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Direkt und schnörkellos

Nach zwei eher introvertierten Alben geht Tift Merritt jetzt auf “See You On The Moon” sehr viel mehr aus sich heraus
Tift Merritt © Emily Wilson
Tift Merritt © Emily Wilson© Emily Wilson
03.06.2010
New York, New York. Dass einen die Stadt mit ihrer rund um die Uhr zu spürenden Dynamik schnell verändert, wird niemand bestreiten, der den Big Apple kennt. Diese Erfahrung machte jetzt auch die Songschreiberin Tift Merritt, die erst vor kurzem von North Carolina in die Hudson-Metropole umzog. Die Folge: nach zwei eher introvertierten Alben wollte die 35-Jährige nun eine Platte einspielen, die sehr viel direkter, schnörkelloser und auch etwas rockiger sein sollte. Mit “See You On The Moon” ist ihr dies zweifellos prächtig geglückt.

“Wir wollten ein elementares Album machen: mit viel offenem Raum, reichlich Mumm und echter Kraft”, sagt Tift Merritt. “Die Songs sollten weniger ausgefeilt sein und mehr Tiefe haben.” Und auch einen leichten Hauch vom Geist des Indie-Rock, der die gebürtige Texanerin in ihrer Jugend fast so sehr begeisterte wie die Songs ihrer beiden großen Vorbilder Joni Mitchell und Emmylou Harris.

Bei der Umsetzung ihrer Vorstellungen behilflich war ihr der Toningenieur und Produzent Tucker Martine, der sich einen Namen mit Produktionen für Mudhoney, Bill Frisell, The Decemberists, Sufjan Stevens und Spoon machte. Martine trug seinen Teil dazu bei, dass die Künstlerin ihren Songs, die oft im Folk-/Country-Rock verwurzelt sind, diesmal einen deutlichen Alternative-Rock-Einschlag gab.

“See You On The Moon” ist in stilistischer Hinsicht deutlich vielseitiger geraten als Merritts bisherige Alben. Der dezent funkige Opener “Mixtape” etwa klingt durch das spartanische Arrangement ein wenig so, als wäre es ein Klassiker aus der Feder des großen Bill Withers. Mit souligen Streichereinlagen sorgt der Violinist/Bratschist Eyvind Kang hier für eine Atmosphäre, die für Rhythm’n'Blues-Einspielungen der 1970er Jahre typisch war. Um den verschiedenen Stimmungen der Songs gerecht zu werden und das Spektrum der Klangfarben zu erweitern, luden Tift Merritt und Tucker Martine noch weitere Gäste zu den Aufnahmen ein: darunter den Pedal-Steel-Gitarristen Greg Leisz, den Keyboarder und Posaunisten Steve Moore sowie als Gesangspartner bei “Feel Of The World” Jim James von der Country-Rock-Band My Morning Jacket. Ansonsten verläßt sich die Sängerin, die hier selbst auch Gitarre und Klavier spielt, auf die gewohnt souveräne Begleitung durch die Band The Carbines, in der ihr Ehemann Zeke Hutchins am Schlagzeug sitzt.