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Madeleine Peyroux – Außergewöhnliche Anthologie einer außergewöhnlichen Künstlerin

Madeleine Peyroux 2014
Madeleine Peyroux 2014
02.10.2014
Außergewöhnliche Künstler rechtfertigen außergewöhnliche Maßnahmen. Madeleine Peyroux ist eine außergewöhnliche Künstlerin und “Keep Me In Your Heart For A While: The Best Of Madeleine Peyroux” ist gleich in mehrfacher Hinsicht eine außergewöhnliche Compilation. Denn zum einen ist es die allererste “Best Of”-Zusammenstellung überhaupt, die von Peyroux in ihrer nun schon achtzehn Jahre umspannenden Karriere veröffentlicht wird. Zum anderen bietet diese Doppel-CD nicht nur Aufnahmen, die sie in den vergangenen Jahren für Rounder Records machte, sondern auch Einspielungen, die sie bei Decca/Emarcy und ganz am Anfang ihrer Karriere bei Atlantic Records herausbrachte.
Das Sahnehäubchen ist das Titelstück dieser Compilation, eine nie zuvor veröffentlichte Coverversion des Warren-Zevon-Songs “Keep Me In Your Heart”, den Madeleine Peyroux 2011 für den Soundtrack des Independent-Films “Union Square” aufgenommen hatte. Abgerundet wird diese Produktion durch Linernotes von Yves Beavais, dem A&R-Mann, der die damals 21-jährige Peyroux Mitte der 1990er Jahre in einem New Yorker Club entdeckte und ihr Debütalbum für Atlantic Records produzierte. 
Für “Keep Me In Your Heart For A While: The Best Of Madeleine Peyroux” wurden aus dem Œuvre der Künstlerin 27 Tracks ausgesucht. Darunter befinden sich natürlich Stücke, die Peyroux allein oder mit Unterstützung von u.a. Jesse Harris, Larry Klein und Stones-Bassist Bill Wyman komponierte, aber auch einzigartige Coverversionen einiger Klassiker von u.a. Leonard Cohen (“Dance Me To The End Of Love” & “Half The Perfect World”), Bob Dylan (“You’re Gonna Make Me Lonesome When You Go”), Édith Piaf (“La Vie En Rose”), Elliott Smith (“Between The Bars”) oder Warren Zevon (“Desperados Under The Eaves” & “Keep Me In Your Heart”).
   
   

Wie diese Compilation zustande kam, erzählt Madeleine Peyroux hier in eigenen Worten:

  • Nach welchem Gesichtspunkt hast du die Tracks für “Keep Your Heart For A While: The Best Of Madeleine Peyroux” ausgewählt?
“Das Album ist ein Versuch, meine besten Arbeiten vorzuzeigen. Wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätte ich die Liste auf zehn Songs begrenzt, oder vielleicht auch nur auf drei. Denn es ist schwieriger sein Leben zusammenzufassen, wenn man dafür zu viel Raum erhält. Dies sind die Songs, die ich am meisten geliebt habe, oder die von meinen Hörern, die ich über die Jahre hinweg getroffen habe, am meisten geliebt wurden. Sie geben einem einen Überblick über das, was ich gemacht habe und vielleicht bis in alle Ewigkeit machen werde.”
  • Welches ist deine persönliche Lieblingsaufnahme dieser Kollektion?
“Das ist ‘Heaven To Me’.”
  • Hast du dich, während du an dieser Kollektion gearbeitet hast, an einen ganz besonderen musikalischen Moment erinnert?
“Ich musste an meine erste Tournee denken, die ich an der Westküste absolvierte und bei der [Schlagzeuger] Kenny Wollesen und [A&R-Mann und Produzent] Yves Beauvais auch als meine Fahrer fungierten. Ich kaufte damals viele gebrauchte Platten, spazierte durch einen Riesenmammutbaum, erlebte Cesária Évora live und hörte jemandem aus dem Publikum ‘Wir lieben dich!’ schreien, als ich bei einem Auftritt einen Moment lang scheu zögerte. Eine wirklich fantastische Erinnerung.”
  • Diese Kollektion enthält einige Stücke, die du selbst geschrieben hast. Wie sieht der Songwriting-Prozess von Madeleine Peyroux aus? Und wie gehst du vor, wenn du mit einem Koautor zusammenarbeitest?
“Ich lebe erst mal ein paar Wochen lang mit einer Idee für einen Song und versuche diese dann so zu konkretisieren, dass sich das Publikum, wenn es den Song hört, ein Bild von meiner ursprünglichen Idee machen kann. Manchmal kommen an diesem Punkt Koautoren an Bord. Wir wirken dann wie zwei Kleinkinder in einem Sandkasten, die ein mittelalterliches Schloss an einer Klippe bewundern.”
  • Verrate uns einige deiner musikalischen Einflüsse. Was ist es, was dich an ihnen so anzieht und dich beeinflusst?
“Billie Holiday, Miles Davis, Dionne Warwick, Ray Charles, James Brown, Carole King, Bob Dylan… Toughe Leute, die die Welt in Zärtlichkeit kanalisierten.”
  • Das ist die erste Compilation in den annähernd 20 Jahren deiner Schallplattenkarriere. Es hat sich sicherlich gelohnt auf sie zu warten, aber warum gab es nicht schon früher eine?
“Ich mache mir eher Sorgen, dass diese Compilation in meiner jungen Karriere noch zu früh kommt. Ich bin sicherlich sehr dankbar für das, was ich bisher tun und erleben konnte. Aber man kann nicht – vielleicht sogar nie – festlegen, welche Arbeiten eines Künstlers seine großartigsten sind. Denn das ist keine leichte Entscheidung. Ich bin Nick Phillips von Concord trotzdem wirklich dankbar, dass er dieses Projekt in die Wege geleitet hat. Ich danke ihm sowohl für seine Beharrlichkeit als auch seine Geduld.”
  • Wie legst du das Repertoire für deine Live-Auftritte fest?
“Das kostet mich immer eine Menge Aufwand, da ich Wert darauf lege, niemals die Spontaneität aus den Augen zu verlieren. Denn die ist für mich das Herz großartiger Musik. Deshalb ändert sich die Set-Liste ständig. Und das Repertoire kann dadurch nur größer und besser werden.”
  • Änderst du bewusst die Arrangements von Songs, um sie nicht nur für dich, sondern auch für deine Fans frisch zu halten? Oder entwickeln und ändern sie sich ganz natürlich im Laufe der Zeit?
“Es passiert beides. Manche Arrangements scheinen geradezu um eine bewusste Verbesserung zu betteln. Und die geschieht eigentlich organisch, wenn ich mit der Band auf Tournee oder bei Proben bin. Die Musiker machen mir dann Vorschläge. Andere Arrangements wurden nur geändert, weil wir sie satten hatten. Wir müssen beim Spielen eine gewisse Aufregung verspüren. Das ist wichtiger als an alten Arrangements festzuhalten. Es sei denn, diese üben noch immer ihren Reiz aus. Denn man soll ja nichts reparieren, was nicht kaputt ist…”
  • Gibt es Länder und/oder Städte, in denen du bevorzugt auftrittst? Wenn ja, warum?
“Ich trete mit Vorliebe dort auf, wo mich die Leute haben wollen, zuhören und reagieren… wo immer das ist. Das ist so einfach, dass es kompliziert ist, aber darum geht es letztendlich in der Musik: um die Bereitschaft, an ihr teilzunehmen.”
  • Gibt es große Unterschiede zwischen dem Publikum in den USA, Europa, Asien und Südamerika?
“Ja, ich denke, dass es Unterschiede dabei gibt, wie die Leute auf die Musik reagieren. So wie es ja auch Unterschiede in anderen Aspekten der Kultur gibt. Die Bedeutungen stehen immer in einem Kontext, und dieser Kontext hat die Oberhand. Aber es gibt etwas, das sich niemals ändert: 
die Kraft, die von einem ausgeht, wenn man jemandem in die Augen blickt, während man spricht oder singt.”
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