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Zurück zu den Wurzeln

Auf “The Other Side”, seinem ersten Soloalbum seit 2006, kehrt die Musiklegende T Bone Burnett nach abenteuerlichen Soundexperimenten zu traditionellem Songwriting und Country-Blues-, Rootsmusik- und Bluegrass-Klängen zurück.
T Bone Burnett
T Bone Burnett(c) Jason Myers, Gemälde: Larry Poons
18.04.2024
“Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt”, lautet eine Weisheit, die gerne Wilhelm Busch zugeschrieben wird. Etwas Ähnliches mag sich auch T Bone Burnett gedacht haben, als er letztes Jahr ein paar neue Gitarren ausprobierte, die er sich kurz zuvor zugelegt hatte. Denn eigentlich wollte der inzwischen 76-jährige, der für seine Arbeiten als Gitarrist, Sänger, Songwriter und Produzent u.a. dreizehn Grammys und einen Oscar erhalten hat, seine bewegte Aufnahmekarriere mit der ambitionierten Trilogie “The Invisible Light” ausklingen lassen. Zwei Alben der Trilogie sind bisher erschienen: 2019 “Acoustic Space” und 2022 “Spells”. Doch die neuen Gitarren machten Burnett plötzlich Lust, vor der Vollendung des dritten “The Invisible Light”-Albums  noch ein gänzlich anderes Projekt in Angriff zu nehmen: “The Other Side”.
Statt einer weiteren wilden, überwiegend von elektronischen Instrumenten und tribalen Beats geprägten Stilmixtur serviert T Bone Burnett nun erst einmal ein Album, auf dem er zum traditionelleren Songwriting und den Country-Blues-, Rootsmusik- und Bluegrass-Klängen zurückfindet, mit denen er einst aufwuchs. Da die “The Invisible Light”-Trilogie eine Gemeinschaftsarbeit mit dem Keyboarder Keefus Ciancia und dem Schlagzeuger Jay Bellerose ist, stellt “The Other Side” somit Burnetts erstes Soloalbum seit “True False Identity” (2006) dar. Zu den Aufnahmesessions in Nashville lud u.a. seine alte Freundin Rosanne Cash, die weiblichen Stimmen der New Yorker Indie-Pop-Band Lucius (Jess Wolfe und Holly Laessig), seinen ehemaligen Alpha-Band-Kollegen Steven Soles und die Indie-Folk-Musikerin Weyes Blood ein. Instrumentale Unterstützung lieferten T Bone Burnett außerdem langjährige musikalische Weggefährten wie Dennis Crouch, Stuart Duncan, Jay Bellerose und Rory Hoffman.
Das Album ist eine Sammlung mit zwölf eindringlichen Songs, durch die sich wie ein roter Faden eine fiktive Liebesgeschichte zieht. Mal haben diese Lieder eine unheimliche oder gespenstische Stimmung. So wie in das auf einem Friedhof spielende “Sometimes I Wonder”, das Weyes Blood featuret, oder “Waiting For You”, einer der fünf Songs, die von Lucius’ Gesangsmagie veredelt werden. Dann wieder sind die Stücke von Melancholie und Verspieltheit durchdrungen. Etwa das gemeinsam mit Rosanne Cash vorgetragene “(I’m Gonna Get Over This) Some Day” oder “Everything And Nothing”, zu dem Burnett und sein Co-Schreiber Gary Nicholson von den witzigen, sparsamen Wortspielen des Broadway-Genies Frank Loesser inspiriert wurden.
Und auf “The Other Side” steht mehr denn je T Bone Burnetts eigene gereifte und voller klingende Stimme im Mittelpunkt, wobei er diesmal durchweg einen melodischeren, zugänglicheren Ton anschlägt.  Wilder soll es wieder auf dem dritten “The Invisible” Light-Album zugehen, das, so verspricht Burnett, “sehr, sehr jazzig und ziemlich außergewöhnlich” sein wird. Ob er danach dann wirklich seine Aufnahmekarriere an den Nagel hängen wird, bleibt indes abzuwarten. Denn erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.