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Auf Streife im Netz – A Message To You, Rudy

Bei den thematischen Sessions, die live aus dem Studio des 2016 verstorbenen Rudy Van Gelder gestreamt werden, wird der Geist des legendären Tonmeisters wieder heraufbeschworen.
26.04.2021
1985 konnte der Musiker und Jazzhistoriker Ben Sidran für seine Reihe “Talking Jazz” ein seltenes Interview mit dem ansonsten notorisch schweigsamen Rudy Van Gelder führen. “Rudy ist eine Legende in der Welt der Tonaufnahme”, notierte Sidran damals, “nicht nur wegen der Tausenden von klassischen Jazzsessions, die er auf Band festgehalten hat, insbesondere die frühen Blue-Note-Aufnahmen, sondern auch, weil er nach Ansicht vieler Fans dabei half, den Sound des zeitgenössischen Jazz zu kreieren. Seine Aufnahmen aus den frühen 50er Jahren klingen auch heute noch modern. Rudy ist sich seiner Position im Jazz-Pantheon durchaus bewusst und hütet seine ‘Geheimnisse’ aktiv. Er spricht nicht über die Art der Mikrofone, die er verwendet, oder darüber, wo er sie platziert, oder über irgendetwas, das auch nur im entferntesten mit dem technischen Prozess der Musikaufnahme zu tun hat. Für viele junge Jazzmusiker von heute ist der Gang in sein Studio ein bisschen wie die Ankunft in der inneren Kammer der großen Pyramide (dort, wo sich die Geheimnisse der Vergangenheit entfaltet haben); für viele ältere Musiker von heute ist es wie eine Heimkehr.”
Eine der wenigen Personen, die Einblick in diese Geheimnisse gewinnen konnte, ist Maureen Sickler, die als Tontechnikerin und Assistentin über 30 Jahre lang mit Rudy Van Gelder eng zusammenarbeitete und sein Vermächtnis seit seinem Tod im Jahr 2016 fortführt. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Jazztrompeter, Arrangeur und Produzenten Don Sickler, gehört sie zu einem kleinen Team, das den Geist Rudy Van Gelders in seinem Tonstudio wieder aufleben läßt. Im Noverber vergangenen Jahres starteten sie die Konzertreihe “Live From Van Gelder Studio”, die per Streaming in die ganze Welt hinausgetragen wird. Die erste Session – eine Hommage an Hank Mobley – führte den Tenorsaxophonisten Joe Lovano mit dem jungen Pianisten Isaiah Thompson sowie den Veteranen Ron Carter (Bass) und Kenny Washington (Schlagzeug) zusammen.
Am 15. Mai steht nun um 21:00 Uhr New Yorker Ortszeit das zweite Konzert an, das extra für das europäische Publikum am 16. Mai um 20:00 Uhr MEZ noch einmal gestreamt wird. Im Fokus steht dann die studioeigene Hammond-B3-Orgel, auf der Größen wie Jimmy Smith, Larry Young, Ray Charles, Shirley Scott, Jack McDuff, Jimmy McGriff, Charles Earland und Dr. Lonnie Smith einige ihrer besten Alben eingespielt haben. Nun wird kein Geringerer als Joey DeFrancesco das “Biest” wieder zum Fauchen bringen. Zur Seite stehen ihm dabei der Schlagzeuger Billy Hart und Gitarrist Peter Bernstein sowie als Special Guest der Tenorsaxophonist Houston Person. “Wir freuen uns riesig darauf, eine Show mit der Hammond-Orgel des Van Gelder Studio zu machen”, sagt  der musikalische Leiter Don Sickler. “So viele wichtige Alben wurden auf genau diesem Instrument eingespielt. Ich habe bei der Zusammenstellung des Programms auf diese Aufnahmen zurückgegriffen und kann es kaum erwarten, dieses Set einem weltweiten Publikum zu präsentieren.” Die Tickets und weitere Informationen finden Sie auf der Website des Van Gelder Studios.
 
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