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Aktuelles Album
ECM 40 Jahre - 1984
Mit Arvo Pärts „Tabula Rasa“ wird die ECM New Series aus der Taufe gehoben. Presse und Öffentlichkeit zeigen sich berührt von der Reinheit und Schlichtheit der Pärtschen Kompositionen und den engagierten Beiträgen einer außergewöhnlichen Besetzung, darunter Keith Jarrett und Gidon Kremer auf „Fratres“ und Kremer und Tatjana Grindenko mit Alfred Schnittke (präpariertes Piano) auf dem Titelstück. Dennis Russell Davies und Saulus Sondeckis dirigieren das Württembergische Staatsorchester Stuttgart und das Litauische Kammerorchester.
„Harmonium“ präsentiert Musik von John Adams, der am Ende des Jahrzehnts als einer der großen Komponisten Amerikas gefeiert wird.
Beginn der Zusammenarbeit mit Schauspieler Bruno Ganz, der auf einer New Series-Veröffentlichung Gedichte von Hölderlin, Celan, René Char und anderen liest.
In der Abteilung „Jazz“ erscheint ein Soloalbum von Chick Corea – einige seiner „Children’s Songs“ klingen allerdings wie Bartók-Miniaturen.
David Darling und Terje Rypdal, später eine Hälfte von Ketil Bjørnstads Sea Quartet, sind auf „Eos“ erstmals gemeinsam zu hören, während Barre Phillips, auch er zeitweiliger Rypdal-Mitarbeiter, mit „Call Me When You Get There“ ein charakteristisch innovatives Solo-Bass-Album herausbringt. Phillips gastiert auch auf Alfred Harths „This Earth!“, dessen ungewöhnliche Besetzung von Paul Bley, Sängerin Maggie Nicols und Tabla-Spieler Trilok Gurtu komplettiert wird.
Michael Breckers Saxophon spielt eine tragende Rolle auf John Abercrombies „Night“ und Kenny Wheelers „Double Double You“.
Nach zehn Jahren als hoch geschätzter Sideman startet Dave Holland mit „Jumpin’ In“ eine Zweitkarriere als Bandleader – Kenny Wheeler, Julian Priester und der junge Saxophonist Steve Coleman unterstützen ihn dabei.
Pat Methenys letzte ECM-Aufnahmen sind das Bandalbum „First Circle“ und „Rejoicing“ mit Charlie Haden und Billy Higgins, der einstigen Rhythmussektion von Ornette Coleman – womit die Bühne für Methenys nächstes Projekt bereitet wäre.
Zum Jahresende schockiert der plötzliche Tod von Collin Walcott (bei einem Busunfall in Ostdeutschland) die gesamte Improvisationsszene.
ECM 40 Jahre - 1991
Das Hilliard Ensemble unterstreicht mit seiner Einspielung von Gesualdos „Tenebrae Responsories“ seinen Ruf als Europas führendes Vokalensemble.
Im Titelstück von Gavin Bryars’ „After The Requiem“ stehen sich Bill Frisells Gitarre und die Streicher des Balanescu Quartetts gegenüber. Gewidmet hat Bryars sein bewegendes Werk dem Tontechniker Bill Cadman, der bei dem Lockerbie-Anschlag ums Leben kam.
Arvo Pärts „Miserere“ kommt mit einer langen Besetzungsliste heraus, darunter das Hilliard Ensemble, der Western Wind Chor, das Orchester der Beethovenhalle Bonn, Sopranistin Sarah Leonard und Pierre Favre an Pauken und Djembe-Trommeln.
Kim Kashkashian formiert sich mit Perkussionistin Robyn Schulkowsky zu einem neuen Duo und setzt die Zusammenarbeit mit Robert Levin auf einem Album mit Musik von Schostakowitsch, Linda Bouchard und Paul Chihara fort.
Wichtige Neuzugänge bei ECM sind der tunesische Oud-Virtuose Anouar Brahem, der auf seinem Album „Barzakh“ geschickt östliche und westliche Einflüsse ausbalanciert, und die griechische Komponistin Eleni Karaindrou, wie Brahem Traditionalistin und Internationalistin zugleich, deren „Music For Films“ vor allem dem Regisseur Theo Angelopoulos zu verdanken ist. Zu den Solisten zählt Jan Garbarek, der auch in einem spannenden (aber kurzlebigen) Trio mit Miroslav Vitous und Peter Erskine auf „Star“ zu hören ist und auf „Alpstein“ mit Paul Giger dessen alpenländische Wurzeln erforscht.
Arild Andersen widmet sich unterdessen norwegischer Volksmusik, auf seinem Album „Sagn“ mit Sängerin Kirsten Bråten Berg ebenso wie auf Masqualeros „Re-Enter“.
Hal Russells „The Finnish/Swiss Tour“, dessen Titel eine eher ungewöhnliche Reiseroute vermuten lässt , ist ein wilder Parforceritt, dessen kinetische Energie irgendwo zwischen Albert Ayler und den Keystone Kops liegt.
ECM 40 Jahre - 2014
ECM 40 Jahre - 1998
Jenseits des Tango Nuevo: „Kultrum“ ist Dino Saluzzis Musik für Bandoneon und Streicher und eine sehr erfolgreiche transkulturelle Zusammenarbeit mit dem Rosamunde Quartett.
Arvo Pärts „Kanon Pokajanen“ erscheint zeitgleich mit der Uraufführung des Werks im Kölner Dom.
Mit seiner radikalen Interpretation von Bachs „Kunst der Fuge“ wird das Keller Quartett in den Medien und vom Publikum gefeiert.
Das Hilliard Ensemble singt Orlando di Lasso auf „Lassus“.
Heinz Holliger, Maurice Bourgue, Thomas Zehetmair und Freunde spielen die Trio-Sonaten von Jan Dismas Zelenka ein.
Kancheli erzählt die tragische Geschichte Georgiens in „Trauerfarbenes Land“.
Eleni Karaindrous Musik zu Theo Angelopoulos’ Film „Die Ewigkeit und ein Tag“ (in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet) wird ein weiterer Bestseller für die griechische Komponistin.
Auf Jan Garbareks „Rites“ geht es um Rituale des Anfangs und des Übergangs – alte Songs, die wieder aufgegriffen werden, ein Tribut an Don Cherry, Grüße an den georgischen Dirigenten und Komponisten Jansug Kakhidze und neue Stücke, die das Grenzgebiet zwischen den Genres ausloten.
Dave Holland und John Surman treffen Anouar Brahem auf dem Trio-Album „Thimar“.
Christian Wallumrød ist mit „No Birch“ ebenso ein ECM-Debütant wie sein Trompeter Arve Henriksen.
Bobo Stensons „War Orphans“ setzt mit dem Titelstück von Ornette Coleman und Coverversionen von Duke Ellington und Silvio Rodriguez den Standard für weitere abenteuerlustige Programme dieses Trios.
Der französische Pianist Francois Couturier gibt seinen Einstand im Duo mit Dominique Pifarély auf „Poros“.
ECM 40 Jahre - 2004
Der österreichische Pianist Till Fellner debütiert mit einer nachdenklichen und sensiblen Interpretation von Bachs Wohltemperiertem Klavier. Alfred Brendel ist voll des Lobes: „Er spielt Bach anders und vielleicht besser als ich.“
Das zweite Album des Trio Mediæval, „Soir, dit-elle“, kehrt das Verhältnis von alter zu neuer Musik um und enthält speziell für die drei Sänger geschriebene Stücke von Gavin Bryars und Ivan Moody.
Eleni Karaindrous charakteristisch elegische Musik zu Angelopoulos’ „The Weeping Meadow” wird einfühlsam und hoch konzentriert dargeboten von einem über zehn Jahre gewachsenen Stamm-Ensemble.
Beeindruckende Besetzung für Tigran Mansurians seelenvolle Musik auf „Monodia“: Kim Kashkashian, Jan Garbarek, Leonidas Kavakos, das Hilliard Ensemble und das Münchner Kammerorchester unter Christoph Poppen.
Das Hilliard Ensemble feiert dreißigsten Geburtstag mit dem zwanzigsten ECM-Album und den Motetten des geheimnisumwitterten Guillaume de Machaut.
Valentin Silvestrovs „Requiem for Larissa“ ist ein bewegender Tribut an die Frau des Komponisten und „eines der wichtigsten Requiems der Moderne“ (BBC Music Magazine).
Die „Tokioter Version“ von Helmut Lachenmanns „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“, seiner Ende der 90er Jahre uraufgeführten sozialkritischen Oper, gewährt tiefe Einblicke in Lachenmanns radikal poetische Schaffensprozesse.
Gleich zwei ECM-Alben nehmen Bezug auf den belgischen Komponisten und Violinisten Eugène Ysaÿe. Heinz Holligers Violinkonzert trägt den Untertitel „Hommage à Louis Soutter“ und hinterfragt die Beziehung zwischen dem Schweizer Maler und Musiker und Eugène Ysaÿe. Thomas Zehetmair spielt als zentraler Protagonist dieser labyrinthischen „Biographiemusik“ mit enormer Ausdruckskraft und Intensität – ebenso wie auf seinem eigenen Album mit Violinsonaten von Ysaÿe.
András Schiff und Miklos Perényi gewinnen zahlreiche Preise mit ihrer Aufnahme von Beethovens Werken für Klavier und Violoncello.
„Chants, Hymns And Dances“ mit Musik von G.I. Gudjieff und Vassilis Tsabropoulos erobert die Klassik-Charts in den USA.
Enrico Rava kehrt nach langer Abwesenheit mit dem spielerischen „Easy Living“ zurück, das auch das große Talent seines Pianisten Stefano Bollani erkennen lässt.
Jan Garbareks „In Praise Of Dreams“ mischt akustische und elektronische Elemente zu neuen Klangfarben und -strukturen und ist nach „Monodia“ bereits das zweite Album dieses Jahres, auf dem Garbarek und Kim Kashkashian gemeinsam zu hören sind. Garbarek: „Wie sie Viola spielt, ihre sensible Phrasierung, all die Feinheiten und Nuancen in der Erzeugung des Klangs, das alles kommt meiner Vorstellung von idealem Saxophonspiel sehr nahe.“ Auf „Praise Of Dreams“ interagieren Viola und Saxophon über dem rhythmischen Geflecht von Drummer Manu Katché.
Steve Kuhns „Promises Kept“ ist die Erfüllung eines lebenslangen Wunsches. Kuhns Klavier, begleitet von Streichern, erinnert an „The October Suite“, sein legendäres Projekt mit Gary MacFarland.
Auf „Storyteller“ spielt Marilyn Crispell Stücke aus der Feder von Paul Motian.
„Which Way Is East“ von Charles Lloyd und Billy Higgins ist eine faszinierende, kurz vor Higgins’ Tod enstandene Heimarbeit – zwei Altmeister, die über ein vielfältiges Instrumentarium in einen fesselnden Dialog treten.
ECM 40 Jahre - 2006
Die ECM Cinema DVD Edition startet mit „Four Short Films“ von Jean-Luc Godard und Anne-Marie Miéville im Paket mit einem 120-Seiten-Buch.
„Juan Condori“, eine in Buenos Aires aufgenommene Saluzzi-Familienproduktion, ist einem indianischen Freund aus Dino Saluzzis Kindheit gewidmet und integriert Folk-Elemente mit Improvisation. Dino beschreibt das so: „Alles fließt zusammen. Wie klares Wasser.“ Was auch ein ECM-Motto sein könnte.
Mit „Stoa“ führt Nik Bärtsch, Leader der Band Ronin, in sein „Zen-Funk“-Konzept ein, das die Schnittmenge aus James Brown und minimalistischer Musik sucht.
In seinem Trio Sangam lässt Charles Lloyd den Einfluss indischer Musik stärker zum Tragen kommen und Saxophone und Flöte in lebhafte Auseinandersetzungen mit Eric Harlands Drums und Zakir Hussains Tabla eintreten.
„The Wind“ dokumentiert die Begegnung des iranischen Kamanche-Virtuosen Kayan Kalhor mit Erdal Erzincan, dem führenden Vertreter der anatolischen Baglama-Tradition.
Paul Motians elektrische Band, mit drei Lead-Gitarristen und zwei Tenoristen, lässt auf „Garden of Eden“ den Geist des Bebop wiederauferstehen. ... Terje Rypdal huldigt auf dem Live-Album „Vossabrygg“ dem Miles Davis der „Bitches Brew“-Ära, begleitet von Palle Mikkelborgs Trompete. Rypdals Sohn Marius verdichtet das Ganze durch Samples, die ausschließlich aus Terjes ECM-Diskographie stammen.
Ein weiteres Projekt, dessen inspirative Wurzeln in den Anfangsjahren des Jazzrock zu finden sind, ist das Trio Beyond (Jack DeJohnette, John Scofield, Larry Goldings). Ihr Album „Saudades“, ebenfalls live aufgenommen, orientiert sich an der Rock/Jazz-Dynamik der Band Lifetime und den Kompositionen von Tony Williams.
Stefano Bollanis „Piano Solo“ ist ein enzyklopädischer Streifzug durch die Geschichte des Jazz und darüber hinaus. Bollani spielt einen Scott-Joplin-Rag, frühe Tangomusik, Standards und Melodien von Armstrong und Nat King Cole, improvisiert über ein Thema aus Prokofjews erstem Klavierkonzert, covert „Don’t Talk“ von den Beach Boys – und lässt die ganze stürmische Reise durch die Genres wie organische Entwicklung wirken.
Keith Jarretts „Carnegie Hall Concert“ (aufgenommen 2005) ist eine beeindruckende Rückkehr zur Solo-Improvisation nach langer Krankheitspause.
Auf „Nostalghia“ würdigt François Couturier die Filmkunst Andrei Tarkovskys nicht mit szenischer oder filmischer Musik, sondern durch neue Kompositionen und Improvisationen, die Assoziationen an Tarkovskys Werke wecken.
Eleni Karaindrou bedient sich auf „Elegy Of The Uprooting“ eines großen Ensembles mit Orchester, Chor, traditionellen Instrumenten, Solisten, der Komponistin am Klavier sowie der legendären Sängerin Maria Farantouri. Sie alle bringen Karaindrous musikalische Geschichte in Form einer „szenischen Kantate“ zu Gehör.
Frank-Peter Zimmermann und Heinrich Schiff interpretieren Musik von Ravel, Honnegger, Martinu, Bach und Pintscher mit dem blinden Verständnis, das aus zwanzig Jahren des Zusammenspiels erwächst. Die New York Times spricht von „messerscharfer Intelligenz und unerbittlicher Virtuosität“, während Gramophone fragt: „Ist dies das beste Violine/Cello-Duo unserer Zeit?“ und die Frage positiv beantwortet.
Neue Wege zu alter Musik sind ein wiederkehrendes Thema auf New Series und werden zum Beispiel von den Lautenisten Rolf Lislevand und Stephen Stubbs auf wichtigen Aufnahmen wie „Nuove Musiche“ und „Teatro Lirico“ beschritten.
Barockviolinist John Holloway wendet sich Bachs Sonaten und Partiten zu und zeigt, dass die gewaltigen, erst vor kurzem von Gidon Kremer in Angriff genommenen Gipfel, auf ganz unterschiedliche Weise erklommen werden können.