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Der Kamin knistert, die LPs nicht

jimmy smith
jimmy smith
08.11.2013
Es gibt immer noch Leute, die hartnäckig schwören, dass kein anderes Medium besser klingt als Vinyl-Schallplatten. Dabei sollte diese Tonträgerart eigentlich schon gar nicht mehr existieren. Denn ein paar Jahre nach dem Aufkommen der CD wurde dem Vinyl der baldige Tod prophezeit. Und eine Weile lang sah es auch ganz so aus, als würde sich die Vorhersage bewahrheiten. Denn 1993 wurden in den USA gerade einmal 300.000 Vinyl-Scheiben verkauft. Dann kehrte sich der Trend überraschend um und es wurden nach und nach wieder mehr LPs verkauft. Wurden 2011 allein in den USA 3,6 Millionen Exemplare abgesetzt, so waren es 2012 schon 4,6 Millionen. Dieses Jahr darf sich auch der Weihnachtsmann wieder mit LPs beschäftigen, dank der Vinylneuauflage dreier phantastischer Weihnachtsalben von Ella Fitzgerald, Jimmy Smith und Diana Krall. Sie wurden neu remastert und in hochwertiges Vinyl gepresst, damit sichergestellt ist, dass eventuelles Knistern vom offenen Kaminfeuer und nicht von den LPs herrührt.
Wenn die 1997 verstorbene Ella Fitzgerald sang, verbreitete sie mit jedem Ton Freude und Glück. Im Laufe ihrer Karriere eroberte sie mit ihrer Musik aber nicht nur erwachsene Jazzliebhaber in aller Welt, sondern bisweilen auch Kinderherzen. Etwa mit dem erstmals 1960 erschienenen Album Ella Wishes You A Swinging Christmas”, auf dem sie mit kindlich-koketter Stimme, aber nichtsdestotrotz jazziger “sophistication” weihnachtliche Klassiker zum Besten gab. Die eleganten Arrangements zu den bei großen und kleinen Kindern beliebten Evergreens lieferten ihr die beiden Bandleader Frank DeVol und Russell Garcia.
Diana Kralls Album “Christmas Songs” ist natürlich jüngeren Datums und erscheint hier erstmals auf LP! Krall ging im Jahre 2005 bei der Aufnahme ihres Weihnachtsalbums mit viel Enthusiasmus und enormem Swing zu Werke. Mal ist die Kanadierin mit dem Clayton-Hamilton Jazz Orchestra zu hören, mal mit kleineren Ensembles, die u.a. den Vibraphonisten Stefon Harris, die Gitarristen Russell Malone und Anthony Wilson oder den Pianisten Alan Broadbent featuren. Und der große Johnny Mandel sorgt dafür, dass bei drei Nummern der winterliche Himmel voller Geigen hängt.
Teilweise Verstärkung durch eine Bigband holte sich auch Jimmy Smith, der König der Hammond-Orgel, als er 1964 seinen kochend-swingenden Weihnachtsklassiker “Christmas Cookin'” (der auch unter dem Titel “Christmas ’64” in Umlauf war) einspielt. Die Arrangements schmiedeten ihm die Meister Billy Byers und Al Cohn. Drei Stücke nahm Smith im Trio mit Gitarrist Quentin Warren und Schlagzeuger Billy Hart auf.