Keith Jarrett Trio 1983 - 2013 | News | Die große Serie zum Jubiläum: Folge Nr. 09 - 'Tokyo'96'

Die große Serie zum Jubiläum: Folge Nr. 09 – ‘Tokyo’96′

In dieser Folge präsentieren wir Ihnen das Album ‘Tokyo’96′, erschienen im Jahr 1998. Die Serie begleitet die Veröffentlichung des neuen Albums ‘Somewhere’.
Keith Jarrett Trio - Tokyo'96
Keith Jarrett Trio - Tokyo'96© ECM Records
12.06.2013
Vor genau 30 Jahren, im Jahr 1983, hat das Keith Jarrett Trio sein erstes Album für das Label ECM veröffentlicht. Unvergesslich ist die Vielzahl an Veröffentlichungen, die weltweit Millionen von Musikfans begeistert haben. Grund genug für uns, eine kleine Retrospektive auf die Alben des Trio zu schreiben. Neben dem, was uns mit dem Trio verbindet interessiert uns aber besonders Ihre Meinung. Deshalb haben wir eine Leseraktion gestartet bei der Sie auch etwas gewinnen können. Einfach unten auf den Link klicken.
Schon damals herrschte kein Zweifel mehr daran, dass Keith Jarrett mit Bassist Gary Peacock und Schlagzeuger Jack DeJohnette eines der populärsten und besten Piano-Trios aller Zeiten bildete. Die letzte Veröffentlichung des Ensembles, die sechs CDs umfassende Box “At The Blue Note”, war ein monumentales Dokument seiner Vielseitigkeit gewesen und hatte zahlreiche Auszeichnungen erhalten: sowohl die Kritiker des amerikanischen Magazins Down Beat als auch jene des italienischen Fachblatts Musica Jazz und die des französischen Magazins Jazzman ernannten es zum Album des Jahres, in Deutschland bekam es den Preis der Deutschen Schallplattenkritik.

Als sich Keith Jarrett 1983 den “Standards” zuwandte, hatte er mehrere Ziele. Zunächst einmal war er der Ansicht, dass eine Neubewertung der kompositorischen Kunstfertigkeiten der amerikanischen Songwriter jener vergangenen Ära überfällig war. “Standards werden unterschätzt”, meinte der Pianist, “weil die Leute, glaube ich, nicht begreifen, wie schwer es ist eine Melodie zu schreiben. Die meisten der Komponisten, deren Werke ich (auf den ‘Standards’-Alben) aufgenommen habe, werden immer noch nicht ernstgenommen. Sie nehmen einen Platz ein, den niemand, der ernste Kompositionen schreibt, einnehmen könnte.” Dennoch definieren oder limitieren die Melodien selbst nicht, was in der Musik passiert. “Ich dachte mir: Irgendwer muss einmal zeigen, dass es in der Musik nicht so sehr um das Material geht, sondern darum, was man mit ihm anstellt. Es ist nicht unsere Musik. Wenn man irgend etwas besitzt, ist man nicht frei.”

Für eine solche freie Auseinandersetzung mit den Vorlagen eignet sich, so Jarrett, keine andere Besetzung besser als das Trio. “Beim Trio ist grundsätzlich nichts verboten. Es gibt keine Momente, in denen Jack nicht spielen darf, und es gibt keine Momente, in denen Jack spielen muss. Wenn Gary eine Pause einlegt, kann ich die Basslinie auf dem Piano spielen. Das Trio-Spiel ermöglicht eine Art von Interaktion, die die musikalische Verantwortung auf alle überträgt. Drei ist ohnehin eine starke Nummer. Positiv, negativ und neutral. Wir brauchen ein Pro, wir brauchen ein Kontra, und wir brauchen einen Mittelsmann…”

Dieses zwölfte Album des Trios wurde im März 1996 in der Orchard Hall in Tokio aufgezeichnet. Die gespielten Standards sind “It Could Happen To You”, “Never Let Me Go”, “Summer Night”, “I’ll Remember April”, “Mona Lisa”, “Autumn Leaves”, “Last Night When We Were Young”, “My Funny Valentine”, Charlie Parkers “Billie’s Bounce” und Bud Powells “John’s Abbey”. Wie schon so oft in der Vergangenheit wurden auch hier wieder einige Improvisationen dazu genutzt, nahtlos zu ein paar Originalen von Jarrett überzuleiten: so folgt auf “Last Night When We Were Young” Jarretts “Caribbean Sky” und auf “My Funny Valentine” die Eigenkomposition “Song”.