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Dee Dee Bridgewater: Verve legt die Klassiker der amtierenden “First Lady Of Jazz” neu auf

Dee Dee Red © Philippe Pierangeli
Dee Dee Red © Philippe Pierangeli
03.06.2009
Ihren 59. Geburtstag feierte vor wenigen Tagen die amerikanische Jazzsängerin Dee Dee Bridgewater. Aus diesem Anlaß veröffentlicht ihr Label Verve Records nun acht Alben wieder, die Bridgewater dort zwischen 1989 und 2002 herausbrachte: “Live In Paris” (1989), “Victim Of Love” (1990), “In Montreux” (1991), “Keeping Tradition” (1993), “Love And Peace: A Tribute To Horace Silver” (1995), “Dear Ella”, (1997) “Live At Yoshi’s” (2000) und “This is New” (2002). Mit Ausnahme von “Dear Ella” werden all diese Alben zum Midprice angeboten.
Die am 27. Mai 1950 als Denise Garrett in Memphis geboren Dee Dee Bridgewater zählt zur kleinen Schar der Jazzvokalistinnen der mittleren Generation, deren gesangliche Ausdruckstiefe und Emotionalität an die hohen Künste einer Billie Holiday, Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan oder Betty Carter heranreichen. Nicht von ungefähr kam es, daß Dee Dee einst in Stephen Stahls umjubelter Jazzkomödie “Lady Day” in die Rolle Billie Holidays schlüpfen durfte. Die Rolle brachte ihr 1987 eine Nominierung für den Laurence Olivier Award ein. Hervorragende Kritiken erntete sie auch für ihre Auftritte in George Gruntz’ Oper “Cosmopolitan Greetings” sowie Jérôme Savarys “Cabaret”.
Bridgewater, die bereits mit 16 Jahren in Clubs auftrat, gilt heute als die führende schwarze Scat-Sängerin. Der professionelle Durchbruch gelang ihr in den frühen 70er Jahren als Vokalistin der Thad Jones/Mel Lewis Big Band. Dann folgten Auftritte an der Seite von Größen wie Sonny Rollins, Dizzy Gillespie, Max Roach, Pharoah Sanders, Roland Kirk, Roy Ayers, Dexter Gordon, Frank Foster, Nat Adderley, Chick Corea und Stanley Clarke. Ihre Vielseitigkeit stellte sie also gleich in den ersten Karrierejahren eindrucksvoll unter Beweis.
1974 bekam sie die Chance, im Broadway-Stück “The Wiz” die Rolle der Glinda zu übernehmen. Ihre begeisternde Darstellung in dem erfolgreichen Musical brachte Dee Dee den begehrten Tony Award ein und gab der kurz zuvor gestarteten Solokarriere mächtigen Anschub. Die Kritiker des Down Beat wählten sie im folgenden Jahr zur besten Nachwuchsjazzsängerin. Allerdings wendete sie sich musikalisch schon bald darauf vom Jazz ab, um sich vorübergehend ganz der seinerzeit boomenden Funk- und Disco-Musik zu verschreiben.
Die Rückkehr zum Jazz bahnte sich erst an, als Dee Dee Bridgewater 1984 in Paris in dem Musical “Sophisticated Ladies” auftrat und das dortige Publikum zu Begeisterungsstürmen hinriß. Die Amerikanerin verliebte sich in die Franzosen und beschloß, sich in Paris niederzulassen. Schnell besaß sie eine Reputation, die nur mit der zu vergleichen ist, die Josephine Baker dort Jahrzehnte zuvor genossen hatte.
“Live In Paris” und “Victim Of Love”, die beiden ersten Alben, die sie in ihrer neuen Heimat aufnahm, brachten ihr gleich zwei Grammy-Nominierungen ein. Das erste Album, auf dem sie Jazzstandards wie “All Blues”, “Misty”, “Cherokee” und “How High The Moon” interpretierte, nahm sie 1986 mit ihrem französischen Trio (Pianist Hervé Sellin, Bassist Antoine Bonfils und Schlagzeuger André Ceccarelli) auf. Von ihrer soul-jazzigen Seite zeigte sie sich danach auf “Victim Of Love”. Das Album enthielt unter anderem ein faszinierendes Duett mit dem legendären Ray Charles.
Spätestens nach der Veröffentlichung des 1990 entstandenen grandiosen Live-Albums “In Montreux” war der Jazzwelt klar, daß es Dee Dee Bridgewater endlich gelungen war, in die Fußstapfen ihrer großen Vorbilder zu schlüpfen. Beeindruckend leichtfüßig bewegte sie sich durch ein Programm aus furiosen Scat-Nummern, swingenden Up-Tempo-Titeln und zart gehauchten Balladen.

Mit der nicht minder brillanten Horace-Silver-Hommage “Love And Peace” begann die Sängerin dann 1995 eine Serie von originellen Aufnahmen, die in mancherlei Hinsicht an die klassischen Songbook-Alben von Ella Fitzgerald erinnerten. Deren krönendes Highlight war natürlich das 1997 erschienene Album “Dear Ella”, das Dee Dee Bridgewater weltweit in den Rang der amtierenden “First Lady Of Jazz” erhob und ihr zugleich ihren bisher einzigen Grammy eintrug. Dem Meisterwerk folgte drei Jahre später das Album “Live At Yoshi’s”, das als Nachtrag zu ihrer Ella-Hommage betrachtet werden durfte. Zu Dee Dee Bridgewaters “Songbook-Alben” gehörte schließlich auch der 2002 veröffentlichte Kurt-Weill-Tribut “This Is New”.

Weitere Informationen über Dee Dee Bridgewater finden Sie auf ihrer Künstlerseite.
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