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Wetten Bass?! – neues Marcus-Miller-Album

Als hochdekorierter Tiefton-Experte von Weltruf muss Marcus Miller es niemandem mehr beweisen. Auf “Laid Black” nimmt er sich zurück – und lässt die Musik sprechen.
Marcus Miller
Marcus MillerThierry Dubuc
30.05.2018
Weise und warmherzig lächeln Millers Augen den Betrachter vom Cover aus an. Dabei hat er in den drei Jahren, die seit der Veröffentlichung seines Vorgänger-Album “Afrodeezia” vergangen sind, weiß Gott nicht nur zu lachen gehabt. Vater und Schwiegermutter sind während der Aufnahmen verstorben, wie er offenherzig in einem persönlichen Booklet-Kommentar schreibt. Konsequenterweise sind Teile von “Laid Black”  diesen beiden dann auch gewidmet. Apropos Familie: Millers zwölftes Studio-Album unter eigenem Namen darf auch sonst als Familienangelegenheit gewertet werden. Nicht nur, dass seine exzellente Band, u.a. bestehend aus Alex Han, Russell Gunn, Brett Williams und Alex Bailey, ihm als Brüder im Geiste kongenial zur Seite stehen. Die musikalische Familie wird mit dem Engagement seiner Frau Brenda Miller als Ko-Produzentin und Projekt-Leiterin in die sprichwörtliche überführt. They are family!
Und allem Anschein nach hat sich der Familien-Rat für eine klangtechnische Ausrichtung entschieden, die man nach Millers Maßstäben durchaus als eine Art Rückkehr bezeichnen kann. “Laid Black” ist ein zeitgenössisches Amalgam aus Modernem, Bewährtem und eben typisch Millerschem, das sich frei macht von Genre-Grenzen und den Sound über das Solo stellt. Was in gar keinem Fall als despektierlich gegenüber dem unglaublichen Können der beteiligten Musikerinnen und Musiker verstanden werden darf. Wer würde das im Fall von Miller und solch formidablen Gästen wie Selah Sue, Trombone Shorty, Kirk Whalum, Jonathan Butler, Brian Culbertson und Take Six schon wagen?!
Gemeint ist, dass “Laid Black” eben nicht nach musikalischem Möchtegern-Kapitalismus klingt: Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht. Nein. “Laid Black” klingt nach: Wenn alle aufeinander hören, dann erst ist an alle gedacht. Wunderschön nachzuhören auf “No Limit”, das einen ob der instrumentalen Finesse staunen macht und sich gleichzeitig als wunderbar eingängiger Sound für Draußen und Barbecue-Party-Soundtrack eignet. Mehr in die Beine geht tatsächlich nur das Trombone-Shorty-Feature “7-T’s”. Als der wohl groove-intensivste Track auf dem Album verströmt er dennoch eine Relaxtheit, die dem Album-Titel alle Ehre macht.
Ganz besonders gilt das natürlich auch für das “Que Sera Sera”-Cover, zu dem Miller sich laut Booklet von seiner Frau erst hat überreden lassen müssen. Selah Sue balanciert das erdige Bass-Spiel und den langsamen, nichtsdestotrotz aber zwingenden Groove stimmlich perfekt aus. Im Schulterschluss mit Background-Chor, der Orgel und Adam Agatis Gitarren-Solo gerät die Interpretation zu der wohl bluesigsten, die es von diesem Evergreen je gegeben hat. Mit “Sublimity ‘Bunny’s Dream’”, “Someone to Love” und “Preacher’s Kid” präsentiert Miller zudem drei Kompositionen, die die “Laid Black”-DNA auf eine Weise ausbuchstabieren, dass man nur noch konstatieren kann: Laid Back as “Laid Black” gets.     
 
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