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Der “andere Sinatra” – Album “Watertown” wiederentdeckt

Konzeptalben gibt es nicht nur in der Rockmusik. Mit “Watertown” wird jetzt Frank Sinatras vielleicht ungewöhnlichstes Album wiederentdeckt.
Frank Sinatra
Frank Sinatra(c) Frank Sinatra Enterprises
15.06.2022
Dieses Album als LP (inkl. Poster) und weitere finden Sie in unserem JazzEcho-Store
Seine künstlerische Vielseitigkeit und seinen Wagemut beweist Frank Sinatras bemerkenswertes Album “Watertown” aus dem Jahr 1970. Hier war Sinatra einmal nicht mit Swing oder Balladen aus dem American Songbook zu hören, und auch nicht mit Versionen bekannter Pop-Songs, wie sie ab den späten Sechziger Jahren den Weg in sein Repertoire fanden. Auf “Watertown” schlüpft Sinatra, der ja nicht zuletzt auch ein Oscar-prämierter Schauspieler war, mit zehn Pop-Songs in eine Rolle, eine Persönlichkeit, die von seinem wirklichen Charakter nicht hätte weiter entfernt sein können. “Watertown” war eine dramatische stilistische Wende in Sinatras Karriere, eine Konzept-LP, die die ergreifende Geschichte eines Arbeiters mit Kindern erzählte, dessen Frau ihn und die Kleinstadt Watertown verlassen hat.
Als “Watertown” im März 1970 erstmals veröffentlicht wurde, waren weder Sinatras Fans noch die Kritiker auf einen so radikalen künstlerischen Richtungswechsel vorbereitet. Aber mit der Zeit hat das Album immer mehr an Statur und Ruf gewonnen. 2007 beschrieb The Guardian es als “eines von seinen größten Meisterwerken”. Im Jahr 2015 meinte The Observer: "Es war schlüssig, dass Sinatra sich an einem Story-getriebenen Konzeptalbum versuchen würde, wenn man bedenkt, dass er in den 1950er Jahren dazu beigetragen hatte, die thematische Konzept-LP voranzutreiben. Aber bei “Watertown” tat Sinatra etwas wirklich Riskantes: er erzählte eine ganze albumlange Geschichte aus der Sicht eines Charakters, der definitiv nicht Frank Sinatra ist."
Die Songs auf “Watertown” sind keine Ohrwürmer, die sich sofort an den Hörer heranschmeißen, es sind faszinierende orchestrale Pop-Songs mit ausgefeilten Melodiebögen und hier und da modernen Grooves. Sinatra bewegte sich hier im Territorium von damaligen Kollegen wie Glen Campell oder Neil Diamond und bewies, dass er auch im Pop-Sound jener Jahre alles andere als deplatziert war. Geschrieben und produziert wurde “Watertown” von Bob Gaudio, einem der vier Mitglieder der legendären Pop-Band The Four Seasons, zusammen mit Co-Autor Jake Holmes, arrangiert wurde es von Charles Calello.
Jetzt erscheint “Watertown” als neu gemischte und remasterte Ausgabe, auf Vinyl in seiner ursprünglichen Albumsequenz, und auf CD und in der digitalen Edition mit acht Bonustracks, bestehend aus Aufnahmen der Albumsession, zwei Radiospots sowie dem Titel “Lady Day”, der ursprünglich nicht Teil des “Watertown”-Konzepts war. Die aktualisierte Edition wurde von Sinatra-Kenner Charles Pignone produziert und vom langjährigen Sinatra-Ingenieur Larry Walsh neu gemischt und gemastert. Neue Track-by-Track-Notes von Bob Gaudio, Zitate von Sinatra und neue Essays von Frankie Valli (The Four Seasons) und Jake Holmes runden die Veröffentlichung ab. Die LP beinhaltet zudem ein Poster mit einem Sinatra-Foto, das 1970 zur Promotion des Albums entstand.
 
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