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Madeleine Peyroux: Neuerfindung statt Wiedererschaffung

Madeleine Peyroux 2013
Madeleine Peyroux 2013
25.03.2013
“Das Einzige, was zählt, ist der Song”, sagt die Sängerin und Songschreiberin Madeleine Peyroux, wobei sie nonchalant ihre eigene Bedeutung als Interpretin herunterspielt. Denn mit ihrer einzigartigen Stimme hat es die Jazzkünstlerin geschafft, von der Straßenmusikerin in Paris zum Weltstar aufzusteigen. Mit alten Klassikern und modernen Liedern, Stücken aus dem Repertoire von Leonard Cohen bis zu den Beatles, die sie stets auf eindringlich eigene Weise vortrug, hat Peyroux bewiesen, dass sie eine ungeheuer einfühlsame “Interpretin” ist.
Für ihr neues Album “The Blue Room” überarbeitete die Sängerin, die es liebt, Genregrenzen zu verwischen, einige wahre musikalische Meilensteine und Juwele. Und einmal mehr kooperierte sie dabei mit ihrem langjährigen Produzenten Larry Klein (Joni Mitchell, Walter Becker, Tracy Chapman, Herbie Hancock). Herausgekommen ist ein raffiniertes Album, das nicht einfach musikalische Stile kreuzt, sondern sie nahtlos miteinander verschmilzt und so einen vollkommen neuen Sound entstehen lässt.
Ausgangspunkt für “The Blue Room” war Larry Kleins Auseinandersetzung mit Ray Charles' Klassiker “Modern Sounds Of Country And Western Music”, von dem sich Peyroux 2004 bereits den Titelsong für ihr Album “Careless Love” geliehen hatte. Doch schon bald nahm Klein Abstand von der Idee, ein “reines Ray-Charles-Album” zu produzieren. “Madeleine und ich beschlossen, das Repertoire auf andere Stücke, die wir lieben, auszudehnen”, erklärt der Produzent. Und so gesellten sich zu Songs des legendären Ray-Charles-Projekts (“Bye Bye Love”, “Born To Lose”, “You Don’t Know Me” und das unsterbliche “I Can’t Stop Loving You”) auch noch Randy Newmans “Guilty”, Warren Zevons “Desperados Under The Eaves”, Leonard Cohens “Bird On A Wire”, Buddy Hollys “Changing All Those Changes” und John Hartfords “Gentle On My Mind”.
Und eben weil Ray Charles und Madeleine Peyroux im Grunde mehr trennt als miteinander verbindet, funktioniert das Album laut dem Kulturmagazin PopMatters so hervorragend. “Wenn Klein ‘Modern Sounds’ hätte wiedererschaffen wollen, dann hätte er auf einen der viele anderen Künstler zurückgreifen können, deren Stimmen Charles' rauen Tönen mehr ähneln”, heißt es dort. “Der Punkt war aber, es neu zu erfinden. Deshalb benutzten Klein und Peyroux sowohl Material von Charles' Originalalben als auch andere Songs, die nicht dorther stammen. Das Verhältnis ist 50/50. Klein sorgt dafür, das alles samtig sanft klingt, aber der Mix aus alt und neu verleiht ‘The Blue Room’ erstaunlich Frische.”
“Rays Album ist ein ‘kultureller Meilenstein’, und den Plan zu diesem Projekt hatte ich schon geraume Zeit mit mir herumgetragen”, sagt Larry Klein. “Als Protagonistin drängte sich für dieses Projekt Madeleine geradezu auf.” Denn ähnlich wie Charles, der auf dem Originalalbum 1962 Soul, Gospel, Country und Jazz miteinander verknüpfte, “vermischt Madeleine Jazz, Blues, Country und Pop”. Die für dieses Album ausgewählten Songs wirken an der Oberfläche zwar fröhlich, haben aber einen interessante dunkle Unterströmung. Und Klein wusste genau, dass Madeleine mit dieser Widersprüchlichkeit kein Problem haben würde. Mit “The Blue Room” ist Peyroux nun ein eigener “Meilenstein” gelungen.
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