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Maciej Obara – ein Meister der ad-hoc-Improvisation

“Kraftvoll, reif, tiefgründig, voller Charme und Schönheit”. So beschreibt Tomasz Stanko die Musik seines einstigen Zöglings Maciej Obara, der nun mit “Unloved” sein ECM-Debüt gibt.
Maciej Obara
Maciej Obara© Urszula Tarasiewicz / ECM Records
03.11.2017
Mit dem Album “Unloved”,  dessen Audrucksspektrum von lyrischer Zartheit bis zu feurig kraftvollem Spiel reicht, ist dem polnischen Altsaxophonisten Maciej Obara ein absolut bemerkenswertes Debüt bei ECM gelungen. Mit Ausnahme des Titelstücks, einer sehnsuchtsvollen Ballade von Krzysztof Komeda für Janusz Nasfeters gleichnamigen Film, stammen alle Stücke aus Obaras Feder. Sein Programm beschreibt der einfallsreiche Altsaxophonist als “ein sehr persönliches Statement zu Menschen, die mir lieb sind, und Orten, die mich inspirieren”. Wert legt er aber auch auf die Feststellung, dass seine Themen nur “als Grundrisse dienen, von denen aus unser Sound freigelassen wird… Das ist im Grunde mehr wie ein Komponieren in Echtzeit.” Die ebenso talentierten wie engagierten Mitglieder seines Quartetts steuern eine Menge Eigenes zu dieser Musik bei. “Ich liebe ihre Fähigkeit, sich in offenen Räumen frei zu bewegen und die Art, wie sie dem, was ich im Kopf hatte, Form und Farbe verleihen.”
Maciej Obara und der polnische Pianist Dominik Wania entdeckten ihre musikalischen Gemeinsamkeiten, als sie vor rund zehn Jahren in einer der Bands des Trompeters Tomas Stanko zusammenspielten. Sie stellten damals u.a. fest, dass sie ein ähnliches Gespür für Formen und Freiheit hatten. Im Quartett mit Bassist Ole Morten Vågan und Schlagzeuger Gard Nilssen konnten sie ihre musikalische Beziehung noch vertiefen. Im Spiel des Quartetts sind die unterschiedlichsten Einflüsse gebündelt und jeder einzelne der Musiker versteht es, in den Räumen zwischen den Idiomen und den Zonen zwischen dem Notierten und dem völlig Freien zu funktionieren und aufzublühen. 
Tomasz Stanko beschrieb Maciej Obara einmal als “einen großartigen Musiker, dessen Musik kraftvoll, reif, tiefgründig, voller Charme und Schönheit ist. Es ist ganz seine eigene.” Das Besondere an Obaras Klang und Herangehensweise zeigte sich bei ihm schon in seinen ersten Arbeiten. Ähnlich wie Stanko testete er seine improvisatorischen Fähigkeiten auf beiden Seiten des Atlantiks. So arbeitete er etwa 2010 in New York mit Nasheet Waits, Mark Helias und Ralph Alessi. Letzterer schwärmte damals von seinem “großen Einfühlungsvermögen bei ad-hoc-Improvisationen”. Nachdem John Kelman von All About Jazz das Quartett beim Molde Festival erlebt hatte, schrieb er: “Obara war schlichtweg eine Offenbarung, ein Altsaxophonist, der unerschrocken alles ausprobiert, aber immer ein offenes Ohr hat für die Musik, die um ihn herum passiert, um einen gemeinsamen Nenner zu finden.”
Pianist Dominik Wania schloss sein Studium an der Krakauer Musikakademie mit einem Prädikatsexamen in klassischer Musik ab und erhielt ein Stipendium für ein Studium am New England Conservatory in Boston. In seinen Improvisationen nutzt er seine beeindruckende Technik, wie man hier beispielsweise in dem Stück “Echoes” hören kann. Sein 2013 veröffentliches Soloalbum “Ravel” enthielt die fünfteilige Suite “Miroirs” des französischen Komponisten, die Wania eigens für sein Jazztrio komplett umarrangiert hatte.
Bassist Ole Morten Vågan ist der künstlerische Leiter des Trondheim Jazz Orchestra und war der Dreh- und Angelpunkt sowie maßgebliche Komponist der Band Motif, aus der einst Mathias Eick hervorgegangen ist. An der Seite von Thomas Strønen war er schon auf dem ECM-Album “Time Is A Blind Guide” zu hören. Darüber hinaus arbeitete er in der Band Generator X mit Audun Kleive and Christian Wallumrød.
Gard Nilssen leitet das Trio Acoustic Unity mit Saxophonist André Roligheten und Bassist Petter Eldh und ist zudem Mitglied des Power-Rock/Jazz-Trios Bushman’s Revenge. Für ECM spielte er mit Mathias Eick das Album “Skala” ein. Nilssen, der Schüler von Jon Christensen war, ist heute einer der meistgefragten Schlagzeuger Europas. Im vergangenen Sommer trat er im Trio mit Arild Andersen und Pat Metheny beim Molde International Jazz Festival auf.