Kris Bowers | News | Kris Bowers - Ein Exponent des eklektischen Zeitalters

Kris Bowers – Ein Exponent des eklektischen Zeitalters

Kris Bowers
Kris Bowers© Janette Beckman
28.02.2014
Mit seinen gerade mal 24 Jahren kann der Keyboarder Kris Bowers noch keine allzu üppige Diskographie vorweisen. Aber was ihm an Quantität abgeht, macht er durch Qualität wett. Denn unter den wenigen Alben, an denen er schon mitwirkte, befinden sich so exzellente wie Marcus Millers “Renaissance”, “Watch The Throne” von Jay-Z & Kanye West und “Cover Art” vom NEXT Collective. Nun legt Bowers, der 2011 den Thelonious Monk International Jazz Piano Competition gewann, sein ambitioniertes Debütalbum vor. “Heroes + Misfits” macht deutlich, weshalb er in der Szene – zusammen mit Robert Glasper, Christian Scott und Gerald Clayton – als eines der meistversprechenden Jazztalente gehandelt wird.
Das Album präsentiert ihn als Leader eines mit Youngstern besetzten Sextetts, zu dem sich noch die Gastvokalisten Julia Easterlin, José James und Chris Turner gesellen. Bowers offenbart einen musikalischen und kompositorischen Stil, der, obwohl er klar in der Jazztradition verwurzelt ist, auch das gegenwärtige eklektische Zeitalter reflektiert. Ähnliches tat Robert Glasper schon auf seinen beiden brillanten “Black Radio-Alben. Doch Bowers gelingt es, eine ganz eigene Perspektive zu entwickeln.
Der Sinn für kreativen Eklektizismus und Vielfalt, der “Heroes + Misfits” prägt, ist laut Bowers charakteristisch für seine Generation, die mehr Informationen ausgesetzt ist als jede vorherige Generation in der Geschichte. Während diese Informationsüberflutung potenziell überwältigend sein kann, kann sie auch, wenn sie – so wie hier – vernünftig kanalisiert wird, eine wirkliche Bereicherung sein. Doch Bowers Generation steht auch für Individualismus. “Früher definierten das Radio und die Medien im Allgemeinen, was wir hörten oder sahen oder konsumierten”, sagt er. “Aber im Internetzeitalter können die Leute selbst entscheiden, was sie hören oder verfolgen möchten. Sie müssen sich nicht anpassen. Wenn man heute ein Individualist und einzigartig ist – oder anders gesagt: ein Nichtangepasster -, wird man mehr denn je dafür gepriesen.”
Insofern ist es kein Wunder, dass gerade der Jazz, der aufgrund der Improvisationen die individualistischste aller Musiken ist, Bowers schon früh und geradezu magisch anzog. “Die Freiheit des Jazz gefiel mir sofort”, erinnert sich Bowers. “Um die Wahrheit zu sagen: ein Großteil der so genannten Popmusik – und das bezieht auch die Musik ein, die ich ich als Teenager hörte – stammt vom Jazz und Blues ab.” Auf “Heroes + Misfits” zollt Kris Bowers nun gleichzeitig seinen musikalischen Vorbildern Tribut (das Spektrum reicht von Stevie Wonder, Earth, Wind and Fire und Marvin Gaye über Filmkomponisten wie Howard Shore, John Williams und Danny Elfman bis zu seinen Klavierlehrern Kenny Barron und Fred Hersch) als auch den modernen “Helden und Unangepassten” seiner eigenen Generation.