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Jazz-Trip mit Gaststars – neues Marcus-Strickland-Album

Auf seinem zweiten Blue-Note-Album begibt sich Saxophonist Marcus Strickland auf eine musikalische Reise nach Afrika. Mit dabei sind u.a. Sänger Bilal und Rapper Pharoahe Monch.
Marcus Strickland
Marcus StricklandPetra Richterova
08.11.2018
“Seit mehr als einem Jahrzehnt verzahnt Marcus Strickland vorwärtstürmenden Jazz mit den scharfen Beats des Hip-Hop”, schrieb die Financial Times vor zwei Jahren, als der aus Florida stammende, heute in Brooklyn lebende Saxophonist mit dem Album “Nihil Novi” bei Blue Note Records debütierte. Tatsächlich gehört der 39-Jährige seit Beginn des neuen Millenniums neben Robert Glasper zu den treibenden Kreativkräften eines stark verjüngten Jazz, der zugleich publikumsfreundlich wie revolutionär ist. Dabei bekennt sich Strickland dazu, dass der Einfluss der Underground-Hip-Hop-Legende J Dilla, von Stevie Wonder, Earth Wind & Fire und Jimi Hendrix für ihn genau so wichtig ist wie der von John Coltrane. Durch die Zusammenarbeit mit Meshell Ndegeocello, die “Nihil Novi” produzierte, entdeckte er weitere musikalische Pfade, die er nun auf seinem neuen Album “People Of The Sun” begeht.
“Ich mache mir längst keine Gedanken mehr darüber, was Jazz ist und was nicht”, sagt Strickland. “Ich habe mich dieser Grenzen entledigt und frage mich einfach nur noch: ‘Wer zum Teufel bin ich?’ So bin ich auf den Weg gelangt, den ich jetzt beschreite.” Auf dem  neuen Album “People Of The Sun” begibt sich Strickland auf eine Selbstfindungsreise und spürt der afrikanischen Diaspora nach. “Ich denke darüber nach, woher wir stammen”, sagt er, “und wie das mit dem, was wir als schwarze Amerikaner kreiert haben, kontrastiert und harmoniert.” So verbindet er auf dem Album Einflüsse der westafrikanischen Griot-Kultur, des Afrobeat und afrikanischer Perkussionsmusik mit dezidiert amerikanischen Musikelementen wie Post-Bop, Funk, Soul und Hip-Hop-Beats.
Zu Gute kommt Strickland dabei, dass er in Miami mit den unterschiedlichsten Arten von Musik aufwuchs. Er hörte Klänge aus Haiti, afrokubanische Rhythmen und Street-Rap, während sein Vater ihm zu Hause Platten von Stevie Wonder, John Coltrane und P-Funk vorspielte. Seine Mutter sorgte dafür, dass Marcus und sein Schlagzeug spielender Zwillingsbruder E.J. eine Kunstschule besuchen konnten, wo sie von “Musiknerds” umgeben waren. Am College jammten die beiden dann mit Gleichgesinnten wie Robert Glasper, Keyon Harrold und Bilal Oliver.
Mit seiner unglaublich agilen Band Twi-Life und Gästen wie dem Neo-Soul-Sänger Bilal, dem flinkzüngigen Rapper Pharoahe Monch, dem modernen Griot Greg Tate und dem aus Ghana stammenden Perkussionisten Weedie Braimah legt Marcus Strickland nun mit “People Of The Sun” ein Album vor, das unterstreicht, dass er zu den aufregendsten und originellsten Stimmen gehört, die der zeitgenössische Jazz derzeit zu bieten hat.