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Jimmy Smith – Soul-Jazzer, Meisterswinger und Monsterdompteur

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05.04.2013
Niemand hat die monströse Hammond-B3-Orgel so meisterhaft beherrscht wie Jimmy Smith (1925–2005). Bis in die 1950er Jahre hinein war das Instrument fast ausschließlich in Kirchen als preiswerte Alternative zu einer Pfeifenorgel im Einsatz gewesen. Im Jazz und in der Popularmusik spielte es nur eine marginale Rolle. Eine seltene Ausnahme bildete Wild Bill Davis, der schon kurz nach der Kommerzialisierung der ersten Hammond in den 1930er Jahren vom Klavier zur Orgel gewechselt hatte. Jimmy Smith machte seine erste Bekanntschaft mit dem Instrument 1951. Aber zum Umstieg sollte er sich erst entschließen, nachdem er 1954 Wild Bill Davis live erlebt hatte. Ein ganzes Jahr soll er sich daraufhin zurückgezogen haben, um das gern als “Monster” bezeichnete Instrument mit all seinen Tasten, Pedalen und Zugriegeln zu bändigen. Als er dann wieder aus der Versenkung auftauchte, startete er eine musikalische Revolution und legte den Grundstein für den triumphalen Siegeszug der Hammond-Orgel im Jazz, Blues, Gospel, Rock und Pop. Im Zeitraum von nur acht Jahren war Smith an rund vierzig Aufnahmesessions für das Blue Note-Label beteiligt. 1962 wechselte er zum Konkurrenzlabel Verve, wo er mit dem Album “Bashin': The Unpredictable Jimmy Smith” gleich einen fantastischen Einstand gab. In der JAZZPLUS-Serie wird dieser Klassiker nun zusammen mit dem ein Jahr darauf aufgenommenen Album “Hobo Flats” auf einer CD wiederveröffentlicht.
Auf “Bashin': The Unpredictable Jimmy Smith” präsentierte sich Jimmy Smith, der seine Alben für Blue Note meist in Trio-Besetzung oder mit anderen kleineren Ensembles eingespielt hatte, zum allerersten Mal mit einer Bigband. Für diese außergewöhnliche Begegnung lieferte ihm Oliver Nelson maßgeschneiderte Arrangements. Flankiert von anderen exzellenten Solisten wie Trompeter Joe Newman und Altsaxophonist Phil Woods, lief Smith zu Bestform auf. Und mit seiner mitreißenden Version von Elmer Bernsteins Filmthema “Walk On The Wild Side” landete der Organist auch gleich seinen ersten großen Hit für Verve. Die zweite Programmhälfte bestritt Smith dann im Trio mit Gitarrist Quentin Warren und Schlagzeuger Donald Bailey.
Die Zusammenarbeit mit Oliver Nelson war für Jimmy Smith so erfolgreich, dass er sie 1963 auf dem Album “Hobo Flats” fortsetzte. Das Repertoire fiel dabei noch abwechslungsreicher aus und umfasste neben dem Titelstück von Nelson u.a. die von Antonio Carlos Jobim geschriebene Bossa “Meditation”, Horace Silvers funky Hard-Bop-Nummer “The Preacher”, Don Gibsons Country-Song “I Can’t Stop Loving You” (der 1962 durch Ray Charles die Spitze der Charts erobert hatte) und den Blues “Trouble In Mind”. Vor allem mit den Saxophonisten Zoot Sims, Al Cohn und Phil Woods sowie den Trompetern Clark Terry, Ernie Royal und Joe Newman standen Smith auch diesmal wieder großartige Solisten zur Seite.
Die CDs der JAZZPLUS-Serie bieten jeweils zwei Originalalben eines Künstlers auf einer CD. Aber auch die anderen Aspekte der preiswerten Edition, die Einspielungen für legendäre Jazzlabels wie Verve, Mercury, Prestige, Riverside u.v.a. präsentiert, können sich sehen und hören lassen: Alle Aufnahmen wurden neu digital von den Originalbändern remastert, viele Alben erscheinen hier erstmals auf CD oder waren lange nicht mehr erhältlich. Außerdem beinhalten die Booklets komplette Faksimiles der beiden Original-LP-Artworks, sowie natürlich alle diskographischen Angaben zu den Aufnahmen.