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George Thorogood And The Delaware Destroyers

George Thorogood - 2015
George Thorogood - 2015
11.06.2015
Sagen wir es einfach mal so, wie es eben ist: Zu diesem Album passt kein Rotwein, sondern eher ein Bier. Ein möglichst großes. Und noch ein guter Tipp: Stellen Sie das Glas lieber gleich auf den Tisch, denn wenn Sie es in der Hand behalten, während Thorogood anfängt zu spielen, dann haben Sie die Flecken auf dem Hemd. Auch wenn Bier da etwas weniger schlimm als Rotwein ist.
Andererseits ist dieses Album jedes ruinierte Hemd wirklich wert. George Thorogood feierte mit ihm 1977 seinen Durchbruch, auch wenn ihm nie der Sprung ganz an die Spitze gelingen sollte. Diese elf Songs aber markieren den ersten Weißen in einem Genre, das heute kaum noch jemand kennt: In der Houserockin' Music. Angedacht von Chuck Berry, zu erster Perfektion geführt von Hound Dog Taylor, einem erklärten Vorbild Thorogoods. Taylor brachte seine leider sehr wenigen Alben auf dem Label Alligator heraus, Thorogood bei Rounder, beide für den Blues in etwa das, was Verve und Blue Note im Jazz waren: Es gab Menschen, die sich diese Platten auch dann kauften, wenn sie den Künstler gar nicht kannten. Einfach nur deshalb, weil diese Firmen bekanntlich keinen Bockmist veröffentlichten, sondern verlässlich das genaue Gegenteil.
Was Houserockin' Music ist, lässt sich leicht beschreiben: Man nehme gängige Blues Patterns, ernenne Gitarre, Bass und Schlagzeug zu gleichwertigen Rhythmus-Instrumenten und setze sie permanent unter Hochspannung. Möglichst nicht bloß so ein bisschen, zaghaft darf in dieser schönen Nische gar nichts sein. Wenn sich hier jemand zwischendurch einen Kaffee bestellt, hat die Band definitiv verloren. Thorogood verlor niemals. Seine Musik erinnert zuweilen an den britischen Pub Rock eines Dr. Feelgood mehr denn an den amerikanischen Blues, dann aber findet er mit Bo Diddleys “Ride On Josephine” auch wieder zurück in die Heimat.
Musik wie ein zwar lange abgehangenes, aber halt immer noch rohes Stück Fleisch, auf das die höllisch scharfe Sauce schon wartet. Thorogoods Songs sind unfassbar archaisch, sie klingen fast alle wie Rough Mixes, instrumentale Perfektion und ausgefeilte Sounds sind offenbar und letzten Endes Gott sei Dank ihre größten Feinde. Neben zwei eigenen Songs schöpft Thorogood, damals 27 Jahre alt, aus altbekanntem Fundus, covert Elmore James gleich drei Mal, Earl Hooker und schließlich dessen Nachnamensvetter John Lee mit “One Bourbon, One Scotch And One Beer”, der Hymne dieses Albums. Bloß der Ruhe und Lethargie des alten Delta Blues', der verweigert Thorogood sich konsequent und intoniert die Klassiker stets ein bisschen nervös und getrieben. Als säßen ihm die Kopfgeldjäger schon im Nacken. Das Wiederhören macht richtig viel Spaß, dieses Re-Release kann hoffentlich dafür sorgen, dass der nach wie vor aktive Musikant wieder etwas häufiger zu erleben ist.
Diesen Sommer ist George Thorogood auch in Deutschland live zu erleben: Am 21.07. beim “Holberg-Sommer Festival” in Tuttlingen, am 23.07. in München (Circus Krone), am 24.07. in Nürnberg (Löwensaal), am 25.07. spielt er in Winterbach auf dem “9. Zeltspektakel” und zuletzt am 27.07. in Karlsruhe (Tollhaus).