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Treffsichere Traumband – Artemis-Debütalbum erschienen

Auf seinem Blue-Note-Debüt “Artemis” präsentiert sich das gleichnamige All-Star-Ensemble um die Pianistin Renee Rosnes so unzähmbar wie die mythologische Namenspatronin der Band.
Artemis
Artemis
10.09.2020
Rund 35 Jahre sind verstrichen, seit in Europa Deutschlands erste fast rein weibliche Jazzbigband für Furore sorgte. In Anspielung auf Nina Hagens feministischen Hit “Unbeschreiblich weiblich” hatte sich diese den pfiffigen Namen Reichlich Weiblich zugelegt. “Reichlich” deshalb, weil die Band aus zwölf Musikerinnen und einem Schlagzeuger bestand. Zur selben Zeit begann auf der anderen Seite des großen Teiches die junge kanadische Pianistin Renee Rosnes ihre Karriere. Erste Aufmerksamkeit erregte sie 1986, als sie mit der Bassistin Marlene Rosenberg und der Schlagzeugerin Sylvia Cuenca die Rhythmusgruppe des Joe Henderson Quartet bildete.
Was Mitte der 80er Jahre in der männlich dominierten Jazzwelt noch Schlagzeilen generierte, ist heute fast schon Alltag. Längst spielen Frauen im Jazz auf gleicher Augenhöhe mit ihren männlichen Kollegen und beschränken sich nicht mehr auf vermeintlich “feminine Instrumente” und Gesang. Deshalb wünscht sich Renee Rosnes auch, dass die von ihr geleitete All-Star-Band Artemis als Ensemble ohne geschlechtsspezifischen Zusatz wahrgenommen wird. “Die Musik geht über das Geschlecht hinaus”, sagte sie in einem Interview mit Nachdruck, "es spielt für uns, bei dem, was wir machen, keine Rolle. Ich freue mich auf den Tag, an dem wir das Thema nicht mehr ansprechen müssen. Es ist einfach unnötig. Man stellen sich vor, wie absurd es wäre, eine Band als ‘rein männlich’ zu bezeichnen.
Herausheben könnte man stattdessen die Internationalität von Artemis: Pianistin Renee Rosnes und Trompeterin Ingrid Jensen kommen aus Kanada, Tenorsaxophonistin Melissa Aldana aus Chile, Klarinettistin Anat Cohen aus Israel, Bassistin Noriko Ueda aus Japan und Schlagzeugerin Allison Miller aus den USA. Zusammengefunden hatten sich die sechs Musikerinnen erstmals im Sommer 2017, um auf einigen großen europäischen Festivals aufzutreten. Das Publikumsecho war dort so überwältigend, dass sie beschlossen, als festes Ensemble weiterzumachen, obwohl sie allesamt eigene Bands haben. Benannt haben sie sich nach Artemis, der jungfräulichen Göttin der Jagd und der Natur aus der griechischen Mythologie.
Jetzt legt die Band bei Blue Note ihr erstes, gleichnamiges Album vor. Verstärkt hat sie sich dafür mit der Gastvokalistin Cécile McLorin Salvant, die französisch-haitianische Wurzeln hat. Fünf der neun Stücke, die auf dem Debütalbum präsentiert werden, stammen von den Bandmitgliedern selbst. Die restlichen vier Nummern – Lee Morgans Soul-Jazz-Hit “The Sidewinder”, das melancholische Maxine-Sullivan-Juwel “Cry, Buttercup, Cry”, Stevie Wonders “If It’s Magic” und “The Fool On The Hill” von den Beatles – wurden von ihnen phantasievoll neu arrangiert. Dass die Chemie zwischen den Musikerinnen stimmt, spürt man sofort. “Wenn wir miteinander spielen, entfesseln wir gemeinsam eine wirkich erstaunliche Energie”, verriet Ingrid Jensen im vergangenen Dezember dem US-Magazin Playbill. “Wir passen einfach zusammen. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten. Wir sind ein Haufen lustiger Leute, die alle einen anderen Background haben, aber irgendwie alles unter einen Hut bringen können.”
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