On The Road | News | Original Soundtrack “On The Road”: Sex, Drogen und viel Jazz

Original Soundtrack “On The Road”: Sex, Drogen und viel Jazz

Für den Filmsoundtrack “On The Road” mischte Gustavo Santaollala unter Originalaufnahmen aus der Beat-Ära eigene Kompositionen, in denen er dem Bebop einen etwas moderneren Anstrich gab.
On The Road
On The Road© Universal Music
28.09.2012
Jack Kerouacs einflussreicher Beat-Ära-Klassiker “On The Road” prägte mehr als nur eine Generation. Das Buch ist 55 Jahre nach seinem Erscheinen endlich von dem brasilianischen Regisseur Walter Salles (“Die Reise des jungen Che”) und dem US-Produzenten Francis Ford Coppola verfilmt worden. Und da es in dem Roman nicht zuletzt auch um “Sex, Drogen und Jazz” ging, hatte der Film-Soundtrack besondere Ansprüche zu erfüllen. Bei dem argentinischen Musiker/Produzenten Gustavo Santaolalla (Bajofondo) und Lynn Fainchtein lag das Projekt in besten Händen. Rechtzeitig vor dem deutschen Kinostart des Filmes am 4. Oktober erscheint nun das Album mit dem Original-Filmsoundtrack.

Mit Musikern wie Charlie Haden und Brian Blade lässt Gustavo Santaolalla das Bebop-Zeitalter wieder aufleben

Santaolallas Originalkompositionen komplementieren und kontrastieren wunderbar die vielen Stimmungen des Romans, der eine ganze Generation prägte. Die Gelassenheit und Sinnlichkeit des hypnotischen “Roman Candles” sowie das langsam schwelende “Keep It Rolling” beschwören musikalisch Bilder von durchgemachten, pikanten Nächten in den späten 1940ern herauf. Das einnehmend atmosphärische “Reminiscence” und “I Think Of Dean” fangen wiederum die tiefe Traurigkeit des Delta-Blues ein, ohne das abgenützte Vokabular dieses Genres direkt zu benutzen.

“Ich wusste vom Start weg, dass ich keine Charlie-Parker-Imitationen wollte. Also kreierte ich einen Sound, der jazzige Elemente hat, aber eine eigene Persönlichkeit besitzt”, erklärt Santaolalla seinen musikalischen Ansatz bei den Szenen, die ihm ästhetischen Freiraum gewährten. Inspiration suchte er bei progressiven Komponisten, die Minimalismus, Primitivismus und klassische Musik miteinander verschmelzen. Dabei vertraute er darauf, dass seine Begleiter – darunter der legendäre Jazzbassist Charlie Haden und der großartige Schlagzeuger Brian Blade – den Aufnahmen ein kühnes Bebop-Flair verleihen würden. Die Szenen, die einen authentischen afro-kubanischen Sound erforderten, ging Santaolalla mit besonderer Ehrfurcht an. Hier hielt er sich an das musikalische Vokabular jener Ära und arbeitete sogar mit einigen der Musiker zusammen, die Pioniere dieses Jazzablegers waren.

Originalaufnahmen aus der Beat-Ära mit einem Hauch von Verrücktheit

Lynn Fainchtein, die bereits bei sechs Oscar-prämierten Filmen (darunter “Babel”, “Maria Full Of Grace”, “21 Gramm” und “Precious”) als musikalische Beraterin fungiert hatte, übernahm die Auswahl der Songs aus dieser Epoche. Sie erstellte dafür sechs Listen mit jeweils 120 Titeln. Herausgefiltert wurden für den Soundtrack schließlich Aufnahmen von Billie Holiday und Lester Young, Dinah Washington, Charlie Parker, Dizzy Gillespie und Ella Fitzgerald. Die üppige Eleganz dieser Stücke kontrastiert wundervoll mit dem unheilschwangeren “Death Letter Blues” von Son House und Slim Gaillards neckisch swingenden Songs “Yep Roc Heresy” und “Hit That Jive Jack”.

“Wir haben uns wirklich intensiv mit der Musik der Jahre 1947 bis 1951 auseinandergesetzt. Walter wollte zwar Songs aus dieser Zeit, aber eben keine ‘Hits’. Er wollte Musik mit einer gewissen Stimmung”, erläutert Lynn Fainchtein. “Er wies auf spezielle Details im Fluss des literarischen Werks hin und suchte nach Musik, die denselben ‘Beat’ hatte. Es gibt stets den Subtext der Verrücktheit, selbst in den langsameren Liedern, die wir ausgesucht haben – er wollte Musik, die die ganze Zeit emotional provozierend sein sollte.”