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Louis Sclavis: Dans La Nuit

22.03.2002
Das Album “Dans La Nuit” enthält die wunderbar eingängigen, sehr melodischen Kompositionen, die der Klarinettist Louis Sclavis für die restaurierte Version eines Stummfilmklassikers geschrieben hat.
Zu verdanken ist dieses Projekt dem französischen Regisseur Bertrand Tavernier, der Sclavis darum bat, neue Musik für Charles Vanels 1930 entstandenen Film “Dans La Nuit” zu komponieren. Zur Erinnerung: Bertrand Tavernier überraschte 1986 mit seinem filmischen Meisterwerk “Round Midnight”, in dem Tenorsaxophonist Dexter Gordon die Hauptrolle spielte, sowohl die Jazz- als auch die Filmwelt.
Louis Sclavis ist nicht nur einer der renommiertesten zeitgenössischen Jazzmusiker Europas (ein Ruf, den er nicht zuletzt seinen Einspielungen für ECM verdankt), sondern kann auch auf eine langjährige Erfahrungen als Filmkomponist zurückblicken. Seit 1980 arbeitet er immer wieder mit dem Regisseur Jean-Louis Comolli zusammen, für dessen Filme er zahlreiche Soundtracks geschrieben hat. Auch mit Bertrand Tavernier hat Sclavis schon vorher zu tun gehabt, als er die Musik für dessen Film “Ça Commence Aujourd’hui” komponierte und einspielte. Der Soundtrack erschien 1999 bei der französischen Sony und begeisterte Jazz- und Filmfans sowie die Kritiker beider Lager.
Die Kompositionen für “Dans La Nuit” folgen den dramatischen Strukturen des Films und tragen dessen Spiel mit Emotionen und den wechselnden Atmosphären hervorragend Rechnung. Das Ergebnis klingt nicht selten lebhaft “französisch” und weckt – vor allem durch das luftige Akkordeonspiel von Jean-Louis Matinier – Erinnerungen an die Ausgelassenheit in den Pariser Tanzpalästen der 30er Jahre. Aber Sclavis? Kompositionen und Improvisationen bilden auch eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart.
Bertrand Tavernier: “Es ist nicht gerade ein Kinderspiel, im Jahre 2001 einen Soundtrack für einen Film aus dem Jahre 1930 zu machen. Louis und seine Mitmusiker haben magisches Talent und ansteckenden Enthusiasmus bewiesen. Sie sublimieren und bereichern Vanels Bilder und erweisen dem Film, der laut Sclavis irgendwo zwischen Murnau und Renoir einzuordnen ist, eine inspirierte Hommage.”
Für dieses spezielle Filmmusikprojekt stellte Sclavis ein nicht weniger spezielles Ensemble zusammen: Neben dem Akkordeonspieler Jean-Louis Matinier und Vincent Courtois, dem Cellisten von Sclavis? aktueller Gruppe, ist auch Violinist Dominique Pifarély, ein ehemaliger musikalischer Partner von Sclavis, wieder einmal mit von der Partie. Schlagzeuger François Merville wiederum ist hier an Marimba und diversen Perkussionsinstrumenten zu hören.
Mit “Dans La Nuit” wird die großartige ECM-Serie “Music For Films” fortgesetzt, in der zuvor schon Eleni Karaindrous Kompositionen für Filme von Theo Angelopoulos (dokumentiert u.a. auf den Alben “Eternity And A Day” und “Ulysses? Gaze”), Jean-Luc Godards meisterliche “Nouvelle Vague” und “Histoire(s) Du Cinéma”, Tomasz Stankos Bearbeitungen der Filmmusiken von Krysztof Komeda “Litania” sowie Anouar Brahems “Khomsa” (mit Musikthemen des tunesischen Filmes) erschienen sind und international für Furore sorgten
Der restaurierte und mit der Musik von Sclavis unterlegte Film wurde im März 2000 erstmals im deutsch-französischen Kulturkanal Arte ausgestrahlt und erhielt in der Presse sehr positive Kritiken. Die CD enthält ein dreisprachiges Booklet mit Texten von Bertrand Tavernier und Louis Sclavis sowie Szenenfotos aus dem Film “Dans La Nuit”.
Musiker: Louis Sclavis – clarinets / Dominique Pifarély – violin / Vincent Courtois – cello / Jean-Louis Matinier – accordion / François Merville – percussion & marimba