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Kein Schmuse-Teddy – “Bella” von Teddy Thompson

Songwriter Teddy Thompson hat ein Faible für schöne Melodien mit Haken und Ösen sowie sarkastische Texte. Auf seinem neuen Album “Bella” gibt es von beidem reichlich.
Teddy Thompson
Teddy Thompson
06.04.2011
So ein Kunststück gelingt wirklich nur ganz wenigen Musikern. Teddy Thompson hat sein neues Album “Bella” von Anfang bis Ende mit Liedern über Liebe, Sehnsucht und Liebesleid gefüllt. Und schafft es trotzdem, einen mit seinen Songs über die gesamte Strecke zu fesseln. Denn der britischstämmige Songwriter bricht gekonnt mit den gängigen Regeln. Seine Texte spickt er ebenso raffiniert wie elegant mit Sarkasmus und Selbstironie, seine traumhaften, meist sofort mitsingbaren Melodien verpackt er – trotz mehrfachen Einsatzes eines Streicherensembles – nicht in klebrige Klangzuckerwatte. Teddy Thompson ist ein Meister der Täuschung. Und dies ist hier ein dickes Kompliment. Kaum etwas ist wirklich, wonach es im ersten Moment klingt. So versieht er eher traurige Nummern mit einem fröhlichen Up-Tempo-Beat. Oder umgekehrt. Da lohnt es sich endlich mal wieder wirklich genauer hinzuhören.

“Ich glaube, mein Sinn für Humor und meine Sensibilität sind so etwas wie mein Markenzeichen geworden”, sagt Thompson. “Es sind Eigenschaften, die einfach in meiner Natur liegen. Ich bin da ziemlich englisch: sehr sarkastisch und zugleich bescheiden. Einerseits ergeben sich meine Songs einfach so; andererseits ist dies aber auch mein bevorzugter Stil: ich mag einfach schöne Melodien mit Haken und Ösen.” Und Texte mit überraschenden Pointen mag er auch. Allein für erfrischende Zeilen wie “Some time ago I came up with a plan / Shit on myself so that no one else can” (“Over And Over”) oder “I was born with a love disease / It’s known as chronic hard to please” (“The One I Can’t Have”) muss man ihn schon lieben.

Wichtigster Mitstreiter war diesmal Produzent David Kahne (Regina Spektor, The Strokes, Fishbone, Paul McCartney, The Bangles), der die oftmals mit einem leichten Country-Akzent versehenen Popsongs mit wohltuend unschwülstigen Streicherarrangements ausstattete. “Mir schwebte klangmäßig so etwas wie auf den späten Buddy-Holly-Platten vor, wo es acht- oder zehnköpfige Streicherensembles gab”, erläutert Teddy. “Ich hatte auch eine ‘Greatest Hits’-CD von Jackie DeShannon gehört, die voller Streicherarrangements war. Diese Arrangements waren ungewöhnlich, weil sie von Pop-Leuten geschrieben worden waren und nicht von traditionellen Streicherarrangeuren …” Kahne überraschte Thompson mit seinem versteckten Talent: “Ich kannte David nicht als Arrangeur für Streicher und so war anfangs offen, ob er diesen Job übernehmen würde und welche Rolle die Streicherarrangements überhaupt haben sollten. Dass sie nun auf dem Album so präsent sind, liegt einfach daran, dass David perfekte Arbeit leistete.”

Die leisteten aber tatsächlich alle an der Aufnahme von “Bella” beteiligten Musiker. Ein kurzweiliges, intelligenteres und gewitzteres Album mit Liedern über Liebe, Sehnsucht und Liebesleid wird man so schnell kaum finden.