Goran Bregovic | Aktuelle News und Rezensionen

Rezensionen von Goran Bregovic

Der Geist aus der Flasche
Erlebt man Goran Bregovic auf der Bühne, passiert etwas mit dem Publikum. „Seine Musik hat Macht und Herz, Pathos und Nähe. Sie triff die Zuhörer am wunden Punkt der Gleichgültigkeit und erinnert sie an die Kraft der Klänge, die stärker ist als der Kleingeist des Alltags", konnte man über ihn in einer Konzertbesprechung der Süddeutschen Zeitung lesen und tatsächlich gelingt es dem Charismatiker aus Sarajevo bereits seit Jahrzehnten, die Menschen in seinen Bann zu ziehen. Dabei schafft seine Kunst diesen besonderen Brückenschlag zwischen dem Ernst der Tradition und dem Witz des Intellektuellen, der die Virtuosität der Musik des Balkans mit einem Augenzwinkern relativiert. Und der sein neues Album „Alkohol – Sljivovica & Champagne" dem Andenken seiner Eltern widmet. Keine Musik ohne Geschichte. „Meine Mutter ließ sich von meinem Vater scheiden, weil er, wie die meisten Offiziere, zu viel Slibowitz trank", meint Goran Bregovic in den Liner Notes. „Nachdem sie ihn verlassen hatte, unterzog er sich einer medizinischen Behandlung, um mit dem Trinken aufzuhören. In den folgenden 15 Jahren trank er keinen Tropfen mehr. Und meine Mutter starb an Leukämie. Die zweite Frau meines Vaters erzählte mir einmal, dass sie ihm heimlich hie und da gefolgt ist. Jedes Mal fand sie ihn rauchend bis zum Morgengrauen am Fenster des Militärhospitals in Split sitzen, wo drei Stockwerke höher meine Mutter starb. Nach ihrem Tod zog er zurück in sein Heimatdorf unweit der ungarischen Grenze. Er pflanzte einen Weinberg an, der ihm rund 1000 Liter im Jahr einbrachte. Mein Vater überlebte meine Mutter um zwei Jahrzehnte und trank diese 1000 Liter überwiegend selbst. Ich widme ‘Alkohol’ meinen Eltern".
vor 15 Jahren
Goran Bregovic
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