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Elina Duni – bewegende Lieder über Liebe, Verlust und Aufbruch

Auf ihrem vollkommen solo aufgenommenen Album “Partir” bricht die albanisch-schweizerische Sängerin Elina Duni zu neuen musikalischen Ufern auf.
Elina Duni
Elina DuniClément Puig / ECM Records
26.04.2018
Nach den beiden hochgelobten Quartett-Alben “Matanë Malit” und “Dallëndyshe” veröffentlicht Elina Duni bei ECM nun ihre bisher intimste Aufnahme. Sich selbst auf Klavier, Gitarre und Rahmentrommel begleitend, interpretiert die in Tirana geborene Sängerin hier in neun Sprachen Stücke aus den unterschiedlichsten Quellen. Das Repertoire erstreckt sich von traditionellen Volksliedern aus Albanien, dem Kosovo, Armenien, Mazedonien, der Schweiz und dem maurischen Andalusien über einen Chanson von Jacques Brel (“Je ne sais pas”), eine Nummer des italienischen Cantautore Domenico Modugno (“Amara terra mia”) und einen Fado von Alain Oulman (“Meu limão de amargura” a.k.a. “Meu amor, meu amor”), der durch die große Amália Rodrigues unsterblich gemacht wurde, bis hin zu einem von Elina selbst verfassten Stück (“Let Us Dive In”). Geprägt sind diese zwölf Lieder durch ein sie verbindendes Gefühl der Sehnsucht, das durch Elina Dunis einzigartig ausdrucksstarke Stimme und ihre sparsamen Arrangements zusätzliche Intensität gewinnt.
Zu der Entstehung dieses reinen Soloprojekts trugen verschiedene Faktoren bei. Auf persönlicher Ebene hatte das Ende einer langjährigen Beziehung einen Schatten der Ungewissheit auf die Zukunft von Dunis Quartett geworfen. “Würden wir weitermachen, oder nicht? Wir beschlossen, eine längere Pause einzulegen. Mir kam es zu der Zeit wie das Ende eines großen musikalischen Projekts vor, und ich musste einen anderen Weg finden, um weiterzumachen.”
Eine Möglichkeit erschloss sich Duni durch ihre Mitwirkung an den Lesungen ihrer Mutter, der Schriftstellerin, Dichterin und Essayistin Besa Myftiu. “Wir haben damit 2008 begonnen: sie las aus ihren Büchern und zwischendurch spielte ich Lieder, zu denen ich mich meist selbst auf Gitarre und Perkussion begleitete. So begann ich allmählich ein Solorepertoire zu entwickeln.” Als Duni damit anfing, ganze Solokonzerte zu geben, verknüpfte sie die Lieder mit ihren eigenen Texten, die ursprünglich auf Französisch geschrieben waren und in denen sie sich mit der zunehmenden Flüchtlingskrise auseinandersetzte. Dabei machte sich die Sängerin auch Gedanken darüber, welche Bedeutung Exil in ihrem eigenen Lebenlauf hatte.
Bei Konzerten wurden diese Lieder “im Kontext eines ‘Bekenntnisses’ präsentiert, inspiriert von den Liedtexten und von Geschichten, die ich erfunden hatte, um deutlich zu machen, dass jeder von uns durch Umstände, auf die wir keinen Einfluss haben, in eine Situation geraten kann, in der wir von Orten und Menschen, die uns wichtig sind, weggerissen werden können. Und das sollte meines Erachtens zu mehr Solidarität mit denjenigen führen, die gezwungen sind wegzugehen, und generell zu mehr Solidarität untereinander. Bei den Solokonzerten, in denen ich diese Botschaft vermittelte, gewann ich den Eindruck, dass es um mehr als nur Musik ging.”
Nachdem Elina Duni über viele Jahre hinweg immer mit anderen Musikern zusammengearbeitet hatte, kam ihr die Erfahrung, die sie bei ihrem Soloprojekt machte, wie ein “Rückzug in ein Kloster” vor. “Es ist wirklich eine metaphysische Erfahrung, und man beginnt, mehr über seine inneren Ressourcen herauszufinden.” Ihre fast minimalistischen Begleitungen auf Klavier und Gitarre legen die Essenz der Songs frei.
Und ihre Stimme, ein äußerst flexibles und subtiles Instrument, hat nie besser geklungen – wie das schöne “Amara Terra Mia” gleich zu Beginn des Albums zeigt. “Lamma Bada Yatathanna” ist ein weiteres sehr bewegendes Stück, das von Dunis gewundener Stimme beherrscht und nur durch das diffuse Pochen der Daf, einer Rahmentrommel aus dem Nahen Osten, untermalt wird. Die Ausdruckspalette der Sängerin ist hier erstaunlich.Wenn man Elina zum Beispiel “Je ne sais pas” singen hört, wünscht man sich von ihr förmlich ein ganzes Album mit Brel-Interpretationen. Jedes Lied scheint ihr einen anderen möglichen Weg zu eröffnen. Radioprogrammachern steht mit “Partir” auf jeden Fall eine breite Auswahl zur Verfügung.
Wie kam die Auswahl der Lieder zustande? “Ich wollte mich ein wenig von den letzten paar Alben entfernen, bei denen der Fokus allein auf Albanien gerichtet war. Denn eigentlich macht es mir Spaß, in vielen Sprachen zu kommunizieren. Die Lieder sind sehr unterschiedlicher Herkunft. Einige kenne ich schon seit Jahren, andere gingen aus anderen Projekten hervor – das armenische Lied ‘Lusnak Gisher’ stammt von einer Theaterproduktion, an der ich beteiligt war. Das arabische Lied ‘Lamma Bada Yatathanna’ ist eines der Stücke, die ich schon kannte und mochte.
Und ich wollte e schon seit längerem singen, nicht unbedingt aus politischen Gründen, aber um ein Statement zu machen. Ähnlich ist es bei dem jiddischen Lied ‘Ofyn Weg’. Und dann war da die Frage: Wie kann ich mit diesen Liedern eine umfassendere Geschichte erzählen? Die Idee, in neun Sprachen zu singen, war ausschlaggebend – auch um erneut die Universalität des Themas – das Verlassen, die Konfrontation mit dem Unbekannten und der Wille weiterzumachen – hervorzuheben.”
 
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