eine Lähmung behindert – seine außerordentlichen Talente bewies, als es ihm gelang, eine große Anzahl von eigentlich untereinander verfeindeten Clans zu einen und um die Wende des 13. Jahrhunderts das mächtige malische Imperium zu begründen (dessen damalige Grenzen den Senegal, Guinea, Burkina-Faso, das heutige Mauretanien, die Elfenbeinküste und den Niger umfaßten). Der Titelsong ist also ein wahres Stück Familiengeschichte, bei dem Salif Keïta zudem von einem Chor unterstützt wird, der sich aus drei Sängerinnen zusammensetzt, die als Kinder von Salifs Eltern adoptiert worden waren.

Für die authentischen Klänge sorgen auf diesem Album vor allem traditionelle Musiker wie Mama Sissoko, der hier N’goni – ein Mittelding zwischen einer Laute und einer kleinen Gitarre – spielt, und Toumani Diabaté mit seiner Kora. Auch die Gitarristen Kanté Manfila und Ousmane Kouyaté, die schon bei Les Ambassadeurs mit Salif Keïta zusammenarbeiteten, sind auf diesem Album mit ihrem ganz eigenen Charisma präsent. Für die modernen polyrhythmischen Grooves sorgen unter anderem zwei Musiker mit karibischen Vorfahren: Bassist Michel Alibo (der einst durch die afro-französische Fusion-Band Sixun bekannt wurde) und Perkussionist Mino Cinelu. Produziert wurde “M’Bemba”, wie zuvor schon “Moffou”, von Jean Lamoot (Noir Désir, Alain Bashung, Brigitte Fontaine, Mano Solo, etc.).
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