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Subtilität gepaart mit Power – das zweite Album des John Abercrombie Quartet

Auf “Up And Coming” setzt der Gitarrist John Abercrombie die ergiebige Zusammenarbeit mit dem Quartett fort, mit dem er 2013 “39 Steps” einspielte.
Abercrombie Quartet
Abercrombie Quartet© Bart Babinski / ECM Records
12.01.2017
“Zwei Harmonieinstrumente in einer Band geraten sich normalerweise leicht ins Gehege”, merkte Rolf Thomas damals in einer Rezension von “39 Steps” in Jazzthetik an, “aber bei zwei absoluten Meistern ihres Fachs wie Abercrombie und Copland ist das natürlich kein Problem. Sie umgarnen sich in wunderbarer Weise und passen so gut zueinander, weil beide einen charakteristisch zurückhaltenden Ton bevorzugen.” Auch auf “Up And Coming” dominieren wieder lyrische Melodien sowie harmonische und rhythmische Subtilität. Doch diesmal liegt der Schwerpunkt noch mehr auf den songmäßigen Qualitäten des Materials. Abercrombies flüssige Phrasierung und sein leuchtender Ton beleben neben fünf Originalen des Gitarristen auch zwei Stücke aus der Feder des Pianisten Marc Copland sowie eine Interpretation des Miles-Davis-Klassikers “Nardis”, die den Geist von Bill Evans atmet. Bassist Drew Gress und Schlagzeuger Joey Baron erweisen sich erneut als gleichermaßen geschmeidige wie kraftvolle Begleiter.
Wie schon bei den Aufnahmen für “39 Steps” traf das Quartett auch für die Einspielung von “Up And Coming” in den New Yorker Avatar Studios mit Produzent Manfred Eicher zusammen. Wie entspannt und kongenial die Sessions verliefen, unterstreichen frei fließende, schillernde Stücke wie “Joy” und “Sunday School”. “Es wurde nicht nur viel gespielt, sondern auch viel zugehört”, sagt Abercrombie. “Die Mitglieder des Quartetts kennen sich alle seit langem. Und auch mit Manfred arbeite ich schon seit einer halben Ewigkeit – seit 1974 – eng im Studio zusammen, so dass wir nicht viele Worte brauchen. Wir können einfach tun, was wir tun.”
Abercrombies Freundschaft mit Copland reicht noch weiter zurück als die Verbindung, die der Gitarrist zu ECM hat. Sie begann, als sie in den frühen 1970er Jahren zusammen in der Band von Chico Hamilton spielten.
“Als wir uns kennenlernten, spielte Marc noch Altsaxophon – er hatte noch nicht entschieden, sich auf das Klavier zu konzentrieren”, erinnert sich der Gitarrist. "Als Musiker waren wir uns immer ähnlich. Mir gefällt sein Anschlag auf dem Klavier – er ist geschmeidig und vermischt sich mit meinem Sound, ist eher flüssig als perkussiv. Er schwebt über Taktstriche und abstrakte Dinge hinweg, respektiert dabei aber die Form. Und seine Haupteinflüsse – Bill Evans, Paul Bley – liegen mir auch sehr. Er spielt außerdem nie einfach nur das, was ich notiere. Er erweitert Melodien, verbessert sie, fügt “Coplandismen” hinzu, Dinge, die ich mag, die mir selbst aber nie einfallen würden." Für “Up And Coming” schrieb der Pianist das dunkelgefärbte “Tears” und das bezaubernde “Silver Circle”. “Marc ist ein interessanter Komponist, der auf eine andere Art schreibt als ich”, meint Abercrombie, “es ist immer ein netter Kontrast. Seine Kompositionen sind auf gewisse Weise sehr viel klassischer orientiert, weisen oft Polychords auf, aber ohne zu dicht zu klingen.”
Joey Baron lernte Abercrombie in den späten 1970er kennen, als der junge, aufstrebende Musiker bei einem Gig des Gitarristen im Lighthouse in Hermosa Beach/Kalifornien dessen regulären Schlagzeuger ersetzte.
“Joey hat es immer schon geschafft, auf Teufel komm raus zu swingen”, sagt Abercrombie, “ganz gleich, ob er mit Carmen McRae oder John Zorn spielte.” Drew Gress bildete mit Baron erstmals 2011 ein Rhythmusgespann, als Abercrombie mit seinem Quartett (dem auch noch Saxophonist Joe Lovano angehörte) “Within A Song” für ECM aufnahm. “Joey und Drew sind zusammen einfach so gut, mit ihrer lockeren, aber rhythmisch akkuraten Spielweise”, fährt der Gitarrist fort. “Und weil Joey – der unser Anker ist – alles zusammenhält, kann Drew etwas mehr riskieren, so wie er es mag.”
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