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Muss die Jazzgeschichte komplett umgeschrieben werden?

Foto Auf Streife im Netz Jazzecho
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03.12.2015
Wussten Sie schon, dass Miles Davis sein Album “Kind Of Blue” nur so taufte, weil er deprimiert war, immer noch Jazz zu spielen? Oder dass es Ornette Coleman 1959 schaffte, jede nur erdenkliche falsche Note zu treffen? Im selben Jahr kam John Coltrane zum Schluss, dass Atmen nur etwas für Dummköpfe ist. Den Modalen Jazz verdanken wir übrigens der Tatsache, dass Miles Davis es irgendwann satt hatte, Akkordfolgen zu schreiben. Und der Free Jazz heißt so, weil niemand bereit ist für diese Art von Musik Geld zu bezahlen. Seit geraumer Zeit versetzt ein Witzbold der Jazzszene unter dem Hashtag #JazzIsTheWorst mit seinen Erkenntnissen ironische Nadelstiche. Sein Motto lautet: “I hate jazz, you should too.”
In seinem Twitter-Feed und seinem Blog bringt er seine absurden “Jazz-Fakten” unter die Leute, die gelegentlich mehr als nur ein Quentchen Wahrheit enthalten. Etwa wenn er schreibt: “Die durchschnittliche Länge der Aufmerksamkeitsspanne eines Amerikaners ist kleiner als die durchschnittliche Länge eines Jazzsolos.” Fast schon philosophisch wird er, wenn er behauptet: “Die Existenz von Jazz widerlegt die Existenz von Gott.”
Über die Identität des Verfassers wird im Netz eifrig gerätselt. Vieles deutet darauf hin, dass #JazzIsTheWorst selber Jazzmusiker ist. Schon im September 2013 twitterte er: “Es überrascht mich doch sehr, dass noch niemand herausgefunden hat, wer ich bin. Wenn sie es schaffen, bin ich im Arsch.” Damit könnte er aber falsch liegen. Denn unter seinen Followern befinden sich nicht wenige prominente Jazzer (u.a. Christian McBride, Joshua Redman, Greg Osby), die ihn für seine blasphemischen Einlassungen auch noch ausdrücklich loben. Und da behaupte noch einer, Jazzer seien ein humorloses Völkchen.
 
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