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Destination Jazz: Till Brönners neues Album

Auf seinem “Till Brönner” benannten neuen Album unternimmt der Trompeter eine musikalische Reise in den groovenden Jazz der 60er und 70er Jahre.
Till Brönner
Till Brönner© Andreas H. Bitesnich / Universal Music
09.11.2012
Till Brönner spaltet die Jazzgemeinde nun schon, seit er sich vor rund zehn Jahren zum internationalen Aushängeschild der deutschen Szene mauserte. Während Tills wachsende Fanschar dafür sorgte, dass der Künstler für seine Alben regelmäßig mit ECHOs und Jazz Awards ausgezeichnet wurde, fanden andere (auch wenn sie oft mit der Lupe danach suchen mussten) stets ein Haar in der Suppe. Mit seinem jetzt erscheinenden neuen Album, schlicht “Till Brönner” betitelt, hat er allerdings bislang nur positive Kritiken einheimst. Selbst die kritische Neue Musikzeitung kam zum Schluss: “…wer bereits reinhörte, kann es nur rückhaltlos als Weihnachtsgeschenk für Jazzfans empfehlen. Schöne, aber auch interessante Melodiebögen, eingängige Titel, Fans können aufatmen. Brönner […] kann mit dem Album beweisen, dass er immer noch einer der besten Trompeter ist, die Deutschland und Europa zu bieten haben.” In Jazzthing meint Ralf Dombrowski, dass Brönner endlich das Album gelungen ist, “das manch einer schon lange vermisst hat […] ein entspanntes und beiläufig anspruchsvolles Jazzalbum.”

Till Brönner hat in seiner rund 20-jährigen Karriere als Aufnahmekünstler schon so ziemlich alles erreicht, wovon ein Musiker nur träumen kann. Er muss heute weder sich selbst noch sonst jemandem irgendetwas beweisen. Und kann sich umso entspannter dem widmen, was ihm am meisten am Herzen liegt: der reinen Musik. Auf “Till Brönner” startet er spielerisch neu durch, gewinnt dabei ein schärferes Profil, klingt souveräner, selbstbewusster, reifer denn je. Brönner spielt fast ausschließlich Flügelhorn und beschränkt sich auf die wesentlichen Töne. Virtuose Geschwätzigkeit ist ihm fremd.

Musikalisch schlägt er eine Brücke zurück zu den späten 60er und frühen 70er Jahren, zu einer Ära, in der sich der Jazz gegen die aufkommende Rockmusik behaupten musste und kommerziell neue Wege erprobte, ohne sich ästhetisch eine Blöße zu geben. “Unsere Besetzung ist kein Novum”, räumt Brönner ein. “In den späten sechziger und frühen siebziger Jahren sind zahlreiche Alben genau in dieser Besetzung bestritten worden.” Damit spielt der 41-Jährige auf Creed Taylors legendäres Label CTI an, für das sein Vorbild Freddie Hubbard verschiedene Alben aufnahm. Widergespiegelt wird dies vor allem in den Interpretationen von Klassikern aus jener Epoche: Dave Grusins “3 Days Of The Condor” oder Freddie Hubbards “Gibraltar”. Dazu präsentiert Brönner sechs neue Eigenkompositionen plus Einspielungen von Larry Goldings’ “Pegasus” und dem Stück “Red Street” seines Bassisten Christian von Kaphengst.

“Die Vergangenheit wird hier nicht rekreiert, sondern perfektioniert”, schreibt Andrian Kreye in der Süddeutschen Zeitung. “Was er auf seinem Album liefert, ist streckenweise besser als die Musik seiner Vorbilder, weil er mit dem Abstand von vier Jahrzehnten viele Fehler und Sackgassen vermeidet und die Essenz dieser Zeit auf den heutigen Stand bringt.”

Zugleich kehrt Brönner aber auch zu seinen eigenen musikalischen Ursprüngen zurück, die er freilich nie so ganz aus den Augen verloren hatte. Und so unterstreichen diese Aufnahmen nicht zuletzt, dass der Künstler – trotz seiner erstaunlichen stilistischen Vielseitigkeit – sich und dem Jazz im Grunde immer treu geblieben ist. “Bei diesen Einspielungen hatte die Musik eine mächtigere Funktion als mein eigenes Bild von mir”, stellt er klar. “Ich habe die Musik größtenteils zwar selber geschrieben, aber im Studio haben wir alle zusammen einfach nur unser Bestes gegeben.” Und das ist dann auch, was der Hörer mit diesem Album erhält: Till Brönners Bestes.
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