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Boxen: Bill Evans vs. Oscar Peterson

21.11.2007
Bill Evans und Oscar Peterson – zwei Jazzpianisten, wie sie – zumindest auf den ersten Blick – gegensätzlicher kaum sein könnten:  Der eine war ein introvertierter, aber progressiv ausgerichteter Lyriker auf seinem Instrument, der andere machte sich einen Namen als kraftvoll swingender Traditionalist. Nun erscheinen von diesen beiden Pianisten CD-Boxen, die Jazzaficionados mit reichlich Hörstoff versorgen.
Neun CDs faßt die Bill-Evans-Box “The Complete Fantasy Recordings”, die sämtliche Aufnahmen enthält, die der 1980 verstorbene Pianist zwischen 1973 und 1979 für Fantasy Records machte. Insgesamt waren es elf Plattensessions, aus denen Einspielungen von insgesamt 98 Tracks resultierten – darunter neun Nummern von einem 1976 gegebenen Trio-Konzert, die bislang unveröffentlicht waren. Die Aufnahmen beweisen, daß der Pianist bis zu seinem Tod unermüdlich kreativ und einflußreich war. Zu hören ist Evans hier in Duetten mit dem Bassisten Eddie Gomez und dem Sänger Tony Bennett, im Trio mit Gomez und entweder Marty Morell oder Eliot Zigmund am Schlagzeug, sowie im (seltenen) Zusammenspiel mit Bläsern wie den Altsaxophonisten Cannonball Adderley und Lee Konitz, den Tenorsaxophonisten Harold Land, Warne Marsh und Zoot Sims sowie dem Trompeter Freddie Hubbard. Mit von der Partie waren außerdem die Gitarristen Kenny Burrell und Jim Hall, die Bassisten Ray Brown, Ron Carter, Paul Chambers und Percy Heath plus Schlagzeuger Philly Joe Jones. Ein besonderes Bonbon ist die neunte CD, die eine gut einstündige Aufzeichnung von Marian McPartlands bekanntem “Piano Jazz”-Radioprogramm bietet. Thema und Interview-Gast waren natürlich Bill Evans.

Eine fast schon mystische Verehrung (ähnlich jener, die heute Keith Jarretts “Standards”-Trio entgegengebracht wird) hegen viele Jazzfans und -kritiker noch immer für das Trio, das Bill Evans mit dem Bassisten Scott LaFaro und Schlagzeuger Paul Motian unterhielt. Kaum ein Jazzpianist der nachfolgenden Generationen übergeht diese Besetzung, wenn er nach seinen Einflüssen und Vorbildern befragt wird. Am 25. Juni 1961 war dieses fabelhafte Trio, das sich im Zenit seines Könnens befand, auf der Bühne des New Yorker Jazzclubs Village Vanguard zu Gast. Nicht weniger als fünf durch und durch phänomenale Sets legte das Trio an diesem Abend hin. In chronologischer Reihenfolge, so wie sie an diesem denkwürdigen Abend eingespielt wurden, liegen nun sämtliche Aufnahmen aller fünf Sets in der drei CDs enthaltenden Box “The Complete Village Vanguard Recordings, 1961” vor. Keine zwei Wochen nach diesem grandiosen Auftritt, am 6. Juli 1961, kam das junge Talent Scott La Faro bei einem Autounfall ums Leben. Bill Evans erholte sich von diesem musikalischen und menschlichen Verlust nie so ganz.
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