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Spielfreudiges Stil-Chamäleon

Auf dem Doppelalbum “Uncle John’s Band”, das nun auch als Doppel-Vinyl erhältlich ist, beweist der Gitarrist John Scofield mit Bassist Vicente Archer und Drummer Bill Stewart seine stilistische Vielseitigkeit.
John Scofield, Bill Stewart, Vicente Archer
John Scofield, Bill Stewart, Vicente Archer
16.11.2023
John Scofield genießt schon seit langem den Ruf, ein stilistisches Chamäleon zu sein. Aber so abenteuerlustig und unbekümmert wie auf “Uncle John’s Band” erlebt man auch ihn nicht alle Tage. Seinen Titel verdankt das abwechslungsreiche Doppelalbum (das es nun auch auf Doppel-Vinyl gibt) dem Grateful-Dead-Klassiker, mit dem es ausklingt.
Gemeinsam mit seinen aktuellen Trio-Gefährten – Bassist Vicente Archer und Schlagzeuger Bill Stewart – rückt Scofield auf diesem Album einem breitgefächerten Repertoire zu Leibe. Unter die Songs, die er hier covert, hat er sieben eigene Originale gemischt, die wechselweise einen Swing-, Funk- oder Folk-Einschlag haben. Der rote Faden, der sich durch dieses Programm zieht, ist die improvisatorische Verve des Trios.
“John Scofields neues Doppelalbum ‘Uncle John’s Band’ ist in erster Linie ein Tribut des Gitarristen an sich selbst”, merkte Wolf Kampmann in Jazzthing an, “denn es vereint verschiedene Momente, die für seine lange Laufbahn stilprägend sind. Es gibt mit Bob Dylans 'Mr. Tambourine Man’, Neil Youngs ‘Old Man’ und dem Titeltrack von ‘The Grateful Dead’ drei Songs aus der amerikanischen Rockgeschichte, die den Gitarristen in seiner Jugend geprägt haben. Zwei Tracks weisen auf Miles Davis hin, in dessen Band Sco zu Weltruhm gelangte. Er verneigt sich vor dem ‘Great American Songbook’, auf das er immer wieder gern zugriff, und covert in der vermeintlichen Eigenkomposition ‘Back In Time’ heimlich den Countryklassiker ‘Ghostriders In The Sky’. Vor allem aber bietet er in seinem Trio mit Bassist Vicente Archer und Langzeitbegleiter Bill Stewart am Schlagzeug spielerisch viele Variationen seiner selbst, die von verhaltenem Jam Rock bis zu einer Improvisationsauffassung reichten, die sich dem Free Jazz annähern, ohne jedoch irgendetwas auszuschließen. Kurz, Scofields neues Album ist zumindest auf ihn selbst bezogen das Kompletteste, was er je aufgenommen hat.”